Kleinlangheim: Pflichtaufgabe macht's nicht leicht

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Der Spielplatz in der Tulpenstraße wurde saniert, mit kräftiger Hilfe des Bauhofes. „Die Mitarbeiter sind alles sehr talentiert und können fast alles“, lobt Bürgermeisterin ...
Foto: DANIELA RÖLLINGER
Gerlinde Stier ist seit 2014 Bürgermeisterin von Kleinlangheim.
Foto: DANIELA RÖLLINGER

Gemeinden im Landkreis (25): Die Kanalsanierung kostet Kleinlangheim viel Geld.

Alle paar Jahrzehnte steht sie an, die lästige Pflichtaufgabe, die viel Geld kostet und von der man hinterher eigentlich gar nichts mehr sieht. Drum herum kommt man trotzdem nicht, und das merken derzeit die Kleinlangheimer: Die Kanäle müssen saniert werden.

Noch viele Jahre werde die Sanierung des Kanal- und Wasserleitungsnetzes die Gemeinde und damit die Bürger von Kleinlangheim und den Ortsteilen beschäftigen. Das hat Bürgermeisterin Gerlinde Stier in ihrem Grußwort zum Jahreswechsel ganz deutlich gesagt. Weil die Maßnahmen, die da anstehen, richtig groß sind. Und die finanzielle Ausstattung der Gemeinde nicht gerade rosig. Aufgrund der knappen Finanzen wird versucht, die Maßnahme über einen langen Zeitraum zu strecken. Stier: „Wir wollen ja nicht ausbluten.“

57 Prozent Fremdwasseranteil, das sind Zahlen, die eine Gemeinde zum Handeln zwingen. Die Befahrung der Kanäle hat gezeigt, wie groß der Bedarf tatsächlich ist. „Das war teils erschreckend“, kommentiert die Bürgermeisterin die Bilder. An manchen Stellen sind die Kanäle zusammengebrochen. „Wir müssen das schleunigst reparieren.“ Im Mai soll es in der Bahnhofstraße in Kleinlangheim losgehen, denn der Landkreis will die Straße ausbauen.

Im Hinblick auf die anstehenden großen Investitionen hat Kleinlangheim in den letzten Jahren seine Rücklagen ausgebaut. Lange reichen werden die aber nicht. „Der Kanal verschlingt sehr viel Geld.“ Und auf der Einnahmeseite gibt es nicht allzu viel, mit dem man punkten könnte. Es gibt viele Gewerbe- und Handwerksbetriebe, auch in den Ortsteilen. „Die sind alle sehr engagiert“, so Stier. Aber sie sind nicht allzu groß. Keiner kommt auf 50 Mitarbeiter.

Die drei großen Photovoltaikanlagen südlich und nördlich der A3 haben die Einnahmesituation ein bisschen verbessert. Aber größeres Gewerbe fehlt. Flächen dafür wären frei, etwa sechs Hektar stehen im Gewerbegebiet noch zur Verfügung. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn jemand ansiedelt, denn es ist ja ein Kreislauf mit dem Gewerbe, der Einwohnerzahl und den Steuern.“ Aber Stier weiß auch: Erzwingen lässt sich nichts. Und die Konkurrenz mit den Nachbarn aus Schwarzach und Wiesentheid ist groß. "Die haben einfach eine bessere Lage.“

„Wir werden immer wieder ein Stückchen machen, sonst ist es zu viel. Wir wollen ja nicht ausbluten.“
Gerlinde Stier Bürgermeisterin zur Kanalsanierung

1706 Einwohner hatte Kleinlangheim am letzten Tag des Jahres 2015 - das sind exakt so viele wie ein Jahr zuvor. Das passt zu den Prognosen, die der Gemeinde eine stabile Bevölkerungszahl vorhersagen - was auch für die Ortsteile Atzhausen, Haidt und Stephansberg gilt. Das Baugebiet in Kleinlangheim ist ziemlich voll, Verhandlungen mit Grundstückseigentümern für ein neues Gebiet laufen. „Aber mein Anliegen ist es vor allem, den Innenort zu verdichten.“ Nicht nur, um eventuelle Leerstände zu verhindern – „derzeit kann man die an einer Hand abzählen“ – , sondern auch, weil dort die Infrastruktur schon vorhanden ist und keine zusätzlichen Straßen und Kanäle benötigt werden. Ein Kostenfaktor, den man sich sparen kann.

In Haidt gibt es ein Baugebiet, in Atzhausen wird eines angestrebt, sobald der Lärmschutz im Zuge des Autobahnausbaus vorhanden ist. Schließlich will man die jungen, bauwilligen Bürger im Ort halten.

