Jetzt haben Sie zusammen mit Martin Droschke ein Buch über 111 fränkische Biere geschrieben, die man getrunken haben muss. War die Auswahl schwer?
Krines: Wahnsinnig schwierig. Alleine in der Fränkischen Schweiz gäbe es 111 Biere, die man getrunken haben sollte.
Wie sind Sie dann bei der Auswahl vorgegangen?
Krines: Es war ein wenig wie bei der bayerischen Kabinettsbildung. Wir wollten, dass die Regionen möglichst paritätisch vertreten sind. Wir haben dann eine Excel-Tabelle angelegt mit Komponenten wie Region, Bierstil, Größe der Brauerei und anderen Faktoren. Wir hatten 160 Favoriten und mussten auf 111 abspecken.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Treffen Sie sich mit Martin Droschke im Wirtshaus, trinken zusammen und schreiben Ihre Eindrücke auf?
Krines: Nein, das leider selten. Jeder macht sich seine Verkostungsnotizen und schreibt seinen eigenen Text. Martin Droschke schreibt blumiger, ich bin mehr der Techniker. Wir bringen unsere Eindrücke dann zusammen.
Welchen Anspruch haben Sie bei der Beschreibung eines Bieres an sich selbst?
Krines: Natürlich geht es um Fachliches wie Stammwürze, Alkoholgehalt oder die Farbe. Aber wir wollen auch die Stimmungen beschreiben, die Atmosphäre, die Einzigartigkeit des Ortes und des Produktes.
Wirkt sich das Ambiente auf den Geschmack aus?
Krines: Auf jeden Fall. Biergenuss ist mehr als die Flüssigkeit im Glas.
Das alles klingt nach viel Arbeit.
Krines: An dem Buch haben wir bestimmt ein Jahr gearbeitet.
Weil Sie so ein Perfektionist sind?
Krines: Ich würde mich als engagierten Biertrinker bezeichnen. Ich will wissen, wie Bier und Brauen funktioniert.
Hat sich bei der Arbeit ein Lieblingsbier herauskristallisiert?
Krines: Ach Gott. Empfehlen kann ich wirklich jede der 111 Brauereien. Hier in Bamberg gehe ich sehr gerne ins Spezial, Greifenklau oder zum Keesmann. Außerhalb der Städte gibt es ebenfalls faszinierende Orte. Ein Besuch beim Wirtshaus „Zum Välta“ in Appendorf ist wie eine Zeitreise in einen alten Schwarz-Weiß-Film. Im ehemaligen Tante-Emma-Laden neben der Gaststube sind jede Menge Musikinstrumente deponiert. Mit etwas Glück erwischt man einen Abend, an dem Live-Musik gespielt wird. Oder der Bierkeller Strauß in Treuchtlingen-Wettelsheim. Wenn dort die 100-Liter-Fässer herangerollt und angestochen werden, dann ist das ein Anblick, bei dem die Oberbayern neidisch werden.
Müssen wir uns um die Biervielfalt in Franken Sorgen machen?
Krines: Die Anzahl der Brauereien wird sicher zurückgehen. Sobald Investitionen anstehen, wird es für manche kleine Braustätte schwierig. Und die Nachfolge ist in manchen Familienbetrieben auch ein Thema. Oft werden Landwirtschaft und Brauerei parallel betrieben. Verständlich, dass junge Leute diesen Aufwand nicht immer weiterführen wollen.
Stehen wir vor einem Brauereisterben?
Krines: Nein, so schlimm wird es sicher nicht. Es gibt ja auch genügend Quereinsteiger, die wieder neue Sachen ausprobieren. Wir brauchen keine Angst um das fränkische Bier haben. Aber wir Konsumenten sind auch gefordert.
Will heißen?
Krines: Wir müssen akzeptieren, dass der Bierpreis steigt. Der Lebensmittelhandel mit seinen Rabattaktionen schadet letztendlich der Brauereivielfalt. Und die macht das Leben in Franken doch so lebenswert.
Das Buch ist im Emons Verlag erschienen, 240 Seiten, ISBN: 978-3-95451-922-4
Poetische Bierbeschreibung
Über Brauerei Düll, Gnodstadt: Sein Schaum steht wie eine Eins. Malz und Hopfen fügen sich höchst harmonisch zu einem süffigen, vollmundigen und im Abgang ordentlich knackigen Herben zusammen.
Über Seinsheimer Kellerbier: Satt, braun und schön steht das Kellerbier im Krug, mit stabilem Schaum und dichter Trübung. Der Antrunk ist seidenweich. Die Malzigkeit kommt voll und rund, ist absolut stimmig in ihrer Süße und ihren leichten Röstaromen.
Über Altfränkisches Bauernbier aus Oberailsfeld: Der Trunk rinnt weich und angenehm süßlich, legt Karamell- und Mokkaaromen auf die Zunge, um sich beim Schlucken mit einer exakt auf den malzigen Körper des Bieres abgestimmten Bittere zu verabschieden. Adieu! Auf ein Zweites!
Über Lagerbier von Greifenklau, Bamberg: Nimmt man einen Schluck in den Mund, schleicht sein üppig malziger Körper behäbig über die Zunge. Auf halbem Weg schubst ihn der Hopfen von dort weg und breitet seine angenehm dosierten Bitterstoffe wie ein Leintuch aus.