Für den Borkenkäfer sind das gute Nachrichten. Er hat entweder in der Rinde oder im Boden überwintert und ist jetzt „heiß“ auf den Frühling. „Ab 16,5 Grad fliegt er aus“, erklärt Volkamer. Und dann wird sich zeigen, wie groß das Problem im Steigerwald wird. „Aus einem Käfer können bei einer Massenvermehrung mehr als 100 000 Käfer werden“, warnt Rammensee. Seine Befürchtung: Manchen Waldbesitzern ist die Dimension der Gefahr noch gar nicht richtig bewusst.
Längst ist das Monitoring der Forstämter angelaufen, längst sind die Waldbesitzer informiert und gewarnt. Dennoch beobachten Volkamer und Rammensee eine gewisse Lethargie – nach dem Motto: so schlimm wird es schon nicht werden. Dabei ist das rechtzeitige Handeln essenziell – und letztendlich verpflichtend. Regelmäßig müssen Waldbesitzer ihre Bestände auf einen möglichen Befall hin kontrollieren. Forstminister Helmut Brunner hat kürzlich alle Waldbesitzer im Freistaat genau dazu aufgerufen.
Die Symptome für einen Borkenkäferbefall sind relativ gut erkennbar: Sind die Bäume schon länger befallen, färben sich die Kronen braun. Die Rinde blättert ab. Ein frischer Befall ist am braunen Bohrmehl zu erkennen. Etwa 70 Prozent der Käferpopulation überwintert in der Rinde, der Rest im Boden. Steigen die Temperaturen über die 16 Grad Marke, fliegen die Käfer aus. „Zuerst befallen sie die liegenden Bäume, die vom Wind geworfen wurden oder Holzpolter“, erklärt Volkamer.
Diese Bäume können sich gegen den Befall nicht mehr mit der Produktion von Harz wehren, wie dies vitale Fichten tun.
Einen großen Sturm hat es im letzten Jahr nicht gegeben, aber einige Windwürfe sind bekannt. „Gerade dort macht es sich der Borkenkäfer gemütlich“, erklärt Rammensee. Von dort aus befällt er die umliegenden Fichten. Und dann ist kein Halten mehr. Was die Waldbesitzer tun können? Die befallenen Stämme aufarbeiten und dann möglichst schnell aus dem Wald bringen und mindestens 500 Meter vom nächsten Fichtenbestand lagern. „Das ist hier im Steigerwald gar nicht einfach“, weiß Rammensee. Deshalb überlegt er mit seinen Kollegen vom Amt, ob er nicht eine größere Fläche etwas außerhalb des Borkenkäfergebietes anmieten soll – für alle Fälle. Sollte die Abfuhr nicht möglich sein, kann man die Stämme entrinden und die Kronenteile durch einen Hacker zerkleinern lassen.
Spätestens im Mai werden die Schäden in den Fichtenbeständen deutlich. Und das deutschlandweit. Für die Waldbesitzer bedeutet der Borkenkäferbefall einen wirtschaftlichen Verlust. Die meisten Bäume sind noch nicht erntereif und müssen notgedrungen geschlagen werden. Weil das Problem in vielen Landesteilen gleichzeitig auftritt, werden auch keine hohen Preise zu erzielen sein. Rammensee befürchtet, dass der Festmeter-Preis von aktuell rund 90 Euro auf 60 bis 70 Euro fallen wird. „Da wird kurzfristig ganz schön Hektik aufkommen“, prophezeit er.
Langfristig sehen die Experten von Forstbetriebsgemeinschaft und Forstamt die Situation ein wenig entspannter. Der Waldumbau sei aufgrund der sich verändernden klimatischen Bedingungen auch im Steigerwald notwendig. „Wir müssen das Risiko künftig streuen“, erklärt Rammensee. Will heißen: Eine Vielfalt von Baumarten sollte gepflanzt werden. Schädlinge fühlen sich vor allem in Monokulturen wohl. Traditionell ist das Gebiet rund um Geiselwind mit großen Fichtenbeständen bestückt. Das wird sich ändern.
Eiche, Elsbeere, Hain- und Rotbuche, Linde, Kirsche, Spitz- und Bergahorn oder Douglasie schweben Rammensee und seinen Kollegen vor. „In Zukunft wird der Steigerwald fichtenfrei sein“, prophezeit der Förster. Nur: So schnell, wie es der Borkenkäfer will, muss die Zukunft nicht beginnen.