Problematisch ist auch der Dokumentationsaufwand. Der wird laut Bausewein immer größer. Penibel muss Buch geführt werden. „Da ist sicher vieles sinnvoll – manches aber vielleicht auch etwas übertrieben“, sagt Bausewein.
Schließlich ist da noch die Frage nach der Herkunft des Fleisches. Durch viele Skandale um Gammelfleisch und falsch etikettierte Ware sind die Kunden sensibler geworden. Bausewein bezieht sein Fleisch aus der Region. „Da habe ich einen Stamm an Bauern, denen ich vertraue.“
Das Problem: Kleinere Bauernhöfe verschwinden zunehmend. Mit den großen Mastbetrieben können sie kaum noch mithalten. Viele der Bauern, von denen Bausewein Tiere bekommen hatte, haben aufgehört. Schweinefleisch bezieht Bausewein deshalb mittlerweile von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Schwarzenau (LVFZ), Rinder schlachtet der Familienbetrieb aber immer noch selber.
„Lieber lokal als bio“
Volker Bausewein, Metzger
Die Mast- und Fleischindustrie ist im Umbruch. Wichtiger wird dabei auch das Label „Bio“. Volker Bausewein steht dem eher kritisch gegenüber. Nicht, dass er nicht gerne mehr Bio-Fleisch verkaufen würde. Doch: „Woher soll ich das beziehen?“, fragt er. Er stehe vor der Wahl, entweder Biofleisch von weit entfernten Mastbetrieben zu beziehen, oder bei kleineren, lokalen Bauern Tiere zu kaufen – und entscheide sich dann lieber für Letzteres.
„Ich frag mich manchmal schon, wo die großen Discounter so viel Bio-Fleisch herkriegen“, sagt Bausewein. Dass Massentierhaltung mit Biotrend und Tierwohl zusammenpasst, erscheint zumindest fraglich.
Risikofaktor Fleisch?
Und wie ist das mit der Gesundheit? Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) hat Ende Oktober einen Bericht veröffentlicht. Demnach ist rotes Fleisch wahrscheinlich und verarbeitetes Fleisch sicher krebserregend. Volker Bausewein sieht das gelassen. „Die Menge ist da sicher entscheidend“, sagt er. Wie bei allem ist zu viel schädlich. „Wir essen selbst auch nicht jeden Tag Unmengen Fleisch.“ Angst, dass der Fleischkonsum deshalb zurückgeht, hat Bausewein nicht. „Die Kunden können das sicher ganz gut einschätzen.“
Diese Erfahrung hat Volker Bausewein zumindest bei früheren Problemen gemacht. Beispielsweise beim Skandal um nicht deklariertes Pferdefleisch in Lasagne im Januar 2013. Damals waren neben britischen Firmen auch große Supermarktketten in Deutschland betroffen. Das Ergebnis: Der Fleischkonsum ging zeitweise zurück. „Dann gehen die Kunden aber wieder verstärkt zu lokalen Metzgereien, weil sie uns vertrauen“, erklärt Bausewein.
Eine Erfahrung, die auch Stefan Ulbricht vom Fleischverband bestätigen kann: „Der 'Metzger des Vertrauens' wird in solchen Situationen wieder wichtiger. Leider vergessen die Kunden das aber auch schnell. Dann wird wieder eher auf den Preis geschaut.“
Trotzdem ist sich Volker Bausewein sicher: „Frische und Qualität“ überzeugt die Kunden. Nur so könne man im immer enger werdenden Markt überleben – und eben nicht, wie so viele Kollegen, unter dem Druck der großen Fleischindustrie zugrunde gehen.
Noch eine Auszeichnung: Kirsten Paul ist Lehrling im dritten Ausbildungsjahr und hat beim „Plattenwettbewerb“ in Stuttgart Gold geholt.