Einkaufen können die Bürger in Kleinlangheim beim Metzger und beim Bäcker, der auch Lebensmittel der Grundversorgung anbietet. Ein eigenes Lebensmittelgeschäft gibt es schon seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Selbstvermarkter und einen Bauernladen hat der landwirtschaftlich geprägte Ort aber sehr wohl. Und auch wenn bei einigen Bauern ein Generationswechsel ansteht, wird sich an dieser Ausrichtung wohl nichts ändern. „Die Landwirtschaft bleibt ein wesentlicher Faktor in Kleinlangheim.“

Auf die Selbstvermarkter hofft Stier auch, was das touristische Profil angeht. Derzeit ist der Tourismus eher ein Randbereich. „Da bräuchte man eine gewisse Infrastruktur.“ Denn es reiche nicht, Fahrradfahrer und Wanderer lediglich in die Kirchenburg zu locken, um dort verstärkt Führungen anzubieten. Derzeit gibt es auch nur eine Gastwirtschaft im Ort, eine zweite soll öffnen.

Zum Bereich Versorgung gehören natürlich auch die Betreuung der Kinder: Die Kleineren sind im Kindergarten mit drei Gruppen und zwölf Krippenplätzen gut aufgehoben. Die größeren müssen dagegen fahren, denn die ersten und zweiten Klassen der Verbandsschule sind in Großlangheim untergebracht, erst die Dritt- und Viertklässer werden in Kleinlangheim unterrichtet. „Seit sie uns 2008 die Hauptschule weggenommen haben, stehen Klassenräume leer“: Der Satz der Bürgermeisterin macht deutlich, wie sehr dieser Einschnitt auch heute noch schmerzt. Zwischenzeitlich waren Wiesentheider Schüler nach Kleinlangheim ausgelagert, aber seit dem laufenden Schuljahr sind auch die wieder weg. Das Schulhaus, Ende der 1960er Jahre gebaut, wurde mehrfach renoviert, aber „irgendwann"“ so Stier, muss dann doch mal saniert werden. „Aber wenn wir nicht wissen, wie es weitergeht, werden wir das noch rausschieben.“

Freuen können sich die Kinder über die Sanierung des Spielplatzes in der Tulpenstraße – eines von vielen kleineren Projekten im vergangenen Jahr. In der Kirchenburg wurde ein Raum fürs Handwerkermuseum gekauft und das Dach komplett saniert, das Kassenhaus am Festplatz fertig gestellt und einiges mehr. Bei fast allen Arbeiten hat der Bauhof kräftig mit angepackt. „Die sind alle sehr talentiert und können fast alles“, lobt die Bürgermeisterin. Dank des Engagements der Mitarbeiter, aber auch vieler ehrenamtlicher Helfer in den Orten, können viele Projekte von der Gemeinde selbst erledigt werden. Überhaupt lobt Gerlinde Stier, wie aktiv die Bürger sind und wie sehr sie sich einbringen. „Das ehrenamtliche Engagement ist eine Burg für die Gemeinde.“

Auch in diesem Jahr gibt es viel, bei dem die Mitarbeiter mit anpacken können, die Aufwertung des Spielplatzes am Festplatz zum Beispiel, oder der Spielplatz in Haidt. Dagegen bleibt bei den wirklich dicken Brocken wenig Spielraum für Mithilfe: Der Breitbandausbau in allen Ortsteilen kostet die Gemeinde etwa 65 000 Euro Eigenanteil, über die Dorfschätze soll der Hochwasserschutz und das Kernwegenetz angegangen werden, für das Kleinlangheim übrigens die alte Bahntrasse nutzen möchte. Ein Feuerwehrauto ist bestellt, das Wassernetz wird peu a peu saniert und dann ist da natürlich der Kanal.

Zeit zum Durchatmen bleibt finanziell kaum. Zeit zum Feiern nehmen sich die Kleinlangheimer trotzdem: 1200 Jahre ist es her, dass Langheim erstmals urkundlich erwähnt wurde. Und das wird im Sommer im Rahmen des Kirchenburgfestes groß gewürdigt werden. Denn wer anpackt, muss sich auch mal was gönnen.

Kleinlangheim

Kleinlangheim liegt im östlichen Landkreis und gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Großlangheim. In den vier Ortsteilen Kleinlangheim, Atzhausen, Haidt und Stephansberg leben 1732 Einwohner (Stand 31. Dezember 2014). Ein Metzger und ein Bäcker, der auch andere Lebensmittel verkauft, decken die Grundversorgung. Kleinlangheim hat einen Kindergarten sowie eine Schule, in der die 3. und 4. Klassen unterrichtet werden, die Erst- und Zweitklässler sind in Großlangheim untergebracht. Bürgermeisterin von Kleinlangheim ist seit 2014 Gerlinde Stier.