Kampf gegen Feuer und Wasser

4 Min
Bei größeren Einsätzen wie dem Brand in Nenzenheim im Mai macht sich Kreisbrandrat Dirk Albrecht selbst ein Bild vor Ort ...
Foto: Daniela Röllinger
Kreisbrandrat Dirk Albrecht
Peter Pfannes
Lagebesprechung am Hochwasser-Wochenende im Juli vergangenen Jahres mit Landrätin Tamara Bischof, Kreisbrandrat Dirk Albrecht und Alexander Fischer vom THW.
Foto: Corinna Petzold-Mühl (Archiv)
Hochwasser
Im Juli vergangenen Jahres kämpften die Feuerwehrleute im Landkreis gegen das Hochwasser, unter anderem bei Volkach, wo dieses Bild entstand ...
Hochwasser
Foto: Patty Varasano (Archiv)

Drei Großbrände landwirtschaftlicher Anwesen im Mai, zahlreiche Ackerbrände im Juli und am 1. August stand dann die Lagerhalle eines Gartenbaubetriebs in Albertshofen in Flammen: Die Feuerwehren im Landkreis Kitzingen haben in diesem Sommer viel zu tun. Eine Häufung von Bränden? „Nein“, sagt Kreisbrandrat Dirk Albrecht. Dass es mehrfach hintereinander brennt, kommt immer wieder mal vor, sagt er mit Blick auf die letzten Jahre. Er kann die Lage gut beurteilen, denn bevor er im Juni 2021 Kreisbrandrat wurde, war der Marktstefter schon 20 Jahre in der Kreisfeuerwehrführung tätig.

Drei Großbrände landwirtschaftlicher Anwesen im Mai, zahlreiche Ackerbrände im Juli und am 1. August stand dann die Lagerhalle eines Gartenbaubetriebs in Albertshofen in Flammen: Die Feuerwehren im Landkreis Kitzingen haben in diesem Sommer viel zu tun. Eine Häufung von Bränden? „Nein“, sagt Kreisbrandrat Dirk Albrecht. Dass es mehrfach hintereinander brennt, kommt immer wieder mal vor, sagt er mit Blick auf die letzten Jahre. Er kann die Lage gut beurteilen, denn bevor er im Juni 2021 Kreisbrandrat wurde, war der Marktstefter schon 20 Jahre in der Kreisfeuerwehrführung tätig.

Dirk Albrecht kennt „seine“ Wehren: 101 Freiwillige Feuerwehren gibt es im Landkreis Kitzingen, dazu zwei Werkfeuerwehren bei Fehrer und Frankenguss sowie drei Löschgruppen – das sind kleinere Einheiten wie beispielsweise in der Abtei Münsterschwarzach. 3700 „Feuerwehrdienstleistende“ sind in der Statistik registriert, die Frauen sind mit 417 deutlich in der Unterzahl. Groß verändert haben sich die Mannschaftsstärken in den vergangenen Jahren nicht, auch wenn Corona das Übungsgeschehen behindert hat. „Wir mussten die aktiven Übungen aussetzen“, erinnert Kreisbrandrat Albrecht. „Deshalb haben wir uns auf online-Schulungen konzentriert.“ Die theoretische Grundausbildung habe sehr gut funktioniert und auch die Jugend konnte mit verschiedenen Angeboten bei Laune gehalten werden. Etwa 90 Jugendfeuerwehren gibt es im Landkreis Kitzingen, knapp 1000 Mädchen und Jungen befinden sich dort in der Ausbildung.

Der Brand in der Trocknungsanlage bei Kräuter-Mix, das Feuer in der Volkacher Kult-Kneipe Techtel-Mechtel, ein Stallbrand in Kaltensondheim, mehrere Wohnungs- und Zimmerbrände, die vielen zeit- und arbeitsintensiven Hochwasser-Einsätze im Juli: Auch im vergangenen Jahr hatten die Einsatzkräfte einiges zu tun. Insgesamt 1104 Einsätze, davon 260 Brandeinsätze, gab es 2021 im Landkreis. „Das ist Durchschnitt“, sagt der Kreisbrandrat. Mal mussten die Männer und Frauen Feuer löschen, mal war technische Hilfeleistung gefragt – von der Tierrettung bis zum LKW-Unfall. Dazu musste mehrfach aufgrund von Sturm oder Starkregen ausgerückt werden, wenn Bäume umgestürzt waren oder umzustürzen drohten, wenn Keller vollliefen und Straßen überflutet waren. Im vergangenen Jahr gab es eine ganze Reihe solcher Einsätze, berichtet Albrecht. „Und heuer haben wir das Gegenteil.“ Die extreme Trockenheit führt dazu, dass immer wieder Felder in Brand geraten. „Da reicht schon, wenn ein kleiner Stein mit einem metallischen Gegenstand in Verbindung kommt.“ Beim Dreschen oder Ballenpressen zum Beispiel. „Da brennt es ganz schnell.“ Wenn es so heiß und trocken sei wie in diesem Jahr und die Sonne vom Himmel brenne, könne selbst eine Scherbe einen Brand auslösen. „Aber meistens wurde auf den Feldern gerade gearbeitet.“ Und so wurden auch einige Maschinen stark beschädigt oder gar zerstört.

