Schüler organisieren einen Poetry Slam im Kitzinger Jungstil. Der soll Spaß machen - und Selbstvertrauen geben. Dabei hilft ihnen eine professionelle Slammerin aus Würzburg.
Ein bisschen nervös sind sie ja schon. „Nein, Mann, du denkst nur an dich, an deine Gefühle, dass es dir gut geht. Aber an mich – hast du auch mal an mich gedacht?“ Das Blatt, von der die Schülerin ihren Text abliest, zittert ein wenig. Ihre Stimme ist etwas brüchig. „Druckt euch den Text möglichst groß aus – und am besten legt ihr noch einen Block drunter“, rät Pauline Füg. „Dann zittert das Papier nicht und eure Nervosität fällt nicht so auf.“
Pauline Füg muss es wissen. Seit 14 Jahren ist die Würzburgerin als „Poetry Slammerin“ unterwegs, trägt auf Bühnen in ganz Deutschland ihre Texte vor. Doch an diesem Tag ist sie aus einem anderen Grund im Jungstil in Kitzingen. Sie soll den Schülern und Schülerinnen des Armin-Knab-Gymnasiums (AKG) und der Richard-Rother-Realschule Profi-Tipps für ihren Auftritt am 28. Oktober geben.
„Man weiß nicht, was einen erwartet. Das macht den Reiz des Poetry Slam aus.“
Pauline Füg Poetry Slammerin
Dann nämlich sollen die zwölf Teilnehmer ihre eigenen Texte vortragen. Und das mit viel Emotionen, ausdrucksstark und eindrücklich. Schließlich geht es dann darum, die Gunst des Publikums zu erringen. Wie bei einem Poetry Slam üblich, dürfen die Gäste per klatschen den Sieger küren. Bei dem Vorbereitungstraining mit Pauline Füg sollen die Schüler darauf vorbereitet werden.
Die Slammerin hat für jeden Vortragenden ein paar warme Worte bereit. Und immer wieder hilfreiche Tipps: „Ihr müsst die Texte immer wieder vor euch hersagen. Das Schlimmste ist, wenn ihr euch verhaspelt“, betont sie. „Ihr müsst Gefühl in eure Worte legen und laut sprechen. Eure Worte sollen schließlich Jeden erreichen.“ Füg geht mit gutem Beispiel voran: Ihre Stimme erfüllt den ganzen Raum, sie gestikuliert großzügig.
Der geplante Poetry Slam am Freitag ist Teil und Krönung eines Projektseminars des AKG, geleitet von Deutschlehrerin Antje Pöllot. Die Schüler des Porjekts nehmen nicht selbst am Slam teil, sie müssen organisieren, vorbereiten und den Teilnehmern helfen. Der Poetry Slam ist als schulübergreifendes Projekt gedacht. „Wir wollten möglichst viele Jugendliche erreichen“, sagt Pöllot.
„In der Schule beschäftigen wir uns meist mit Texten toter Autoren“, erzählt sie. „Ich versuche immer, auch moderne Literatur mit einzubeziehen.“ Am Poetry Slam reizen die Lehrerin, die auch für die Theatergruppe des Gymnasiums verantwortlich ist, nicht nur die Texte. „Mich fasziniert die Verbindung der Literatur mit der Präsentation auf der Bühne.“
Slammerin Füg sieht das ähnlich. „Es ist jedes mal eine Wundertüte. Man weiß nicht, was einen erwartet – das macht den Reiz des Poetry Slam aus“. Mit den Texten der Schüler vom AKG und der Richard-Rother-Realschule ist die Würzburgerin sehr zufrieden. „Fantastisch“ seien sie. Nur an der Präsentation müssten die Schüler noch arbeiten. Und gerade da sieht Füg auch den Sinn ihrer Arbeit als „Coach“. Denn ein sicherer Auftritt, die Fähigkeit sich deutlich und selbstsicher zu präsentieren – das sei nicht nur in der Kunst, sondern auch bei der Arbeit, beim Studium und in Bewerbungsgesprächen wichtig.