Immer wieder ein bisschen Glamour

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Chris Hemmert und Thomas Sauerbrey haben in 20 Jahren allerhand kultige Gäste begrüßt.
Foto: Diana Fuchs

Die liebliche Landschaft, die Fachwerkromantik, die frische Luft und der gute Wein: Franken lockt Besucher aus Nah und Fern. In der kalten, grauen Jahreszeit allerdings zieht es nur Hartgesottene hierher. Das kann für Gastwirte, die ihr Personal auch über den Winter halten wollen, ein Problem sein. Thomas Sauerbrey und Christian Hemmert vom Handthaler Brunnenhof hatten vor 20 Jahren eine Idee, die mittlerweile Kult(ur) ist. Ihr Brunnenhof in Oberschwarzach-Handthal verwandelt sich bevorzugt im Winterhalbjahr immer wieder in eine Show-Bühne.

Die liebliche Landschaft, die Fachwerkromantik, die frische Luft und der gute Wein: Franken lockt Besucher aus Nah und Fern. In der kalten, grauen Jahreszeit allerdings zieht es nur Hartgesottene hierher. Das kann für Gastwirte, die ihr Personal auch über den Winter halten wollen, ein Problem sein. Thomas Sauerbrey und Christian Hemmert vom Handthaler Brunnenhof hatten vor 20 Jahren eine Idee, die mittlerweile Kult(ur) ist. Ihr Brunnenhof in Oberschwarzach-Handthal verwandelt sich bevorzugt im Winterhalbjahr immer wieder in eine Show-Bühne.

Ob Krimi- oder Glamour-Dinner, Travestie- oder Comedy-Show: Seit 20 Jahren gibt es im Brunnenhof regelmäßig kulturelle Veranstaltungen. Warum?

Chris Hemmert: Kurz vorm Millennium hatte ein Freund gesagt: „Kommt, wir machen mal was ganz anderes.“ Tom und ich waren erst skeptisch. Mit der Zeit hat uns die Idee aber immer besser gefallen. Warum nicht mal ein Show-Programm anbieten?

Thomas Sauerbrey: Also haben wir damals Miss Mara engagiert, eine Travestiekünstlerin. Zu unserer Überraschung waren wir ratzfatz ausverkauft!

Hemmert: Aber dann der GAU: Miss Mara wurde plötzlich krank, wir mussten die Show wenige Stunden vor Beginn absagen.

Der denkbar schlechteste Start also?

Hemmert: Genau. Wir haben damals gesagt: Mit Künstlern wollen wir nichts mehr zu tun haben!

Warum haben Sie es sich dann doch anders überlegt?

Sauerbrey: Wir wollen unsere Mitarbeiter auch über den Winter halten, wenn nicht so viele Wanderer und Naturgenießer kommen. Um zwischen November und April kostendeckend arbeiten zu können, muss man sich etwas einfallen lassen.

Hemmert: Wir haben zufällig Elke Winter aus dem Hamburger Schmidt-Theater kennengelernt, eine ganz besondere Travestiekünstlerin.

Und die haben Sie dann nach Handthal eingeladen?

Sauerbrey: Ja, und der Abend hat gleich voll eingeschlagen. Die Leute waren begeistert...

Hemmert: ...und uns hat es so viel Spaß gemacht, dass wir ziemlich schnell beschlossen haben, das Ganze auszuweiten – auf eine Art Mini-Kulturbühne mit allen Genres.

Mit allen Genres?

Sauerbrey: Ja, nicht nur mit Travestie, sondern auch Comedy, Musical, Stubenmusik oder Romantik-Dinner – alles, was die Kulturwelt so hergibt und was bei uns in der Nähe nicht so oft angeboten wird.

Hemmert: Ein Freund hat damals auch angefangen, Krimi-Dinner-Stücke zu inszenieren, bei denen die Laienschauspieler aus Wunsiedel auftreten und zudem einige Gäste eine kleine Rolle bekommen. Da waren wir zuerst auch skeptisch...

Sauerbrey: ... haben dann aber schnell gemerkt, dass das den Leuten total gut gefällt. Manche kommen sogar verkleidet, je nach Motto des Dinners – also zum Beispiel als Saloon-Besucher, Cowboys oder Indianer. Dazu servieren wir passende Gerichte. Und da wir große Tafeln stellen, lernen sich auch Fremde kennen. Da sind schon schöne Freundschaften entstanden. Das finden wir super, schließlich sind Gasthäuser ja auch dafür da, Menschen zusammenzubringen.

