Monsanto-Übernahme: Angst vor dem Großen?

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In der Agrarwirtschaft entsteht ein Mega-Konzern. Bayer will Monsanto übernehmen. Das gefällt nicht allen. Für den Landtagsabgeordnete Dr. Otto Hünnerkopf sind nun die Verbraucher gefordert.

Die geplante Übernahme des US-Saatgut-Konzerns Monsanto durch die Bayer AG für 66 Milliarden Dollar (rund 59 Milliarden Euro) findet keineswegs überall Unterstützer. Während Bayer-Chef Werner Baumann die Fusion für einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Hungerbekämpfung hält, befürchten viele Bundestagsabgeordnete von Linken, Grünen und der SPD, dass die enorme Marktmacht des neuen Mega-Konzerns zu Nachteilen für Landwirte und Verbraucher führen wird. Rund ein Drittel des weltweiten Saatgutes und ein Viertel der Pestizide würden dann nämlich aus ein und derselben Hand stammen.

„Für den Verbraucher ist es immer schlecht, wenn es weniger Konkurrenz gibt“, sagt Alois Kraus, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Und in diesem Fall sind eben die Landwirte selbst die Verbraucher von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln.

„Natürlich ist es bis zu einem bestimmten Grad problematisch, wenn ein Großer einen anderen Großen übernimmt“, bestätigt auch Dr. Otto Hünnerkopf, Landtagsabgeordneter der CSU und Vorsitzender des Arbeitskreises für Umwelt- und Verbraucherschutz. Er zeigt sich überrascht von der aktuellen Entwicklung. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass Monsanto mal ein Übernahmekandidat wird.“ Aus Wettbewerbssicht könne man schon Bedenken haben.

Es sei denn, die EU-Kommission untersagt die Fusion. Dass das passiert, ist keinesfalls ausgeschlossen. Rund 30 Kartellbehörden nehmen die Auswirkungen der Übernahme unter die Lupe. Die EU-Kommission will die Argumente gegen den Kauf sorgfältig prüfen. Auch Bayer selbst erwartet einen Abschluss der Übernahme daher erst Ende 2017.

Kehrt die Gentechnik zurück?

Kaum ein Markt ist so konzentriert wie der globale Agrarmarkt. Von Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung hätten in den letzten Jahren nur die großen Akteure des weltweiten Agrar-Geschäfts profitiert, kritisieren Nichtregierungsorganisationen wie das INKOTA-Netzwerk. Mit der Bayer-Monsanto-Fusion rolle nun eine weitere Markt- und damit Machtkonzentrationswelle auf uns zu, befürchten die Globalisierungs-Skeptiker aus Berlin. Bereits heute kontrollieren sechs Konzerne – Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont, Dow und BASF – 75 Prozent der weltweiten Agrarchemie und über 60 Prozent des Saatgutmarktes.

Vor allem die Ausrichtung auf gentechnisch veränderte Pflanzen wird kritisch gesehen. Mit Saatgut von Bayer und Monsanto lasse sich keine zukunftsfähige Landwirtschaft betreiben. Beide Konzerne produzieren genmanipuliertes Saatgut und die korrespondierenden Pestizide, die sie im Kombi-Pack verkaufen.

Landtagsabgeordneter Hünnerkopf hofft, dass Bayer als europäischer Hersteller die ablehnende Haltung der Verbraucher gegenüber Gentechnik akzeptiert. Eine Aussage von Bayer-Chef Baumann scheint die Hoffnung zu bestätigen. Der versprach, auch nicht über Umwege zu versuchen, Gentechnik in der EU durchzudrücken. Und selbst wenn sich Bayer irgendwann nicht an die Versprechen erinnern sollte: „Wir lassen das auf jeden Fall auch gar nicht zu“, versichert Hünnerkopf.

Monopol beim Saatgut?

Preissteigerung und sinkende Wahlfreiheit bei Saatgut und Pestiziden wären die Konsequenzen, die vor allem die kleinbäuerliche Landwirtschaft in den armen Regionen der Welt zerstören würde, so entwicklungspolitische Organisationen. Doch auch für die kleinteilige und vielfältige Landwirtschaft in Franken könnte die Fusion Nachteile haben. „Bei einer größeren Marktmacht drohen auch Kostensteigerungen“, weiß Hünnerkopf. „Das ist schlecht für die lokale Landwirtschaft.“

Kritiker fordern politische Rahmenbedingungen, die es Bauern ermöglichen, frei und unabhängig über ihr Saatgut zu bestimmen. Welternährung gehöre nicht in die Hände eines Agrar-Oligopols. Auch der CSU-Landtagsabgeordnete betont, wie wichtig die Saatgutvielfalt ist. „Bei uns gibt es ja Gott sei Dank viele Idealisten, die sich noch für den Erhalt der Vielfalt einsetzen.“

Doch was kann gegen die drückende Marktmacht der Konzerne getan werden? Letztendlich bleibt den Landwirten in Franken nichts anderes übrig, als die weiteren Entwicklungen abzuwarten. „Wir haben da ja kaum einen Einfluss“, sagt Alois Kraus vom BBV. Letztlich handele es sich um den „normalen“ Konzentrationsprozess, der den gesamten Lebensmittelbereich erfasst habe. Und auch bei politischen Eingriffen müsse man vorsichtig sein, betont CSU-Mann Hünnerkopf. So seien finanzielle Hilfen, beispielsweise für Anbieter von alternativen Sorten, immer ein Eingriff in den Markt, der nicht so ohne Weiteres möglich sei.

Otto Hünnerkopf hofft statt dessen auf die Verbraucher. Sie könnten mit bewussten Kaufentscheidungen Einfluss auf die Entwicklung der Landwirtschaft nehmen. Dabei geht es nicht allein um Gentechnik, sondern eben auch um den Erhalt verschiedener Sorten.