„Es gibt Menschen, die behandeln Straßenreiniger wie Leibeigene.“
Georg Günther Leiter Bauhof Kitzingen
Letztlich muss immer die Allgemeinheit leiden: Werden die Kosten der Müllbeseitigung zu hoch, müssten irgendwann Gebühren erhoben werden. „Die müssten dann natürlich Alle tragen“, erklärt Günther.
Norbert Hammer und sein Chef fahren zum Parkplatz am Klosterforst. Dort liegen über ein Dutzend Autoreifen, ein Sack Ammoniak, Batterien, Plastikmüll, Kleider und Bauschutt. „Bestimmt drei Autoladungen voll“, sagt Georg Günther. „Gewerblicher Müll“, sagt Hammer. „Irgendwann kommt dann vielleicht eine Schranke hier hin“, sagt Günther. Zu leiden hätten dann also diejenigen, die hier einfach parken wollen, um wandern zu gehen.
Auf dem Containerplatz in der Nähe der Feuerwehr sieht es aus wie auf einer Müllkippe. Vor einem Glascontainer steht ein Wäschekorb mit durcheinandergewürfelten Shirts und Hosen. Kartons, Säcke mit Essensresten und Zigarettenstummeln türmen sich, dazwischen steht ein leerer Koffer. Dosen fliegen umher. Dabei steht vier Meter weiter extra ein eigener Container dafür bereit. Doch der ist voll: Irgendwer hat einen Holzstuhl darin entsorgt.
Zwei Frauen nähern sich den Containern. Sie wollen ein paar Flaschen einwerfen. „Oh Gott, wie sieht es denn hier aus“, sagt die eine. „So schlimm war es ja noch nie“, sagt die andere und schüttelt den Kopf. „Normalerweise haben wir es um die Zeit schon weggeräumt“, erklärt Hammer den beiden Frauen. Heute hätten sie es extra einmal liegen gelassen – zu Demonstrationszwecken.
Ob sie nicht manchmal den Wunsch hätten, den ganzen Müll mal wirklich einfach liegen zu lassen? Hammer und Günther lachen. Nein, nein, da würden ja wieder die Falschen leiden. Und schließlich sei das ja auch ihr Job.
Günther lobt seinen Vorarbeiter und die Mitarbeiter der Straßenreinigung ausdrücklich – und vermisst soziale Anerkennung für deren Arbeit. „Es gibt Menschen, die behandeln Straßenreiniger wie Leibeigene“, sagt Günther. Sein Gefühl: Beleidigungen haben in den letzten Jahren noch zugenommen.
Hammer berichtet von einem symptomatischen Fall: Er sieht einen Mann, der am Mainufer einen Sack Hausmüll in einen Papierkorb stopft. Als er ihn zur Rede stellt, beleidigt ihn der Mann noch und läuft weg.
Gerade der Hausmüll ist ein Problem. Einige Bürger würden diesen systematisch in städtischen Mülleimern entsorgen, um Geld zu sparen: Laut Satzungen werden mit der Müllgrundgebühr zwölf Leerungen (Restmüll – bei Bioabfall 18 Leerungen) abgedeckt – jede weitere kostet zusätzliches Geld.
Dass mehr Mülleimer tatsächlich nicht weniger Müll auf der Straße bedeuten, müssen Georg Günther und Kollegen immer wieder feststellen. „Für manche Menschen sind anscheinend schon zwei Meter zu weit“, sagt Günther. Zum Beleg fährt er zum Steigweg. Dort steht eine Bank. Bei frühlingshafter Sonne kann man über Kitzingen bis hin zum Schwanberg blicken. Wunderschön – eigentlich. Denn verstreut liegen leere Burgerpackungen, Tüten, Flaschen. „So sieht es hier jeden Tag aus“, sagt Hammer. Gleich neben der Bank steht ein Mülleimer. Der Blick hinein bestätigt den Verdacht: Der Papierkorb ist fast leer.