Yvonne Dengel und ihre Erfahrungen mit einem mobilen Legehennenstall.
Alle zwei Wochen ziehen sie um. Der Schlepper zieht ihr Zuhause ein paar hundert Meter weiter. Neue Wiese, neues Gras, neues Glück. Die Hühner sind zufrieden. Yvonne Dengel ist es auch.
Vor neun Monaten hat sie ein mobiles Stallsystem für Legehennen gekauft. Eine mutige und zukunftsweisende Entscheidung. Rund 40.000 Euro hat sie für das Modell bezahlt. Auf zwei Etagen leben dort ihre 250 Hühner. Im Untergeschoss können sie auf Spänen und Rindenmulch jederzeit scharren, im Erdgeschoss schlafen sie auf Stangen und legen in separate und von außen zugängliche Flächen, gefüllt mit Dinkelspelzen, ihre Eier. All zu viel Zeit verbringen die Hühner aber nicht im Stall. Sobald die Sonne aufgeht, sind sie draußen. Vier Quadratmeter Auslauffläche steht jedem Huhn per Gesetzgebung zu. Entsprechend groß ist der Zaun, den Yvonne Dengel zusammen mit ihrem Vater nach jedem Umzug rund um den mobilen Stall aufstellt.
Etwa 4,5 Tonnen wiegt der Stall, der mit zwei Solarmodulen auf dem Dach bestückt ist. Mit den Hühnern, dem Futter und dem Wasser kommt der Stall auf fast sechs Tonnen Eigengewicht. Die regelmäßigen Fahrten zu neuen Grasflächen überstehen die Hühner problemlos. „Die verhalten sich dabei ganz ruhig“, versichert Yvonne Dengel. Im Schnitt ist der Schlepper nach zehn Minuten Fahrt am neuen Ziel. Dann gibt es frisches Gras für die Hühner. „Die lieben alles, was grün ist“, sagt die Landwirtin und lacht. Die verlassenen Wiesen regenerieren sich schnell wieder, das Gras wächst nach.
Eine Menge Arbeit stecken die Dengels in ihr neuestes Projekt. Rund 450 Arbeitsstunden pro Jahr rechnen sie für ihr zweites Standbein ein – dazu kommt die Zeit für die Vermarktung. „Aber es lohnt sich“, sagt die junge Frau.
Familie Dengel lebt am Ortsrand von Neubrunn, Landkreis Würzburg. 1800 Einwohner hat der Ort, etwa 600 Haushalte. Im Frühjahr 2018 hat die junge Landwirtin die Werbetrommel für ihr Projekt gerührt, Flyer verteilt, den Kindergarten zu einem Erlebnistag rund um die Hühner eingeladen. „Man muss aktiv sein, sich präsentieren, die Kunden anlocken“, sagt sie. Mit der bisherigen Resonanz ist sie zufrieden. An den Wochenenden ist sie meistens ausverkauft, unter der Woche könnte die Nachfrage noch etwas größer sein.
Etwa 200 Eier legen ihre Hühner pro Tag. In Kartons verpackt werden sie in einem kleinen Holzhäuschen direkt vor ihrem Wohnhaus verkauft. „Auf Vertrauensbasis“, sagt Dengel. Die Kunden bedienen sich aus dem Kühlschrank und legen das Geld in eine bereitgestellte Kasse. 34 Cent kostet ein Ei, zusätzlich bietet sie Frischeinudeln an.
Drei mobile Stallsysteme für Legehennen gibt es bislang im Landkreis Würzburg. Im Landkreis Kitzingen noch kein einziges. „Das Interesse ist da“, versichert dennoch Claus Schmiedel vom Amt für Landwirtschaft in Kitzingen. Anfragen gebe es immer wieder. Die will Schmiedel bei einer Informationsveranstaltung im Fachzentrum für Kleintierhaltung in Kitzingen befriedigen. Am Dienstag, 19. Februar geht es im Lehrsaal in der Mainbernheimer Straße um die Haltung von Legehennen in mobilen Stallsystemen, um die Wirtschaftlichkeit der mobilen Eierzeugung, um rechtliche Grundlagen und das Gesundheitsmanagement im Mobilstall.