Es kommt nicht von Ungefähr, dass Monika Bader dies betont. „In diesem Bereich gibt es leider einige schwarze Schafe“, erläutert Herbert Köhl. Anbieter, die ihre Pflegehilfskräfte schlecht bezahlen oder erst gar nicht anmelden. Andere, bei denen die Qualität der Pflege zu wünschen übrig lasse.
Das ist es auch, was Helmut Witt vom Haus der Pflege in Kitzingen Sorgen bereitet. Grundsätzlich höre sich das Angebot gut an, doch oft würden die Arbeitskräfte schlecht behandelt. „Bei einer 24-Stunden-Pflege muss man sich schon fragen: Haben die genug Freizeit? Wird das Arbeitsrecht eingehalten?“
Dass fast ausschließlich ausländische Pflegekräfte in der 24-Stunden-Pflege arbeiteten, hätte allein monetäre Gründe, vermutet Witt. Doch daraus könnten eben auch kulturelle Probleme entstehen: Zum Beispiel beim Kochen. „Was kochen sie als Polin einem demenzkranken Franken?“ Gerade für Demenzkranke sei das Essen ein Anker der Erinnerung.
Auch Monika Bader weiß von solchen Schwierigkeiten: In der Arbeit mit alten, schwer kranken Menschen könne es immer Probleme geben. „Da geht es auch darum, unsere Mitarbeiter zu schützen.“ Und auf der anderen Seite natürlich darum, den Pflegebedürftigen zu helfen.
Einig sind sich Monika Bader, Helmut Witt und Herbert Köhl derweil in einem Punkt: Im Bereich der Pflege muss sich dringend etwas tun. Nur eine Vielzahl unterschiedlicher Angebote könne gewährleisten, dass jeder Pflegebedürftige das für ihn passende Konzept findet.
Und wie sollte die Zukunft der Pflege aussehen? Helmut Witt denkt da an Vorbilder in den Niederlanden. Dort gebe es ganze Quartiere, kleine Stadtteile, die ganz auf die Bedürfnisse alter Menschen zugeschnitten sind. Mit einer eigenen Infrastruktur, beispielsweise einem ambulanten Dienst vor Ort.
„Ich glaube, die Zukunft liegt in den alternativen Pflegeformen“, sagt auch Monika Bader. Sie könnte sich selbst vorstellen, später in einer Art „Senioren-WG“ zu leben. Zusammen mit ein paar Leuten könnten sie sich dann ein oder zwei Pflegekräfte teilen, die sie im Alltag unterstützen.
Auch Herbert Köhl kann sich Seniorenwohngemeinschaften gut vorstellen. Im Moment lebten viele alte Menschen noch allein in ihrem viel zu großen Haus. „Die wollen da nicht raus, auch wenn sie selbst total überfordert damit sind.“ Zu der Überforderung komme dann oft noch soziale Vereinsamung. „Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen“, sagt der Seniorenbeauftragte. „Ich denke, dass sich die Kultur langsam wandelt und sich gerade die jüngeren Älteren vorstellen können, sich später einmal mit anderen Menschen zusammen zu tun.“
Ob dann tatsächlich eine 24-Stunden-Pflegekraft zum Einsatz kommt oder eine andere Alternative gefunden wird, ist erst einmal egal. Wichtig ist, und auch da sind sich alle drei Experten einig, dass sich die Menschen frühzeitig mit dem eigenen Altern auseinandersetzen. Nur dann kann es in Würde gelingen.