Bei Pascals erstem Besuch ist Dr. Klafke mit ihm nach draußen gegangen. Eine Runde spazieren. Vertrauen fassen. Bloß keine Traumatisierung provozieren. Alles ganz ruhig angehen. Beim zweiten Besuch durfte sie Pascal schon mit dem Stethoskop abhören. Ein großer Schritt nach vorne. „Unsere Patienten sollen spüren, dass es ihnen bei uns gut geht“, erklärt Dr. Klafke. Nicht nur sie. Auch ihre Begleitpersonen werden ernst genommen, bekommen den Raum, den sie brauchen. „Wir hören ihnen zu, nehmen ihre Sorgen ernst und beratschlagen zusammen mögliche Therapieformen“, erklärt Dr. Klafke.
„Unser Wunsch ist es immer gewesen, nicht alles immer wieder von vorne erklären zu müssen“, sagt Margit Reis. Im MZEB geht dieser Wunsch in Erfüllung.
Die großen und hellen Räume, das angenehme Ambiente, das freundliche und hilfsbereite Team: All das schätzen Pascals Eltern an der neuen Einrichtung. „Es gibt keine Wartezeiten und während der Behandlung keinen Zeitdruck“, freut sich Manfred Reis. Der übliche Stress, der sich ansonsten schon im Vorfeld der Arzttermine eingestellt hat, werde dadurch erheblich reduziert. „Unser Sohn kann sich auf die Situation viel besser einlassen.“
Dr. Klafke versteht die Einrichtung auch als Angebot an alle Fach- und Hausärzte in der Region. Fortbildungen werden angeboten, die Diagnosen weitergegeben und erläutert. Dass die Kollegen gar nicht die zeitlichen und infrastrukturellen Ressourcen haben, um sich intensiv um so außergewöhnliche Patienten zu kümmern, ist ihr völlig klar. Genug Manövrierplatz für Rollstühle, ein ebenerdiger Zugang, ein angenehmes Raumklima, ein Ruheraum, andere Gerüche, speziell geschultes Personal – all das können die meisten Praxen gar nicht vorhalten. „Der Hausarzt hat Zeitdruck, wir können uns die nötige Zeit nehmen.“
„Unsere Patienten sollen spüren, dass es ihnen bei uns gut geht.“
Dr. Anja Klafke, Leiterin MZEB
An Arbeit wird es Dr. Klafke und dem insgesamt 15-köpfigen Team in absehbarer Zeit nicht mangeln. Schon jetzt ist das MZEB auf Wochen hinaus ausgebucht. „Akutpatienten nehmen wir nicht an“, betont die Ärztin. Ansonsten sind alle Erwachsenen ab einer Behinderung von 70 Prozent willkommen – und das sind unterfrankenweit eine ganze Menge. Auf 10 000 Patienten und mehr schätzt Dr. Klafke das Patientenpotenzial im Einzugsgebiet, das über Unterfranken hinausreicht. Es sind sowohl Menschen wie Pascal, mit angeborenen Behinderungen, als auch Menschen, die beispielsweise nach Unfällen mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen und Krankheiten zu kämpfen haben.
Jeder Tag im MZEB ist anders, jeder Patient auch. „Wir lernen täglich dazu“, versichert Dr. Klafke. Ihr Ziel: „Im Laufe der Zeit ein Vertrauensverhältnis zu allen Patienten aufbauen, damit medizinische Behandlungen weniger Ängste verursachen.“