Integration ist eine große Aufgabe. Sieht man Kindern zu, wirkt sie plötzlich sehr leicht.
Im evangelischen Kindergarten in der Schreibergasse werden vier Flüchtlingskinder betreut. „Wir freuen uns, dass sie hier sind“, erklärt Heike Jutzi, Leiterin des Kindergartens. „Alles ist besser, als wenn die Kinder den ganzen Tag in der Gemeinschaftsunterkunft sind.“ Vom ersten Tag an hätten sich die Kinder hier wohl gefühlt. „Sie lachen schon früh, wenn sie zu uns kommen“, erzählt Jutzi.
Dabei ist das keine Selbstverständlichkeit. Schließlich haben viele Flüchtlingskinder in ihrer Heimat schreckliche Dinge erlebt, waren lange Zeit auf der Flucht. Bei einem Symposium in Schweinfurt hat die Kindergartenleiterin von schlimmen Schicksalen gehört. „Das schleppt man dann schon ein paar Tage mit sich herum“, erzählt sie. Gelernt hat sie dabei, wie man mit traumatisierten Kindern umgeht: „Man soll versuchen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Wir wollen den Kindern das Gefühl geben, dass wir ihnen zuhören – gleichzeitig aber nicht nachbohren, wenn sie nichts erzählen wollen.“
Normaler Alltag
Bei den Kindern im Kindergarten Schreibergasse hat es bisher keine Auffälligkeiten gegeben. Nur am ersten Tag des ältesten Flüchtlingskindes gab es eine kritische Situation, erzählt Jutzi: „An dem Tag gab es bei uns einen Feueralarm. Das war für das Kind im ersten Moment schon schlimm. Gott sei Dank war noch ein Dolmetscher dabei, der den Jungen gleich beruhigen konnte.“
Generell sind die Flüchtlingskinder schnell und gut integriert. Aber wie macht man den anderen Kindern klar, warum die neuen Spielkameraden hierher kommen? „Wir versuchen das kindgerecht zu erklären: Dass es in ihren Heimatländern böse Menschen gibt und sie deshalb zu uns kommen. Und natürlich auch, dass wir ihnen deshalb helfen müssen.“ Wichtig sei aber auch, dass man auch die Flüchtlingskinder nicht bevorteilt: „Wir wollen sie nicht dauerhaft anders behandeln. Außerdem gibt es auch hier Kinder, die aus armen oder schwierigen Verhältnissen kommen.“
Ein normaler Alltag sei der beste Weg, meint Jutzi. Auch zum Erlernen der Sprache: „Wir begleiten die Kinder bei jedem Handgriff und sagen ihnen, was wir machen. Das ist besser als jeder Deutschkurs.“ Schon nach kurzer Zeit können sie sich meist gut verständigen. „Ich erinnere mich an ein Kind, das hat lange Zeit gar nicht gesprochen. Dann habe ich einmal in einer Gruppe gefragt, wer ein Spielzeug auf den Schrank gelegt hat. Dann antwortet es plötzlich im tiefsten Fränkisch: 'Däs wäs i ned'“, erzählt Jutzi lachend.
Mit Sprachschulung hat man im Kindergarten jahrelange Erfahrung. Mittlerweile haben rund die Hälfte aller Kinder in der Schreibergasse Migrationshintergrund – 2001 waren es noch rund 20 Prozent. „Bei den Kindern ist das eigentlich nie ein Problem.“ Wichtig sei bei so jungen Kinder, dass sie zunächst ihre eigene Muttersprache beherrschen. „Erst dann können sie auch eine andere Sprache lernen.
“ Das müsse man teilweise auch erst den Eltern vermitteln: „Meistens sind sie es, die wollen, dass ihre Kinder nur Deutsch sprechen.“