„Die Unterstützung der Landwirte bei Bränden ist Gold wert.“
Dirk Albrecht, Kreisbrandrat

Bei diesen Ackerbränden oder auch bei großen Scheunenbränden sind nicht nur viele Einsatzkräfte nötig, sondern auch ausreichend Wasser, um der Flammen Herr zu werden. Nicht immer ist das ganz einfach zu lösen. „So groß können Sie die Leitungen der Grundversorgung gar nicht machen, dass es immer ausreicht“, erklärt Albrecht. Lange Schlauchleitungen werden dann verlegt, mit Tankfahrzeugen und mit Güllefässern wird Wasser herbeigeschafft. So konnten beispielsweise beim Brand in Kaltensondheim in der Silvesternacht die Löschwasserzisternen schnell wieder aufgefüllt werden.

In solchen Fällen können die Feuerwehren auf die Unterstützung der Landwirte bauen – und sind sehr froh darum. Sie werden mit Hilfe von Telefonlisten informiert, manche Orte wie Geiselwind nutzen WhatsApp-Gruppen, um die Landwirte zu alarmieren. „Aber in 90 Prozent der Fälle kommen die Landwirte selbstständig gefahren, wenn sie sehen, dass irgendwo Rauch aufsteigt oder sie hören, dass es brennt.“ Sie bringen Wasser in ihren Fässern, grubbern Schneisen in den Boden, damit sich die Flammen nicht weiter verbreiten können. Diese Unterstützung sei notwendig, sagt der Kreisbrandrat. „Und sie ist Gold wert.“

Der Marktstefter ist selbst nicht bei jedem Einsatz vor Ort, das wäre zeitlich gar nicht zu schaffen. Aber er ist immer informiert, bekommt die Einsatzberichte, hat den Überblick. Und bei größeren Einsätzen ist er immer mit dabei. „Ab Bränden der Stufe B3 aufsteigend, Technischer Hilfeleistung THL 3 oder bei besonderen Einsatzstichworten werde ich mitalarmiert.“ Bei Großbränden zum Beispiel, großen Hochwassereinsätzen und auch beim Rettungseinsatz in Stephansberg, als ein Landwirt vor wenigen Wochen sechs Meter tief in ein Silo stürzte.

Wie wichtig die Arbeit der Feuerwehren ist, erlebt er jedes Mal wieder. Und wie kräftezehrend, ob beim Hochwasser im letzten Juli oder beim Brand in diesem Mai in Nenzenheim. „Bei allem Leid und Schaden, die dort entstanden sind, haben wir es doch geschafft, ein Übergreifen des Feuers auf die Nachbaranwesen zu verhindern.“ Das Wohnhaus sei bewohnbar geblieben – und das sei wichtig. Dass dort viele Tiere gestorben sind, sei auch für die Feuerwehrleute nicht einfach. Sie versuchen stets ihr Bestes, aber wenn der Stall nicht mehr betreten werden könne, sei das nicht zu ändern. „Eigenschutz geht vor“, betont der Kreisbrandrat. „Wir brauchen keine Helden.“ Er ist froh darum, dass sich bei den Einsätzen in seiner Amtszeit als Kreisbrandrat bislang kein Feuerwehrler wirklich schwer verletzt habe. Atemreizungen durch Brandrauch, eingeklemmte Finger, verknackste Gelenke gebe es aber immer wieder mal.

Bei schweren Einsätzen, bei Unfällen mit Toten oder Schwerverletzten, bei tragischen Vorfällen unterstützt die Notfallseelsorge seit vielen Jahren nicht nur die Opfer und betroffenen Familien, sondern auch die Feuerwehrleute. „Das habe ich auch schon in Anspruch genommen“, erzählt Albrecht. „Das hilft.“ Zudem setze man sich im Team zu Nachbesprechungen zusammen, tausche sich aus, die Unterstützung innerhalb der Wehren sei groß.

Was wünscht sich ein Kreisbrandrat von den Bürgern? Dass sie bei Unfällen nicht gaffen und damit den Verkehr behindern, dass sie die Rettungsgasse freihalten, dass sie Rauchmelder in ihren Wohnungen installieren – „gern einen mehr als vorgeschrieben“. Und dass sie auch Eigenverantwortung übernehmen – indem sie zum Beispiel vor einem angekündigten Starkregen oder Sturm aufräumen. Den Garten, den Keller. Und im Fall des Falles die Rettungskräfte nicht noch kritisieren. „Es ergibt keinen Sinn, einen Kellerraum auszupumpen, wenn es noch wie aus Kübeln schüttet“, nennt Dirk Albrecht ein Beispiel.

Erschwert denn auch die neue Technik die Arbeit der Feuerwehren? Die Photovoltaikanlage, wie sie beispielsweise auf der Lagerhalle in Albertshofen angebracht war? Im Prinzip sei das nicht anders als bei anderen elektrischen Anlagen auch, so Albrecht. Die Sicherheitsvorschriften sind klar vorgegeben, der Strom muss abgestellt werden, notfalls muss der Kabelstrang gekappt werden. Allerdings erschweren die Anlagen auch das Löschen der Gebäude von oben, weil das Dach nicht abgedeckt werden kann. „Dann müssen wir von innen ran.“ Das Feuer könne allerdings dazu führen, dass die ganze Anlage vom Dach rutscht oder dieses zum Einsturz bringt – und das erhöht die Gefahr für die Feuerwehrleute ganz extrem. Ein Aspekt, den bei der derzeitigen Debatte um die Nutzung von Sonnenenergie kaum einer auf dem Schirm hat. Foto: Peter Pfannes