Beim Weihnachtsmarkt der Schweinezüchter in Dettelbach ist die Stimmung nicht gerade besinnlich. Wer den Landwirten zuhört, hört vor allem Klagen. Doch auch die Tierschützer sind unzufrieden.
Am Eingang zur Halle stehen zwei einsame Weihnachtsbäume. Das ist alles, was darauf hindeutet, dass es sich bei der Veranstaltung in der Dettelbacher Frankenhalle um einen Weihnachtsmarkt handelt. Und tatsächlich ist den Schweinezüchtern, die an diesem Mittwoch ihre alljährliche Versteigerung von Zuchtebern abhalten, nicht zum Feiern zumute. Wer den Landwirten zuhört, hört vor allem Klagen.
„So schlecht war die Stimmung noch nie“, bestätigt Georg Winterstein den ersten Eindruck. Er ist Vorsitzender des Verbandes unterfränkischer Schweinezüchter und hat an diesem Tag viele Gespräche geführt. „Die Reserven sind aufgebraucht. Viele Kollegen überlegen, ihren Betrieb aufzugeben.“ Sie wären nicht die ersten: Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der bayerischen Schweinehalter laut dem Bayerischen Bauernverband von knapp 50 000 auf etwa 15 000 gesunken.
„Von den Ferkelerzeugern arbeitet gerade kein einziger wirtschaftlich“, sagt Eduard Mack, Vorsitzender des Fleischerzeugerings Unterfranken. Er hat 160 Muttersauen in seinem Betrieb in Euerfeld und ist damit selbst direkt betroffen. „Je nach Betrieb schwankt der Preis für ein drei Monate altes Ferkel um die 40 Euro. Nur um die Kosten zu decken, müssten es schon 60 Euro sein“, erklärt Mack.
Bei der Frage nach den Gründen für die Misere, atmet Mack tief durch. „Schwierig, in ein paar Sätzen zu erklären“, sagt er. „Allein über die neuen Auflagen, beispielsweise zur Kastration und Eberzucht, die bis 2019 umgesetzt werden sollen, könnte ich stundenlang erzählen.“ Was Eduard Mack und Georg Winterstein dann beschreiben, lässt sich in drei Punkten zusammenfassen – einen ökonomischen, einen betrieblichen und einen gesellschaftlichen.
„Ferkelerzeuger stehen am Ende einer langen Schlange“, erklärt Winterstein: Die Verbraucher wollen billiges Fleisch und kaufen vorwiegend bei Discountern. Der niedrigere Preis wird über die Fleischer, die Mäster und Schweinehalter bis zu den Erzeugern weitergegeben. Und die müssen dann ihre Ferkel zu dem angebotenen Preis verkaufen. „Schließlich kann man ja die Muttersau nicht zunähen und ein halbes Jahr warten, bis der Preis besser wird.“
Das Überangebot auf dem europäischen Markt, der fehlende Absatz in Russland und China, tragen ihr übriges dazu bei, dass der Preis langfristig niedrig bleibt. „Dass der Preis auf und ab geht, das sind wir gewohnt“, erklärt Mack. Dieser „Schweinezyklus“ habe sich jedoch verändert: „Die Täler werden immer tiefer, die Höhen flacher.“ So viel zum ökonomischen Aspekt.
Betrieblich machen den Landwirten die Auflagen zu schaffen – gerade beim Tierschutz. „Wir machen das aus Berufung und Leidenschaft. Die Tiere sind uns wichtig“, sagt Mack schon fast beschwörend. Außerdem sei doch schon viel passiert: Mehr Licht, mehr Platz, Spielzeug für die Schweine. „Es gab noch nie in der Geschichte Nutztiere, denen es so gut ging.“