Das Prediger-Ehepaar Christoph und Brigitte Bahr nimmt Abschied von der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Kitzingen.
So richtig erklärbar ist es nicht, aber es gibt Menschen, die umgibt eine ganz besondere Aura. Christoph Bahr ist einer von ihnen. Und seine Frau Brigitte gehört untrennbar dazu. „Sie müssen ihn selbst erleben“, sagt Fritz Zeltner, einer der Wegbegleiter des Prediger-Ehepaares der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Kitzingen – und lädt dafür zu einer der letzten Gelegenheiten ein. Am Sonntag, 19. Juni, wird Christoph Bahr mit einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Nach fast zehn Jahren des Wirkens.
„Menschen erleben an jedem Tag Wunder, sie nehmen sie nur nicht wahr. Aber wenn man will, kann man sie sehen.“
Christoph Bahr, Prediger Und das taten die Bahrs, nicht nur in ihrer eigenen Gemeinde. Vor allem mit der katholischen Kirche gab es eine enge Vernetzung. Christoph Bahr war es immer wichtig, miteinander zu arbeiten und nicht gegeneinander. Das passte nicht zu seinem Naturell, das sich in erster Linie für die Menschen interessierte und dafür, ihnen die Lehre von Jesus Christus näher zu bringen – auf seine Weise.
So, wie er selbst auch seine ganz eigene Berufungsgeschichte erlebt habe, durch gesundheitliche Probleme gezwungen wurde, seinen Traum als Elektrotechniker aufzugeben. Seine zweite Leidenschaft galt das Arbeiten an und mit Menschen. Dadurch fiel seine Wahl auf Sozialpädagogik, bis er nach intensivem Befragen der Menschen in seiner Umgebung und dem Forschen im eigenen Inneren eine „klare Weisung von Gott“ erhielt. Es folgten vier Jahre Studium in der Schweiz, ehe es Christoph Bahr und seine Frau – er lernte sie während des Studiums kennen – wieder nach Deutschland verschlug. Genauer nach Naila in Oberfranken. Zu seiner Frau. Das war vor über 40 Jahren. Von dort aus führte der Weg über Fürth und Regensburg nach Kitzingen, wo er seit knapp zehn Jahren als Pastor, Seelsorger, Jugendsozialarbeiter und vieles mehr tätig ist.
Denn Christoph Bahr hat vielfältige Talente. Fritz Zeltner beschreibt ihn als spontanen Menschen, der es schafft, andere zu begeistern, mitzureißen, zu ermutigen, mitzuarbeiten. Wie sonst außer mit ehrenamtlich Engagierten wäre die Gemeindearbeit in einer rund 120 Mitglieder zählenden Gemeinschaft möglich? Bahr ist als einziger hauptamtlich angestellt – der Vergleich mit einer großen Familie passt also ins Bild. „Es ist erstaunlich, welche Kraft jedes Mitglied in die Gemeinschaft einbringt“, sagt Christoph Bahr – ob musikalisch, schauspielerisch, kulinarisch. Und vor allem seelsorgerisch. Gerade während der Pandemie sei das deutlich geworden, als ein Herzinfarkt sein Leben bedrohte und innerhalb von kürzester Zeit die Krebsdiagnose seiner Frau die Familie erschütterte. „Die Gemeinschaft hat es geschafft, dass die Arbeit weiter ging“, erinnert sich Bahr an diese schicksalhafte Zeit – die er ohne Gott und die Gemeinschaft nicht überstanden hätte. Da ist sich der Prediger ganz sicher.
Er ist allerdings auch kein Mensch, der hadert. Der fordert. Sondern einer, der zufrieden ist mit dem, was er hat. Und der vertraut. „Prediger sein ist schön, wenn auch finanziell nicht unbedingt lukrativ“, sagt Bahr. „Für uns hat das aber nie eine Rolle gespielt. Wir hatten, was wir brauchten, und irgendwie hat sich immer etwas ergeben. Menschen erleben an jedem Tag Wunder, sie nehmen sie nur nicht wahr. Aber wenn man will, dann kann man sie sehen.“
Und so war es nicht verwunderlich, dass Christoph und Brigitte Bahr in ihrer Kitzinger Zeit so einiges auf den Weg brachten, um diesen Glauben unter die Menschen zu bringen: Anfang des Jahres organisierten sie zusammen mit anderen Freikirchen eine Allianzgebetswoche, es gab Treffen mit den Verantwortlichen der katholischen und evangelischen Kirche in Kitzingen, die im Brückenfest mündeten. Höhepunkt der ökumenischen Zusammenarbeit wird das Fest der Kirchen am 10. Juli an der Kitzinger Mainlände sein. Zum Ende des Monats verabschieden sich die Bahrs endgültig aus Kitzingen. Ihren Ruhestand verbringen die beiden in Puschendorf bei Fürth.
Zum Abschied wünscht sich Christoph Bahr, das die Arbeit in seiner Gemeinschaft weitergeht. Zunächst mit Hilfe der Ehrenamtlichen, denn für seine Stelle gibt es noch keinen neuen Bewerber. „Es gibt Veränderungen, die nicht planbar und schon gar nicht wünschenswert sind. Wir müssen hier einen langen Atem haben und die Situationen meistern.“