Der Lange Weg zur E-Mobilität

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Die Ladestation in der Alten Burg Straße.
Robert Wagner
Neues Kennzeichen: Ein „E“ zeigt an, dass es sich bei Lothar Pfeuffers Renault Zoe um ein Elektroauto handelt.
Foto: Robert Wagner
Ladesäule: Verschiedene Stecker, unterschiedliche Bezahlsysteme – Stromtanken ist nicht ganz einfach.
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Bezahlung: Ob Karte, Transponder oder Smartphone – jeder Anbieter greift auf unterschiedliche Zahlsysteme zurück.
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Rund 86 000 Fahrzeuge sind im Landkreis Kitzingen registriert. Davon fahren ganze 52 mit Elektrizität statt mit Benzin oder Diesel. Zwei von ihnen erkennt man seit Oktober an einem neuen Nummernschild. Ein „E“ zeigt an, dass es sich um ein Elektrofahrzeug handelt. Beide Autos gehören dem Kitzinger Unternehmer Lothar Pfeuffer.

Die neuen Kennzeichen sind Teil des Elektromobilitätsgesetzes der Bundesregierung, das seit Juni 2015 gilt. Ziel ist es, Elektrofahrzeuge zu fördern. Denn bis 2020 sollen rund eine Million von ihnen auf deutschen Straßen fahren. Darum können E-Autos Privilegien gewährt werden. Fahren auf Busspuren und durch Straßen mit Durchfahrtsbeschränkungen, kostenloses Parken auf besonderen Parkplätzen – das Gesetz sieht einige Möglichkeiten vor, wie Fahrer von Elektroautos bevorzugt werden könnten.

Diese Vorteile sind es jedoch nicht, die Lothar Pfeuffer dazu brachten, sich die neuen Kennzeichen zuzulegen. Ohnehin sind in Kitzingen noch keine solchen Regelungen eingerichtet worden. Vielmehr habe er ein „missionarisches Ziel“, sagt Pfeuffer. Aufmerksam machen, Interesse wecken, Öffentlichkeit schaffen für die Technik.

Von der ist Pfeuffer überzeugt. Er erzählt von den verschiedenen Modellen der europäischen, amerikanischen und asiatischen Hersteller. Von hohen Wirkungsgraden, von Leistung und Energieeffizienz. Elektroautos gehöre die Zukunft. Bis dahin scheint es aber noch ein weiter Weg zu sein.

Auch wenn die Fahrzeugtechnik immer besser wird – die Infrastruktur steckt noch in den Kinderschuhen. Vor allem das Aufladen bereitet Probleme. Einfach losfahren und zur nächsten Tankstelle fahren, wenn der Tank leer ist? Davon können Elektroautofahrer zur Zeit nur träumen.

Fehlende Infrastruktur

Rund 150 Kilometer kann Pfeuffer mit seinem Renault Zoe fahren. Dann muss er die Batterie aufladen. Öffentliche „Zapfsäulen“ sind rar gesät. Außerdem fehlt es an der nötigen Beschilderung. In Kitzingen gibt es beispielsweise am alten Krankenhaus eine Ladestation der Licht-, Kraft-, und Wasserwerke (LKW).

Sie ist hinter Büschen versteckt – kein Schild weist auf die Säule hin. „Wer sie nicht kennt, der findet sie nicht“, sagt Pfeuffer. Außerdem können hier nur Fahrzeughalter aus dem Landkreis laden. Pfeuffer wittert deshalb verschenktes Potenzial. Mehr Ladestationen für alle? Das könnte Kitzingen doch attraktiver für das neue Klientel machen.

Silke Sycha von der LKW sieht das etwas anders. Knapp 300 mal wurde die Tanksäule am alten Krankenhaus in diesem Jahr genutzt – 23 RFD-Chips wurden bisher an Nutzer ausgegeben. Insgesamt seien seit 2012 nicht mehr als zehn Anfragen von Menschen außerhalb des Landkreises wegen der Ladestation eingegangen.

Das sei viel zu wenig, um weitere Ausgaben zu rechtfertigen. Die Säule am alten Krankenhaus „wäre nicht die letzte gewesen, wenn die Nachfrage da gewesen wäre“, erklärt Sycha. Man stehe der Elektromobilität bei der LKW grundsätzlich sehr offen gegenüber. Nicht umsonst hat man zwei eigene Elektroautos im Fuhrpark. Gleichzeitig hat man aber auch eine ökonomische Verantwortung.

In der Alten Burgstraße gibt es eine weitere Ladestation. Sie gehört der Firma Belectric, die im Kitzinger Innopark ansässig ist. Während Pfeuffer sie ansteuert, will ein BMW dort parken – ein Diesel wohlgemerkt. Das Parkverbotsschild scheint den Fahrer nicht zu stören.

Auch das ist laut Pfeuffer ein großes Problem: Oft schon habe er es erlebt, dass die Ladesäulen zugeparkt sind. Der Parküberwachungsdienst werde nur selten tätig. „Ich habe deshalb immer ein fünf Meter langes Verlängerungskabel dabei“, erzählt Pfeuffer. „So kann ich auch an einem parkenden Auto vorbei laden.

Aber vielleicht wird es jetzt durch die neuen Kennzeichen besser.“ Die sollen den Verkehrsteilnehmern auf einen Blick zeigen, dass es sich tatsächlich um ein Elektrofahrzeug handelt.

Neben dem Verlängerungskabel hat Pfeuffer noch mehrere Adapter im Kofferraum. Die Ladestationen der verschiedenen Anbieter haben auch jeweils verschiedene Anschlüsse. Einen einheitlichen Standard gibt es (noch) nicht. Auch an einem gemeinsamen Bezahlsystem mangelt es. Pfeuffer zeigt mehrere Karten und Transponder, mit denen er sich an den verschiedenen Ladestationen anmelden kann. Auch das ist umständlich.

Lothar Pfeuffer schwört dennoch auf seine Elektroautos und möchte sie nicht missen. Doch die Mehrzahl der Autofahrer wartet ab. Zu viele praktische Probleme stehen dem Fahrvergnügen im Weg – trotz staatlicher Förderung. Bis die neuen Nummernschilder zu einem alltäglichen Anblick auf den Straßen in Kitzingen werden, wird deshalb wohl noch einige Zeit vergehen.