An eben jenem Platz steht Christa Volk mit ihren Zuhörern. Sie erzählt nicht einfach, wie hoch der Volkacher Kirchturm ist – sie lässt raten. Sie könnte einfach sagen, wie die zusätzlichen Eisenbahnen für Touristen im Frühjahr Anfang des 20. Jahrhunderts hießen. Stattdessen gibt sie einen Sack herum, in den jeder einmal fassen darf. „Die Züge hießen nach dem, was darin ist“, sagt sie. „Hoffentlich hießen sie nicht Pferdemist“, meint einer der älterer Herren, bevor er hineinlangt. Dann müssen wieder alle raten, was sie da gefühlt haben. Leder, Gummi, Spinat? „Blütenblätter“, sagt Volk und verteilt eine Handvoll in der Luft – „Blütenzüge“.
Dann gibt es für die Gäste natürlich auch Wein – wenn auch nur einen „Spruz“. Das ist deutlich weniger, als in früheren Zeiten getrunken wurde, erklärt Volk. Da wurde der tägliche Bedarf noch in „Maß“ gerechnet, rund 1,2 Liter. Mehrere davon trank jeder Mensch damals durchschnittlich pro Tag. „Der Wein war aber auch schwächer als heute“, erklärt Volk ihren erstaunten Gästen.
Bei diesem Verbrauch ist es kein Wunder, dass auch die Volkacher Ratsherren einen Geheimgang angelegt hatten. Nicht etwa, um im Ernstfall schnell fliehen zu können – sondern um schnellstmöglich von der Ratsstube in den Weinkeller zu gelangen. Für hitzige Diskussionen brauchte es eben gekühlten Rebensaft.
Wein ist auch heute noch die treibende Kraft hinter dem Tourismus, ist sich Maiberger sicher. „Wir sind so etwas wie eine Trendregion in Deutschland.“ Wein sei „in“. Statt nur Gäste jenseits der 60 ziehe es verstärkt auch jüngere Generation an die Mainschleife. „Wir versuchen uns breiter aufzustellen.“ Neben Floß- gibt es jetzt auch Kanutouren. Statt mit der Kutsche kann man auch mit dem Segway die Gegend erkunden.
Marco Maiberger ist sich bewusst, dass der Wettbewerb um Touristen immer größer wird. Auch deshalb ist es unmöglich, als einzelne Stadt zu punkten. „Wer glaubt, nur sein eigenes Ding machen zu können, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“ In Volkach habe man deshalb immer für die ganze Mainschleife geworben. Auch die Zusammenarbeit mit Kitzingen, Iphofen, Dettelbach und Gerolzhofen als „die Gastlichen Fünf“ ist in diesem Zusammenhang zu sehen.
Das Ziel ist klar: Die Gäste sollen möglichst viele Gründe bekommen, möglichst lange zu verweilen und wiederzukommen. Das nützt nicht nur den Touristen – auch für die Einwohner im Landkreis gibt es so immer wieder Neues zu erleben.
Vielleicht kommen ja auch die alten Abiturienten aus Braunschweig noch einmal her. Schließlich gibt es neben Volkach auch noch viele andere schöne Ecken im Landkreis zu entdecken. Unwahrscheinlich ist das nicht: Trotz ihres hohen Alters, wollen sie die Tradition auch in den nächsten Jahren aufrecht erhalten: „Wir hören erst dann auf, wenn weniger als zwei von uns kommen können.“
Führungen & Angebote
Führungen von Christa Volk gibt es jeden Freitag zwischen Mai und Oktober um 18.30 Uhr ohne vorherige Anmeldung ab dem Marktplatz. Kosten: 4 Euro.
Weitere Informationen zu Angeboten in und um Volkach im Tourismusbüro im Rathaus, Telefon 09381/40112.
Das Angebot der „Gastlichen Fünf“ ist unter www.die-gastlichen-fuenf.de zu finden.