Angst vor ausländischer Konkurrenz hat er nicht, im Gegenteil: „Wir brauchen solche Vorzeigebetriebe im Landkreis!“ So verbessere sich das Image der ganzen Region, Zulieferer würden sich ansiedeln, auch überregionalen Kunden wäre der Landkreis dann ein Begriff.
„Ich verstehe die Kritik an solchen Vorhaben nicht“, sagt Gimperlein vehement. „Wenn es jemand stört, dann soll er es doch selber machen!“ Der ehemalige Bezirksvorsitzende bemängelt fehlende Innovationen im Gemüseanbau. „Das Wort Unternehmen kommt eben von etwas unternehmen“, sagt er. Doch wer traue sich, so viel Geld in die Hand zu nehmen und einen innovativen Betrieb aufzubauen?
Tatsächlich ist der Aufbau eines solchen Großbetriebs nicht ohne weiteres möglich. „Das lohnt sich erst ab einer Fläche zwischen fünf und zehn Hektar“, sagt Martin Bach vom AELF. Dabei müsse das Land aber möglichst flach sein und es sollte eine günstige Energiequelle in der Nähe geben – beispielsweise eine Biogasanlage.
Und letztlich müssen auch immer die Eigentümer beziehungsweise die Gemeinde zustimmen. Daran ist bereits ein Versuch im Landkreis gescheitert: Im Großlangheim wurde dem holländischen Interessenten bereits abgesagt. „Für die Flächen gab es bereits andere Pläne“, erklärt Herbert Pfriem, Gemeinderat und selbst Landwirt.
Angst vor größerer Konkurrenz durch ausländische Firmen hat auch Heinz Wenkheimer nicht. Der Albertshöfer Gartenbauer war vor ein paar Jahren mit einer Delegation in den Niederlanden. „Die holländischen Hersteller haben uns gefragt, warum sich deutsches Gemüse besser und teurer verkaufen lässt. “ Für die besseren Absatzmöglichkeiten seien Wenkheimer und Kollegen beneidet worden. Bei einem Gegenbesuch habe es dann ein erstes Interesse gegeben, hier zu produzieren. „Grundsätzlich ist Deutschland für die Holländer sehr reizvoll.“
Trotzdem: Auch die Niederländer müssen sich erst einmal am deutschen Markt beweisen. „Am schwierigsten ist es, den Absatz zu garantieren“, meint Wenkheimer. Die Möglichkeiten seien eben begrenzt. Insofern sei es immer ein unternehmerisches Abwägen: Kann ich meine regionale Ware über zehn, 15 Jahre absetzen? Denn ob der Boom auf regionale Produkte so lange anhält, sei ungewiss. „Ich habe das Gefühl, dass sich der Trend abschwächt und die Leute wieder öfter nur noch auf den Preis schauen“, mein Heinz Wenkheimer.
Der Gemüseanbau könnte dadurch weiter unter Druck geraten – egal ob nun mit oder ohne ausländische Konkurrenz vor Ort. Für beide Albertshöfer ist sowieso klar: Aufhalten ließe sich die Entwicklung sowieso nicht. „Verhindern kann man das nicht. Wenn sie nicht zu uns kommen können, dann gehen sie eben in die Nachbarschaft“, meint Elmar Gimperlein. „Und davon hätten wir dann überhaupt nichts.“
Kommentar: Was heißt hier regional?
Wenn man gehässig wäre, könnte man sagen: Es ist ein schlauer Zug holländischer Bauern, bei uns Land zu kaufen. Schließlich drohen durch den Klimawandel weite Teile ihrer Anbaufläche in der Nordsee zu versinken. Außerdem steckt ja praktisch schon im Namen unseres Nachbarlandes der Befehl zur Landnahme (Hol Land).
Doch das Thema ist für derlei Späße zu ernst – und der Hintergrund ein ganz anderer.
Denn dass es sich bei den möglichen Großinvestoren, die sich bei uns im Landkreis niederlassen wollen, um Niederländer handelt, ist eigentlich völlig egal. Genausogut könnten es Franzosen, Sachsen, Franken oder sogar, Gott bewahre, Oberbayern sein. Entscheidend ist: Es sind Großinvestoren.
Es geht also nicht darum, dass sich ein Kleinbetrieb eine Existenz aufbauen will. Es geht darum, dass jemand viel Geld in die Hand nehmen will, um in seinem Betrieb mehr regionales Gemüse zu produzieren, als man regional überhaupt vermarkten kann.
Holländischem Gemüse, insbesondere Tomaten, wird gerne vorgeworfen, dass es als einziges Ding auf der Welt zu mehr als 100 Prozent aus Wasser besteht. Das ist natürlich Unsinn.
Nicht das Land, sondern die Anbau- und Produktionsbedingungen sind entscheidend.
Wenn man trotzdem darauf achtet, regionale Gurken, Tomaten und Salate zu kaufen, so hat das meist andere Gründe: Beispielsweise möchte man vermeiden, dass das Gemüse erst einmal durch halb Europa kutschiert werden muss – und dabei Unmengen an CO2 frei werden.
Oft haben Kunden jedoch auch das Bild des fränkischen Familienunternehmens vor Augen, wenn sie Gemüse von hier kaufen. Regional – das klingt nach dem Opa, der sorgsam Schnecken per Hand aus dem Beet im Garten abliest.
Das ist natürlich auch hier schon lange nicht mehr so. Der Strukturwandel ist in vollem Gange. Viele kleinere Betriebe hören auf. Wer weitermachen will, muss wachsen. Friss oder stirb. Ein Phänomen, das die ganze Landwirtschaft im Griff hält.
Und in diesem Zusammenhang muss man auch das Interesse holländischer Unternehmen an einer Produktion hier bei uns im Landkreis sehen.
Die Frage ist, wollen wir das? Wollen wir, dass unsere Nahrung in ein paar Jahren nur noch von einer Hand voll Anbietern produziert wird? Oder wollen wir eine Struktur erhalten, in der viele kleinere Familienunternehmen von ihrer Landwirtschaft leben können? Abstimmen können wir Kunden mit unseren Geldbeuteln.
Wie recht der Gemüsebauer aus Albertshofen hat. Er alleine trift den Nagel auf den Kopf. Die anderen Mitspieler des Artikels hauen voll daneben, nur auf den eigenen Daumen, und zwar bis das Blut spritzt.
"Wollen wir das?" klingt genauso unappetitlich wie "wir schaffen das". Denn wir kaufen nicht was wir wollen, sondern was wir uns leisten können.
Diese unwissende Journaille mit ihrem gutmenschlich-moralischem Gzetere und Gejammere - es reicht langsam.