Winter und Zelten? Weihnachten und Heavy Metal? In Geiselwind ist das möglich.
„Häh, wer bist du denn?“, fragt der junge Mann im Kettenhemd. „General Murrmann, Kommandant der schwedischen Truppen“, antwortet Ernst Nickel, Bürgermeister von Geiselwind, im soldatischen Tonfall. Nickel trägt eine blau-gelbe Uniform, ein Schwert hängt in seinem Gürtel. Auf dem Kopf trägt er einen Hut, inklusive blauer Feder. Während er spricht, streichelt er seinen schwarzen Plüsch-Kater. Das klingt nicht nur skurril, sondern ist es auch. Und passt gerade deshalb ganz hervorragend zu diesem Samstagabend in der Eventhalle der Familie Strohofer.
Gefeiert wird hier das erste „Christmas-Bash“. Laut Veranstalter ist es der Versuch, das Lebensgefühl „Heavy Metal“ in den Winter zu transformieren. Und so ist eben alles ein bisschen anders: Die Weihnachtsmützen sind tiefschwarz und die Christbaumkugeln haben die Form eines Totenkopfes. Statt Glühwein gibt es heißes Met und statt „Stille, Nacht, heilige Nacht“ zu singen, „bangen“ die Gäste zum Heavy Metal ihre Köpfe.
Mitten drin im Geschehen ist der verkleidete Bürgermeister. Geduldig erklärt Nickel die Sage um General Murrmann: Die Schweden hatten Geiselwind im Dreißigjährigen Krieg belagert. Zu einer Gesandtschaft der Stadt soll der gerade essende schwedische Kommandant gesagt haben: „So wahr ich diese Wurst esse, werde ich hinein kommen!“ In diesem Moment sei der schwarze Kater auf seine Schulter gesprungen und habe die Wurst geklaut. „So hat uns dieser Kater gerettet“, erklärt Nickel lachend und streichelt nochmals das Plüschtier.
Doch zurück ins Hier und Jetzt: Über 2000 Karten haben die Organisatoren im Vorfeld verkauft, erzählt Moritz Strohofer. „Etwa 100 Besucher campen hier.“ Camping im Winter? „Ich dachte eigentlich auch erst, es wäre zu kalt“, erzählt ein Gast aus Nürnberg. „Aber das basd schon.“ Sein Nebenmann hebt seinen Becher: „Dann machen wir es uns eben von innen heraus warm!“
Unter einem großen Dach neben der Eventhalle stehen dutzende Campingwagen. Einige ganz Hartgesottene haben dazwischen ihre Zelte aufgebaut. Während aus der Halle die Musik nur gedämpft nach außen dringt, steht hier eine kleine Gruppe um einen Campingtisch. „Willst du ein Bier? Oder eine Cola mit Schuss?“, fragt eine von ihnen. „Ich hab' auch Pizzabrötchen gemacht, falls du Hunger hast“, fügt sie hinzu.
Die Gäste beim „Christmas-Bash“ sind nicht nur gut drauf, sondern vor allem auch nett und hilfsbereit. Insofern passt die Veranstaltung eben doch sehr gut zu der besinnlichen Weihnachtszeit. „Zu Konzerten können wir jederzeit gehen, aber diese Festival-Atmosphäre im Winter ist schon etwas ganz Besonderes“, sagt einer der Camper.
Dass so eine Veranstaltung in Geiselwind stattfindet, ist kein Zufall. Der Metal und seine Kultur sind in Franken fest verwurzelt. „Ich war im Sommer auf einem Festival in Slowenien, da waren fast nur Franken da“, erzählt ein Metal-Fan aus dem Landkreis. An dieser Begeisterung sind auch die Strohofers nicht ganz unbeteiligt: Immer wieder finden hier Heavy-Metal-Konzerte und Festivals statt. „Die Eventhalle ist schon fast so etwas wie unser zweites Wohnzimmer“, erzählt ein Besucher aus Castell.