So wie die Geschwister von Gabriela Renz. Sie sind mit anderen Zirkussen in Europa unterwegs, in den Niederlanden, in Österreich oder in Ungarn. Auch die Mutter der 63-Jährigen fährt noch mit. „Wir kümmern uns um einander“, sagt Gabriela Renz stolz. Die Alten in ein Heim abschieben? Das sei bei ihnen undenkbar. Manchmal ist Gabriela Renz auch mit Zirkussen anderer Familienmitglieder unterwegs. Zeit für Besuche sei aber eigentlich eher im Winter, wenn die Familien in der vorstellungsfreien Zeit ihr Lager aufbauen. „Meine Eltern haben manchmal noch fünf Monate Pause gemacht“, erzählt die 63-Jährige. Heute könne man sich das kaum noch leisten. Im Sommer gibt es breite Konkurrenz durch Feste und Veranstaltungen. Frühjahr und Herbst werden deshalb immer wichtiger.
Das Leben im Zirkus ist anders. Ständig ist die Familie an einem anderen Ort. Baut das Zelt auf, wirbt für die Vorstellungen, tritt auf und zieht weiter. Von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter. Das hat viel mit Freiheit zu tun, ist aber auch anstrengend. Es ist ein ganz anderer Lebensentwurf, als er heute typisch ist. Auch das führe dazu, dass so wenige Kinder, die im Zirkus aufwachsen, später etwas anderes machen, meint Corina Renz. Ein Leben an einem festen Ort ist für sie nicht nur ungewohnt, sondern kaum vorstellbar.
Kein fester Wohnsitz bedeutet auch keine feste Schule. Früher sei das noch ein Problem gewesen, erzählt Gabriela Renz. Heute aber nicht mehr. Die kleine Jolina kommt demnächst in die Schule. Wenn sie länger an einem Ort ist, geht sie dann mit Bruder Keanu und der großen Schwester Alysia in die örtliche Schule. Ansonsten werden die Kinder regelmäßig von privaten Lehrern unterrichtet. Das sei gar nicht so schlecht, sagt Alysia: „Da lernt man viel mehr.
“ Schließlich könnten Lehrer bei nur drei Schülern viel besser auf Stärken und Schwächen eingehen, als bei Klassen von 20 bis 30 Kindern.
Aber hat man dann überhaupt Freunde? „Ja“, sagen die Kinder. Aber vielleicht anders, als andere Kinder. „Wir lernen schon früh, dass Freundschaften auch nur kurz bestehen können“, sagt Gabriela Renz. Wenn man den Arbeits- oder Studienort wechselt, verliere man sich ja auch manchmal aus den Augen. „Bei uns geht das nur eben manchmal schneller.“ Trotzdem: Wenn sie mal wieder in der Nähe ist, treffe sie schon immer wieder Freundinnen von früher, erzählt Alysia. Zwar habe sie auch schon Vorurteile erlebt, „viele sind aber wirklich begeistert, wenn ich erzähle, dass ich im Zirkus lebe.“
Kein Wunder: Mit den Tieren spielen, draußen herum toben, Kunststücke üben und immer wieder neues erleben – welches Kind träumt nicht davon? Und auch wenn sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Ein Leben im Zirkus – das klingt doch irgendwie nach Freiheit, oder?
Termine und Karten
Spielzeit: Von Freitag, 5. August, bis Sonntag, 14. August, gastiert der Circus Solero in der Mozartstraße in Kitzingen an der B8, nahe des E-Centers. Premiere ist am Freitag, 5. August, um 17 Uhr. Am Sonntag ist Familientag, an dem die Vorstellung um 14 Uhr auch für Erwachsene nur Kinderpreise kostet. Ansonsten starten die Vorstellungen (außer Dienstag) um 17 Uhr. Karten und Infos gibt es unter Tel. (0 15 77) 3 39 32 65 sowie an der Zirkuskasse.