Angebot und Nachfrage sind zu gering: Der Rinderzuchtverband gibt den Standort Dettelbach nach dem 1000. Markt auf und vermarktet künftig in Ansbach.
Die Kälber ziehen im Februar ab, mit dem Großvieh ist in ein paar Monaten Schluss: Nach dem 1000. Großviehmarkt in der Frankenhalle verabschiedet sich der Rinderzuchtverband Franken vom Standort Dettelbach und organisiert die Vermarktung um. Unterfränkische Rinderzüchter werden ihre Tiere künftig in Ansbach verkaufen.
Höhere Kosten, geringeres Angebot, niedrigere Preise: Im Vergleich zu anderen Märkten schneidet der Rinderzuchtmarkt in Dettelbach seit einigen Jahren nicht mehr gut ab. Schon länger beschäftigt den Vorsitzenden Lothar Ehehalt deshalb die Frage, wie lange der Rinderzuchtverband Franken es noch verantworten kann, seine Märkte in Dettelbach abzuhalten. Jetzt zieht der Verband die Reißleine und organisiert die Vermarktung in Unterfranken neu. Die Tiere werden künftig am Standort Ansbach mit vermarktet. Dass die Wahl auf Ansbach fällt, ist wenig überraschend, denn die Verbände Unterfranken und Mittelfranken haben schon 2011 fusioniert.
„Gute Lösung gefunden“
„Die Entscheidung war schwierig, es gab viele Gespräche und Überlegungen. Aber wir haben eine gute Lösung gefunden“, sagt Lothar Ehehalt. In den vergangenen Jahren war das Angebot an Kälbern, aber auch an Großvieh bei den Marktterminen in Dettelbach mehr und mehr zurückgegangen. Grund dafür ist insbesondere der Strukturwandel, der ab 2015 im unter- und oberfränkischen Gebiet des Rinderzuchtverbandes besonders stark gewesen sei. „Die Zahl der Verbandskühe sank von 21.009 um 3000 und damit auch die Zahl der Kälber“, heißt es im Sonderinfobrief, mit dem die Mitglieder über die Neuordnung der Vermarktung informiert wurden.
Neben dem Strukturwandel führte auch die Blauzungenkrankheit dazu, dass immer weniger Tiere in Dettelbach angeboten wurden. Diese Infektionskrankheit war in der Nähe von Stuttgart aufgetreten, daraufhin wurde im Februar 2019 das so genannte Blauzungenrestriktionsgebiet eingeführt. Erst ab Mitte Mai 2019 konnten die Landwirte ihre Tiere impfen, was höhere Kosten für die Tierhalter nach sich zog. Tiere, die nicht geimpft sind, dürfen auf den Märkten nicht außerhalb des Gebietes verkauft werden. Die Grenze dieses Gebiets geht durch Unterfranken – Dettelbach liegt darin, der Landkreis Haßberge nur zum Teil, Rhön-Grabfeld gar nicht. Vermarktet ein Landwirt, der nicht im Restriktionsgebiet liegt, seine Tiere in Dettelbach, müssen diese im Gebiet verbleiben. Zugleich können viele Großhändler keine Tiere, die aus einem Restriktionsgebiet stammen, kaufen und kommen daher gar nicht mehr nach Dettelbach.
Ist die Nachfrage geringer, sinken die Preise. Die Preisunterschiede zu anderen Märkten seien vor allem bei den Kälbern erheblich, sagt Klaus Wanner, erfolgreicher Züchter aus Wässerndorf, der seit der Eröffnung der Frankenhalle in Dettelbach im Jahr 2000 dort regelmäßig Tiere veräußerte. Er spricht von Einbußen in Höhe von 50 bis 60 Cent pro Kilogramm im Vergleich zu anderen Märkten. Verkauft ein Landwirt im Jahr 50 bis 60 Bullenkälber mit einem Gewicht von um die 80 Kilogramm, summiert sich das. Auch beim Großvieh ist die Preisentwicklung bedenklich, wie Lothar Ehehalt an einem Beispiel erklärt: Wenn eine Kuh in Dettelbach 1500 Euro erzielt, während es anderswo 1700 Euro gibt, überlegen die Verkäufer sich gut, ob sie das Tier in der Frankenhalle abgeben oder über andere Wege vermarkten. Nachvollziehbar, aber zugleich wieder negativ für den Standort im Landkreis Kitzingen, weil die Zahl der angebotenen Tiere sinkt. „Es ist ein Teufelskreis“, sagt der Vorsitzende des Rinderzuchtverbandes Unterfranken. Der Blick in die Zukunft ist nicht rosig: Das Verbot der Anbindehaltung, das laut Ehehalt über kurz oder lang kommen wird, werde die Zahl der Betriebe weiter verringern. Für viele kleinere Betriebe sei die Viehhaltung nicht mehr rentabel, wenn sie in einen neuen Stall investieren müssen. Damit fallen noch mehr kleinere Anbieter und Käufer weg.
Kritische Schwelle unterschritten
Fast 5000 Mastbullenkälber wurden 2018 noch in Dettelbach verkauft, etwa 300 je Markt. Bis dahin lief der Standort gut. Dann aber gingen die Zahlen deutlich zurück. Und im letzten Jahr schlug dann auch noch Corona zu. 2020 sank die Zahl der angebotenen Tiere auf 3700 Tiere, je Markt 217. Damit sieht Ehehalt die kritische Schwelle unterschritten. Für Großbetriebe ist der Markt nicht mehr interessant, weil deren Besitzer viele Tiere kaufen wollen. „Die brauchen bis zu 100 Kälber mit einem Altersunterschied plus/minus zwei Wochen und einem Gewichtsunterschied von etwa zehn Kilo“, erklärt Lothar Ehehalt. Das kann der Dettelbacher Markt nicht mehr bieten.
Bei den Kälbermärkten war daher in den letzten Monaten eine echte Auktion schon gar nicht mehr durchführbar. „Diejenigen, die da sind, teilen sich die Tiere auf. Einer nimmt die von 70 bis 85 Kilo, ein zweiter die von 85 bis 95 Kilo, der dritte die schwereren“, berichtet Ehehalt. In Ansbach dagegen wird richtig versteigert. Dort sind derzeit bei den Märkten jeweils 800 bis 1000 Tiere im Angebot – alleine aus Mittelfranken. Die Preise sind dort deutlich höher.