Wer bucht die Show-Veranstaltungen?

Hemmert: Das ist ganz unterschiedlich. Es kommen Privatleute jeden Alters. Wir haben zum Beispiel einen Stammgast aus Nürnberg, der schon über 90 ist und mittlerweile ein Sauerstoffgerät braucht, aber trotzdem immer wieder herkommt. Oft buchen auch Chefs für ihre Belegschaft oder für Firmenfeiern ein Event-Dinner.

Welche Art von Event-Dinner geht am besten?

Hemmert: Das Krimi-Dinner ist immer schnell ausverkauft, auch Travestie und Magie haben viele Fans. Und fränkisches Kabarett! Eigentlich kann man sagen: Wenn's fränkisch wird, kommen die Leut'! Egal, ob der schreiend-komische Oti Schmelzer, Wilhelm Wolbert mit seinem hintersinnigen Humor oder bekannte fränkische Kabarettisten und Comedians wie Mäc Härder, Fredi Breunig oder Sebastian Reich mit seinem Nilpferd Amanda: Alles, was mit Heimat zu tun hat, ist beliebt.

Gab es auch schon Flops?

Hemmert: Es gab nichts, was überhaupt nicht gut angekommen wäre. Aber zum Beispiel ist die Stubenmusik ein bisschen eingeschlafen – da kamen halt immer weniger Leute. Öfter ist es aber umgekehrt: Zum Beispiel hatten wir die „Salonlöwen“ da, klassisch ausgebildete Musiker des Stadttheaters und des Philharmonischen Orchesters Hagen. Die versehen ihre 20er-Jahre-Melodien mit brandaktuellen Texten – echt super! Hier kannte sie allerdings kaum einer, sie mussten und müssen sich ihr Publikum erst erspielen. Aber auch so etwas wollen wir eben gern mal bieten.

Wie kommen Sie in Kontakt mit den Künstlern?

Hemmert: Anfangs mussten wir sie quasi noch an den Haaren herbeiziehen und ihnen mit Anfragen auf die Nerven gehen. Mittlerweile kommen Künstler und Agenturen aber von selbst auf uns zu. So war es auch beim Sohn von Lisa Fitz und Ali Khan, Nepo Fitz.

Sauerbrey: Bei diesem Bühnen-Junkie hatten wir erst Zweifel, ob der Brunnenhof seinen Auftritt überlebt. Aber es ist dann einer der tollsten Abende überhaupt geworden.

Wie sind denn die Künstler so, wenn sie nach Handthal kommen? Erwarten sie, dass sie in einem Gasthaus genauso behandelt werden wie auf großen Bühnen?

Hemmert: Das kommt ganz auf den Künstler an. Manche sind gleich wie gute Kumpels, andere bleiben ganz distanziert. Wir sagen ihnen von vornherein, dass unsere „Garderobe“ das kleine Nebenzimmer ist und dass das Lokal nur 70 Plätze hat. Meistens ist es aber gerade dieses Nahe und Familiäre, das Künstler und Gäste begeistert.

20 Jahre Bühnen-Shows im Brunnenhof sind jetzt voll. Wie geht es weiter?

Hemmert: Für die 20 Jahre bedanken wir uns am 21. und 22. Juni mit einem Glamour-Dinner „Sommer-Travestie“ bei unseren treuen Gästen. Danach geht es weiter wie gehabt: Von November bis April bieten wieder allerhand Verrücktes und Lustiges. Wir bringen einfach immer wieder ein bisschen Glamour in den Alltag!

20 Jahre Glamour

Um „20 Jahre Kultur- und Show-Programm im Brunnenhof“ zu feiern, kommt die „Grande Dame“ der Travestie am Freitag und Samstag, 21. und 22. Juni, in den kleinen Weinort Handthal: Maria Crohn nimmt die kleinen und großen Schicksalsschläge als „alternde Diva“ aufs Korn, singt dazu ausgewählte Schlager und flirtet sicher auch mal mit den Herren in der ersten Reihe – aber keine Angst: „Ich beiße nicht, ich will nur spielen.“ Infos: info@der-brunnenhof.de, Tel. 09382/99828.