Sommerserie: Mein Main

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Am Mainufer in Marktsteft entspannen sich nicht nur Einheimische.
Robert Wagner
Ein Schiff zieht vorbei, Kinder planschen im Wasser. Am Main ist es idyllisch – aber nicht immer ungefährlich.
Fotos: Robert Wagner
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Im Sommer locken nicht nur die Schwimmbäder - viele zieht es an den Fluss. Im ersten Teil unserer Sommerserie besuchen wir einen Badestrand in Marktsteft.

„Aber schreiben Sie lieber nicht, wie schön es hier ist“, sagt Ursula Lück und lächelt. „Sonst wird es noch voller.“ Die Frau aus Ochsenfurt hat die Badebucht in Marktsteft eher zufällig mit ihrem Mann Dietmar entdeckt, als sie mit dem Rad unterwegs waren. „Wir haben uns gesagt, da kommen wir morgen noch einmal mit Badesachen her.“ Das war vor 15 Jahren.

Seitdem sind die beiden regelmäßig hier, sitzen im Schatten, lesen. Vor ihnen planschen Kinder im Wasser, buddeln im Sand. Der Platz ist bei vielen beliebt, nicht nur bei den Marktsteftern. Das Ufer fällt sachte ab – ideal für die Kleinsten. „Ab 16 Uhr wird es langsam voll“, sagt Dietmar Lück, dann geht das Ehepaar meistens. Eine Frau aus Marktsteft weiß: „Wenn man es richtig ruhig will, dann fährt man noch ein Stück flussabwärts.“

„Die Qualität des Wassers im Main ist gut.“
Matthias Geib Hygienekontrolleur

An diesem Tag liegen nur etwa 30 Menschen auf der Wiese. Auch zwei Frauen aus Kitzingen sind heute mit ihren Kindern in der Badebucht. „Es werden sicher noch mehr“, sagt eine von ihnen. Warum sie herkommen? „Hier ist es noch so naturbelassen.“ Schilf begrenzt die Bucht, von den Bäumen am Ufer hängen Äste übers Wasser. Einige sind abgebrochen. „Als es vor kurzem so gestürmt hat, hatten wir schon Angst, unser Stammplatz wäre verwüstet“, erzählt Ursula Lück. Doch der Baum hielt, wenn auch mit Blessuren. Auf dem Main zieht gerade ein großes Transportschiff vorbei. Die Kinder winken.

Ein ideales Badegewässer ist der Fluss eigentlich nicht. In größeren Flüssen bilden sich immer mal wieder unberechenbare Wirbel und Strömungen. „Der Main ist sicherlich nicht so wild, wie der Rhein“, sagt Markus Reinhardt vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg. Dennoch könnten auch hier gefährliche Situationen entstehen. Außerdem können bei geringer Sichttiefe Müll und Glasscherben zu Verletzungen führen.

In den 15 Jahren, die sie nun schon regelmäßig hier sind, haben die Lücks nur eine gefährliche Situation erlebt. Ein Frau schwamm zu weit hinaus, wurde abgetrieben. „Ein paar starke Männer haben sie rausgeholt.“ Passiert sei ihr Gott sei Dank nichts. „Die meisten sind aber sehr vorsichtig“, sagt Ursula Lück. Auch ohne Absperrung würden nur wenige die Bucht verlassen und rausschwimmen. Deshalb passiere auch ohne Badeaufsicht so wenig.

Ein anderes Thema ist die Wasserqualität. „Der Main ist viel sauberer, als noch in den 1970er Jahren“, erklärt Markus Reinhardt. Das bestätigt auch Matthias Geib vom Landratsamt Kitzingen: „Die Qualität des Wassers im Main ist gut“, sagt der Hygienekontrolleur. Gerade das relativ geschlossenes Netz von Kläranlagen habe dazu wesentlich beigetragen, so Reinhardt.

Trotzdem: Komplett unbedenklich sei das Baden nicht. Das Wasserwirtschaftsamt überprüfe nur den natürlichen Zustand der Gewässer. Doch nicht alles, was für so einen großen Fluss „natürlich“ ist, ist auch für den Mensch unbedenklich. Reinhardt gibt ein Beispiel: Vielleicht könne man aus einem sauberen Bergbach trinken. Vielleicht liege aber auch zehn Meter weiter eine tote Ratte im Wasser – und man bekommt Durchfall. „Das Problem ist bei Flüssen natürlich noch einmal größer.“ Der Main sei schon deshalb, auch ohne menschlichen Einfluss, stärker belastet als stehende Gewässer.

