Das "Blickpunkt Auge"-Mobil fährt durch den Landkreis Kitzingen. Das Ziel: Beratung für Jedermann. Mit dabei viel Info-Material und technische Hilfsmittel zum ausprobieren.
Hinter dieser Zahl verbirgt sich eine große Vielfalt. Es gibt unzählige Augenkrankheiten mit ganz unterschiedlichen Auswirkungen. Eingeschränktes Blickfeld, verschwommene Strukturen, Sichtflecken, Farb- und Kontrastschwächen. Damit heißt es umzugehen – für die Betroffenen, ihre Angehörigen und die Öffentlichkeit. „Dazu wollen wir einen Beitrag leisten“, erklärt Pamela Brendel vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund.
Mit einem auffälligen grünen Sprinter ist sie bis zum Freitag im Landkreis Kitzingen unterwegs. „Blickpunkt Auge“ heißt die Aktion, die vor allem ein Ziel hat: „Augenärzten fehlt oft die Zeit, ihre Patienten zu beraten. Da setzen wir an“, sagt Brendel. Dafür hat sie die beiden ehrenamtlichen Helferinnen Christine Thaler und Erika Schuhmann dabei. Beide sind selbst betroffen. Während Schuhmann nur noch ein sehr eingeschränktes Sichtfeld hat, kann Christine Thaler nur sehr verschwommen sehen. Beide wissen, was die Diagnose einer Augenkrankheit vor allem bedeutet: Unsicherheit und Angst.
„Viele fallen zuerst in ein Loch“, sagt Thaler. Wie geht es weiter? Kann ich noch Autofahren, kann ich noch arbeiten? Es sind existenzielle Fragen, die zunächst quälen. „Da hilft es, wenn die Menschen mit Betroffenen wie Frau Schuhmann und Frau Thaler sprechen können und sehen: Ja, es geht.“ Apropos „Sehen“: Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit sehbehinderten oder blinden Menschen umgehen sollen. Im Gespräch mit einem Sehbehinderten wagen es viele Leute nicht, Wörter wie „sehen“ zu gebrauchen. „Wir beraten auch viele Angehörige“, sagt Brendel. So sei ein verkrampfter Umgang unnötig – die meisten blinden Menschen benutzen selbst „sehen“ und meinen damit ihre ganz eigene Form der Wahrnehmung. Gerade auf dem Land ist das wichtig. In kleineren Orten gibt es oft nur einen Sehbehinderten. „Sie sind dann mit ihrer Krankheit alleine – und fühlen sich auch so“, beschreibt Thaler.
Dazu sind Einschränkungen der Mobilität in den Dörfern besonders schwerwiegend. „Das Ziel des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund ist immer, Selbstständigkeit zu bewahren“, erklärt Brendel. Viele Menschen wüssten gar nicht, welche Hilfsmittel es gibt. Dabei geht es um finanzielle und organisatorische Hilfen wie Blindengeld und Behindertenausweise und vieles mehr.
Auch technisch hat sich einiges getan: Während sich Menschen früher nur mit einfachen Lupen behelfen konnten, gibt es heute eine ganze Bandbreite an Geräten: Lesesteine, Lesebildschirme, Diktiergeräte und Vorlesegeräte erleichtern Sehbehinderten die Teilhabe am visuell dominierten öffentlichen Leben. Daneben ist es ein großes Anliegen von Brendel und ihren Kolleginnen, das Bewusstsein für die Probleme zu schärfen. In Aufklärungsveranstaltungen an Grundschulen soll schon früh auf die Probleme von Menschen mit Sehbehinderungen aufmerksam gemacht werden.
Auch im Beratungsmobil liegen Brillen bereit, mit denen man einmal testen kann, wie es ist, bestimmte Augenkrankheiten zu haben – und wie hilflos man im ersten Moment seiner Umwelt gegenüber steht. Als Verein versuche man für alle Menschen mit Sehbehinderungen und ihre Angehörigen da zu sein. Denn: „Die Menschen fühlen sich hilflos, weil sie nicht wissen, wo sie Hilfe finden“, sagt Thaler. Um das zu ändern ist sie mit ihren Kolleginnen Schuhmann und Brendel auch in den nächsten Tagen unterwegs.
Termine und Kontakt
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