Astrid und Philipp wollen in 14 Tagen den höchsten Berg der Welt bezwingen - und vor ihrem Aufstieg Geld für ein Waisenhaus in Nepal sammeln.
Kathmandu, die Hauptstadt Nepals. Ein Junge, vielleicht acht Jahre alt, steht am Straßenrand und bettelt vorbeilaufende Touristen an. Seine Kleidung ist zerschlissen, seine Haare voller Dreck und seine Statur zeugt von Unterernährung. Er wirkt dreist in seiner offensiven Art zu betteln, doch er macht dies nur aus einem Grund: um zu überleben.
Ein Bild, das man als Reisender in Nepal ständig beobachten kann. Auch Astrid Feiten hat es erlebt: dass viel zu viele Kinder auf der Straße landen. Die 20-Jährige hat Anfang 2013 für zwei Monate für eine Hilfsorganisation in Nepal gearbeitet. In einem buddhistischen Kloster unterrichtete sie Englisch - und erfuhr dabei ganz nebenbei von einem Spendenlauf, der Kindern Aussicht auf eine bessere Zukunft geben soll. "Irgendwann in meinem Leben mach' ich so was mal", dachte sie sich - und traf dann auf ihren neuen Studienkollegen Philipp Hummel.
Ein bisschen Abenteurer steckt auf jeden Fall in Philipp. Das musste Astrid schnell feststellen, als sie dem Kitzinger von der Aktion in Nepal erzählte. "Die Sache hat mich irgendwie gleich gepackt", erzählt der Kitzinger. Nach seinem Abitur in Münsterschwarzach tourte er neun Monate lang durch Australien. "Dabei haben mir so viele Menschen geholfen. Das will ich jetzt irgendwie zurückgeben", sagt er. Das Projekt, das Astrid ihm beschrieben hatte, klang nach der Gelegenheit. Und warum sollte "irgendwann im Leben" nicht gleich 2014 sein?
Die Volunteers Initiative Nepal (VIN) baut und betreut Waisenhäuser. Bis 2015 soll ein neues Waisenhaus in der Nähe von Kathmandu entstehen. Um das zu finanzieren - die Gesamtkosten liegen bei 500.000 US Dollar - wurde eine Art Spendenlauf ins Leben gerufen, bei dem Freiwillige in einer 14-tägigen Tour zum Base Camp des höchsten Berges der Welt, dem Mount Everest, aufsteigen. Im Vorfeld versuchen sie in Kleingruppen Spenden zu sammeln.
Astrid und Philipp bilden eine dieser Kleingruppen und sprühen vor Eifer. Rund 500 Euro haben sie schon auf ihrem extra eingerichteten Spendenkonto. "Dabei haben wir die Sache bisher noch gar nicht groß bekannt gemacht", freut sich Philipp. Neben der Familie und einigen Freunden haben sich auch Freunde von Freunden schon von der Idee faszinieren lassen. Philipp strahlt. Auf dem Weihnachtsmarkt in Osnabrück - und dann ganz spontan auch auf dem in Kitzingen - haben sich Astrid und er Spendengelder regelrecht "verdient": Philipp zückte die Gitarre und Astrid bot als ehemalige Ab-und-An-Zirkusartistin eine beeindruckende Feuershow. "Die Kitzinger haben sich nicht lumpen lassen und es sind über 200 Euro zusammen gekommen." 5000 Dollar wollen die beiden bis zum Start des Spendenlaufes gesammelt haben. Sie hoffen nun auf weitere Privatspenden und auf Firmen, die das Projekt unterstützen möchten.
"Das Geld wird 1:1 für das Waisenhaus verwendet", betont Philipp. Die Freiwilligen zahlen ihren Flug und den Tripp komplett aus eigener Tasche.
Am 26. Februar startet der Flieger. Philipps Augen leuchten, wenn er von dem bevorstehenden Abenteuer erzählt. Tiefster Winter. Dünne Luft. Steiler Aufstieg. Und dann auch noch den rund 15 Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken. Der Weg zum Base Camp des Mount Everest (5364 m) wird nicht einfach werden. 2564 Höhenmeter wollen auf dem Weg nach oben bezwungen werden. Und dann geht das Ganze natürlich auch wieder nach unten. "Ein riesiger Anreiz", kommentiert der Kitzinger, der sich ungemein auf diese Erfahrung freut. Ganz unvorbereitet will er die Sache nicht angehen. Öfters als sonst sieht man ihn aktuell durch Kitzingen joggen. "Schließlich will ich fit sein." Gegen Höhenkrankheit könne man wohl nichts machen - "außer hoffen, sie nicht zu bekommen", ergänzt Philipp mit einem Lachen.
Nach der Trekking-Tour wollen die beiden Studenten ihre Semesterferien ausnutzen und noch weitere vier Wochen Nepal anhängen. "Dann heißt es Land und Leute kennen lernen", sagt Philipp - und kann es kaum abwarten die Menschen kennen zu lernen, denen Aktionen wie seine helfen sollen.
Auf einen Blick Volunteers Initiative Nepal (VIN): Seit dem Jahr 2005 organisiert VIN verschiedene Projekte, vor allem zur Unterstützung von Frauen und Kindern. Realisiert werden diese durch Freiwillige aus Nepal und der ganzen Welt. Die vier Hauptsäulen von VIN: Bildung und Ausbildung, Gesundheit, grundlegende Infrastruktur und Erreichbarkeit der Dörfer, wirtschaftliches Wohlergehen und ausreichende Nahrungsversorgung. Weitere Infos unter www.volunteersinitiativenepal.org
Astrid & Philipp: Astrid Feiten und Philipp Hummel sind beide 20 Jahre alt und studieren seit 2013 Cognitive Science (Wissenschaft zur Erforschung von geistigen Prozessen) in Osnabrück. Vor dem Studium sind beide für einige Zeit im Ausland gewesen und Astrid hat in Nepal schon viele positive Erfahrungen mit VIN sammeln können. Philipp wuchs in Kitzingen auf und besuchte von 2004 bis 2012 das Egbert-Gymnasium Münsterschwarzach. Astrid lebte bis zum Beginn des Studiums in Puhlheim in der Nähe von Köln. Nähere Auskunft zum Projekt geben die beiden gerne per Email: philipp@yellox.de oder astrid-feentje@hotmail.de. Zudem haben sie eine Homepage eingerichtet: http://spendenlauf.wix.com/nepal
Spendenkonto: Kontoinhaber: Philipp Hummel Spendenaktion Nepal, Konto-Nr. 47516158, BLZ: 79050000, Sparkasse Mainfranken Würzburg.
Die Geschichte selbst ist freilich eine nette, allerdings ist es absoluter Quatsch zu schreiben, dass der Mount Everest bestiegen wird. Auch wenn das Trekking zum Base Camp sicherlich anstrengend ist, wird damit der Berg noch lange nicht bezwungen. Trotzdem viel Spaß und Erfolg bei der Reise!
Gruß,
Markus Beudert