Im Sommer locken nicht nur die Schwimmbäder - viele zieht es an den Fluss. Im ersten Teil unserer Sommerserie besuchen wir einen Badestrand in Marktsteft.
„Aber schreiben Sie lieber nicht, wie schön es hier ist“, sagt Ursula Lück und lächelt. „Sonst wird es noch voller.“ Die Frau aus Ochsenfurt hat die Badebucht in Marktsteft eher zufällig mit ihrem Mann Dietmar entdeckt, als sie mit dem Rad unterwegs waren. „Wir haben uns gesagt, da kommen wir morgen noch einmal mit Badesachen her.“ Das war vor 15 Jahren.
Seitdem sind die beiden regelmäßig hier, sitzen im Schatten, lesen. Vor ihnen planschen Kinder im Wasser, buddeln im Sand. Der Platz ist bei vielen beliebt, nicht nur bei den Marktsteftern. Das Ufer fällt sachte ab – ideal für die Kleinsten. „Ab 16 Uhr wird es langsam voll“, sagt Dietmar Lück, dann geht das Ehepaar meistens. Eine Frau aus Marktsteft weiß: „Wenn man es richtig ruhig will, dann fährt man noch ein Stück flussabwärts.“
„Die Qualität des Wassers im Main ist gut.“
Matthias Geib Hygienekontrolleur
An diesem Tag liegen nur etwa 30 Menschen auf der Wiese. Auch zwei Frauen aus Kitzingen sind heute mit ihren Kindern in der Badebucht. „Es werden sicher noch mehr“, sagt eine von ihnen. Warum sie herkommen? „Hier ist es noch so naturbelassen.“ Schilf begrenzt die Bucht, von den Bäumen am Ufer hängen Äste übers Wasser. Einige sind abgebrochen. „Als es vor kurzem so gestürmt hat, hatten wir schon Angst, unser Stammplatz wäre verwüstet“, erzählt Ursula Lück. Doch der Baum hielt, wenn auch mit Blessuren. Auf dem Main zieht gerade ein großes Transportschiff vorbei. Die Kinder winken.
Ein ideales Badegewässer ist der Fluss eigentlich nicht. In größeren Flüssen bilden sich immer mal wieder unberechenbare Wirbel und Strömungen. „Der Main ist sicherlich nicht so wild, wie der Rhein“, sagt Markus Reinhardt vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg. Dennoch könnten auch hier gefährliche Situationen entstehen. Außerdem können bei geringer Sichttiefe Müll und Glasscherben zu Verletzungen führen.
In den 15 Jahren, die sie nun schon regelmäßig hier sind, haben die Lücks nur eine gefährliche Situation erlebt. Ein Frau schwamm zu weit hinaus, wurde abgetrieben. „Ein paar starke Männer haben sie rausgeholt.“ Passiert sei ihr Gott sei Dank nichts. „Die meisten sind aber sehr vorsichtig“, sagt Ursula Lück. Auch ohne Absperrung würden nur wenige die Bucht verlassen und rausschwimmen. Deshalb passiere auch ohne Badeaufsicht so wenig.
Ein anderes Thema ist die Wasserqualität. „Der Main ist viel sauberer, als noch in den 1970er Jahren“, erklärt Markus Reinhardt. Das bestätigt auch Matthias Geib vom Landratsamt Kitzingen: „Die Qualität des Wassers im Main ist gut“, sagt der Hygienekontrolleur. Gerade das relativ geschlossenes Netz von Kläranlagen habe dazu wesentlich beigetragen, so Reinhardt.
Trotzdem: Komplett unbedenklich sei das Baden nicht. Das Wasserwirtschaftsamt überprüfe nur den natürlichen Zustand der Gewässer. Doch nicht alles, was für so einen großen Fluss „natürlich“ ist, ist auch für den Mensch unbedenklich. Reinhardt gibt ein Beispiel: Vielleicht könne man aus einem sauberen Bergbach trinken. Vielleicht liege aber auch zehn Meter weiter eine tote Ratte im Wasser – und man bekommt Durchfall. „Das Problem ist bei Flüssen natürlich noch einmal größer.“ Der Main sei schon deshalb, auch ohne menschlichen Einfluss, stärker belastet als stehende Gewässer.