Bloß nicht untergehen

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Die Saunalandschaft im Aqua-sole gibt es seit 2009. Die Suche nach Personal gestaltet sich zunehmend schwierig.
Foto: Aqua-Sole

Dienstleister wie das aqua-sole haben es in diesen Zeiten schwer, Mitarbeiter zu finden.

Die Vorwürfe wiegen schwer. Die zwei Frauen lassen kaum ein gutes Haar am aqua-sole. Sie berichten von vielen Überstunden, von Pausen, die nicht eingehalten werden, von Doppelschichten und von einer schlechten Bezahlung. Verena Dambach und Norbert Brand können da nur den Kopf schütteln.

Ilona Schmidt und Irina Isenko haben im aqua-sole gearbeitet. In der Küche beziehungsweise im Wellnessbereich. Von einem guten Miteinander berichten sie, von einem motivierten Team. „Das ist wie eine Familie“, sagt Ilona Schmidt. Die Identifikation mit dem Betrieb sei hoch, die gegenseitige Unterstützung auch. Dennoch haben sie gekündigt. „Es wurde einfach zu viel“, sagt Ilona Schmidt. Sie habe teilweise 22 Tage am Stück gearbeitet. Vor allem im Herbst sei die Arbeit zu viel geworden. Bis zu 1600 Gäste kommen dann pro Tag. Fällt ein Kollege krankheitsbedingt aus, muss ein anderer einspringen, die notwendige Ruhezeit unterbrechen. Die Konsequenz? „Wir mussten oft Doppelschichten von 8 bis 23 Uhr schieben“, sagt Schmidt. „Und das bei einer Bezahlung knapp über dem Mindestlohn.“ Etwa drei Jahre war die Kitzingerin im aqua-sole-Küchenbereich beschäftigt. Mehr als 50 Mitarbeiter seien seither gegangen. „Seit November letzten Jahres waren es bestimmt 16 Leute“, sagt sie.

Mangel auf dem Arbeitsmarkt

Verena Dambach schüttelt bedächtig den Kopf, als sie mit diesen Vorwürfen konfrontiert wird. Zusammen mit dem Geschäftsführer der Stadtbetriebe GmbH, Norbert Brand, beantwortet die Betriebsleiterin die Fragen dieser Redaktion. „Natürlich haben wir eine angespannte Personalsituation“, sagt Brand. Das sei nicht nur in Kitzingen so. Gerade bei den Fachangestellten für Bäderbetriebe fehle engagierter Nachwuchs. Im Küchen- und Servicebereich herrsche ganz allgemein Mangel auf dem Arbeitsmarkt. Eine Einschätzung, die von der Arbeitsagentur in Würzburg auf Nachfrage bestätigt wird. Einen schlechten Ruf als Arbeitgeber – wie von Schmidt und Isenko behauptet – habe das Kitzinger Bad keinesfalls. Bewerber würden auch weiterhin dorthin vermittelt werden.

In Kitzingen bewegt sich die Arbeitslosenquote seit Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau – das macht die Suche nach Personal nicht einfacher. Zumal für Dienstleister wie das aqua-sole. Dort müssen sich die Mitarbeiter auf wechselnde Arbeitszeiten einstellen. Das Bad ist an fast 365 Tagen im Jahr geöffnet – und das bei Schichtbetrieb von früh um 8 Uhr bis spät in die Nacht. „Alle Dienstleister haben das gleiche Problem wie wir“, weiß Verena Dambach und berichtet von etlichen Vorstellungsgesprächen, bei denen die Bewerber abwinken, sobald ihnen klar wird, dass die Wochenenden zur Arbeitszeit gehören.

2009 hatte das damals frisch renovierte Hallenbad mit neu errichtetem Saunabereich seine Pforten geöffnet. „Damals hatten wir in Kitzingen noch eine ganz andere wirtschaftliche Situation“, erinnert Brand. Seither habe Kitzingen wirtschaftlich eine gute Entwicklung genommen – mit der Folge, dass Arbeitnehmer rar werden. „Es wird immer schwerer, Mitarbeiter zu finden“, bedauert er. „Aber das ist ja nicht nur in Kitzingen so.“ Andere Bäder in Deutschland hätten schon ihre Öffnungszeiten angepasst, sprich reduziert. So weit sei man im aqua-sole noch nicht.

Fluktuation ist normal

Etwa 40 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Darunter etliche Studenten und Aushilfskräfte. Eine gewisse Fluktuation sei da ganz normal, meint Brand. Studenten und Schüler könnten nun mal nicht dauerhaft arbeiten, kämen in den Ferien aber immer wieder. Brand zeichnet ein ganz anderes Bild als die beiden ehemaligen Mitarbeiterinnen. Er lobt das „ungeheure Engagement“ des Stammpersonals, das sich sogar innovativ an der Personalsuche beteilige.

Ilona Schmidt und Irina Isenko haben andere Erfahrungen gemacht. Ihr Versuch, einen Betriebsrat zu installieren, scheiterte. Frank Jauch von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kann sich an ein Gespräch mit rund 20 Mitarbeitern erinnern. Dabei sei ihm von der Unterbesetzung in manchen Bereichen des aqua-sole berichtet worden, von sehr langen Arbeitszeiten, von zu wenig Pausen. Der Versuch, einen Betriebsrat zu gründen, sei jedoch gescheitert. Außer Ilona Schmidt und Irina Isenko wollte keiner der Anwesenden der Gewerkschaft beitreten.

Info: Die Besucherzahlen im aqua-sole: Im Jahr 2009 kamen 208 000 Besucher; 2013: 277 000 Besucher; 2015: 264 000 Besucher und im letzten Jahr waren es 261 000.