„Fließgewässer sind schwieriger zu überprüfen, weil es sich nicht wie bei Badeseen um recht statische System handelt“, bestätigt Matthias Geib. Besonders bei starkem Regen werden Dreck und damit auch Bakterien ins Wasser gespült. So geschehen beim Hochwasser 2013: Zu dieser Zeit seien die Höchstwerte kurzzeitig überschritten worden.

Auf den über 400 Kilometer Länge des Mains kann einiges an Dreck und Schmutz zusammenkommen. Das zeige sich dann oft lokal – einige Kilometer weiter sei die Wasserqualität dann schon wieder deutlich besser. Das macht auch die Überprüfung der Wasserqualität bei fließenden Gewässern besonders schwierig. Auch von Tag zu Tag könne die Situation eine andere sein. „Es ist deshalb schwer, Empfehlungen auszusprechen“, so Geib.

„Jeder nimmt hier seinen Müll wieder mit.“
Ursula Lück Badegast am Main

An insgesamt drei Stellen wird die Badewasserqualität des Mains im Landkreis überprüft: Bei der Schiffsanlegestelle bei Volkach, beim Campingplatz in Sommerach und in der Badebucht in Marktbreit. „Prinzipiell besteht bei fließenden Gewässern von Seiten des Gesundheitsamts keine Verpflichtung zur Untersuchung“, sagt Geib. Die Untersuchungen werden trotzdem gemacht. Man wisse, dass viele Menschen im Main baden. Gesucht wird nach sogenannten „Fäkalindikatoren“. „Bei einer deutlich erhöhten Konzentration dieser Bakterien muss mit dem Vorkommen weiterer potenzieller Krankheitserreger gerechnet werden.“

Das Baden im Main erfolge grundsätzlich auf eigenes Risiko, sagt Geib. Sorgen machen sich die Badegäste in Marktsteft nicht. „Von uns hatte noch nie jemand einen Ausschlag oder Durchfall“, sagt eine junge Mutter. Ursula Lück lobt derweil auch die Sauberkeit der Wiese – obwohl hier nicht offiziell gereinigt wird. „Jeder nimmt hier seinen Müll wieder mit.“ So bleibe es auch außerhalb des Mains sauber. Ein Bewusstsein für die Gefahren, Verantwortungsgefühl für die Natur – mit der richtigen Einstellung steht dem Badespaß auch in Zukunft nichts entgegen. Nicht nur in der Badebucht in Marktsteft.
 



Kommentar: Schön ist's

Sommer, Sonne und – ja was eigentlich? Strand? Spannung? Spaß? Viel zu oft leider wohl eher: Stress.

Der beginnt schon bei der Zielauswahl: Spanien? Italien? Griechenland? Die Suche nach dem Geheimtipp und dem Schnäppchen ist meist genauso schwierig wie letztlich vergebens. Selbst wenn man etwas Schönes entdeckt – man wird selten der einzige sein, dem das gelingt. Und dann wird es vor allem eines: voll.

Planen, packen, plagen – viel Zeit geht schon bei der Vorbereitung drauf. Was nimmt man alles mit, was bleibt lieber da? Meist kann man sich sicher sein: Das Wetter wird am Reiseziel immer genau anders, als erwartet und gehofft.

Bis die ganze Familie soweit ist, vergehen gefühlt Jahre. Diskussionen drohen. Am Ende ist man schon vor dem Urlaubsbeginn reif für die Insel. Und wer dann zum Start der Ferienzeit Richtung Süden aufbricht, kann sich vor allem über eines „freuen“:  Stau. Gibt es dazu denn gar keine Alternativen?

Doch: Sommer genießen bei gutem Essen und noch besserem Wein? Planschen an idyllischen Ufern? Malerische Städtchen mit mittelalterlichem Flair erkunden? Spiel und Spaß für Groß und Klein? Das kann man alles auch bei uns im Landkreis haben. Urlaub zuhause – sicher nicht die schlechteste Alternative.

Oft genug verliert man jedoch den Blick für die Schönheit, die sich direkt vor der eigenen Haustür erstreckt. Frei nach dem Motto: Der Rasen des Nachbarn ist immer grüner. In den nächsten Wochen wollen wir deshalb an dieser Stelle einige Möglichkeiten vorstellen, wie man auch und gerade bei uns den Sommer genießen kann. Damit man nicht vergisst, wie schön es hier eigentlich ist.