Kitzingen
Preisverleihung

"Ich bin ganz überwältigt": Kulturpreis an Autorin Rosmarie Waldrop verliehen

Am Freitag, 25. November, wurde Rosmarie Waldrop der Kitzinger Kulturpreis verliehen. Sie sei stolz, dass ihre Heimatstadt "so einen Preis verleiht", sagte die Autorin.
Kitzingen: Kulturpreis ging an Autorin - "Ich bin stolz, dass meine Heimatstadt so einen Preis verleiht"
Sie prägten die Kulturpreisverleihung 2022 in der Alten Synagoge mit ihren Beiträgen: Alt-OB Bernd Moser, die Kantoren Christian Stegmann und Martin Blaufelder, Antje Pöllot, Georg Kwossek und OB Stefan Güntner. Foto: Peter Grieb
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Wie die Stadt Kitzingen berichtet, wurde der städtische Kulturpreis in einem würdigen Rahmen am Freitagabend, 25. November, an Rosmarie Waldrop verliehen.

Von der aufwändigsten Kulturpreis-Veranstaltung in der Geschichte der Stadt sprach Oberbürgermeister Stefan Güntner in seiner Begrüßung. Die Lyrikerin und Autorin war aus den USA live zugeschaltet – genauso wie die Übersetzerin ihres Romans „Pippins Tochters Taschentuch“, Ann Cotten. An die Laudatio und Verleihung schloss sich eine Lesung mit musikalischer Begleitung an. Die rund 60 anwesenden Zuschauer goutierten den Abend mit langanhaltendem Applaus.

Alt-Oberbürgermeister Bernd Moser ging in seiner Laudatio auf das Leben und das bisherige Lebenswerk Waldrops ein. Die wurde 1935 als Rosmarie Sebald in Kitzingen geboren, studierte in Würzburg, Freiburg und Frankreich, lernte als junge Musikerin ihren späteren Mann Keith kennen, der als amerikanischer Soldat in Kitzingen seine Wehrpflicht erfüllt und folgte ihm 1958 in die USA. Zusammen gründeten sie in Michigan den Verlag „Burning Deck.“ Rosmarie Waldrop machte sich einen Namen als Förderin neuer, richtungsweisender Verskunst in den USA. Zudem war und ist sie in den USA als kraftvolle Lyrikerin bekannt, als Sprachforscherin und als Übersetzerin von internationalem Renommee.

Im Frühjahr 2021 erschien ihr bereits 1986 in den USA veröffentlichter Roman auch in deutscher Sprache. „Ein höchst intensives, forderndes, teilweise derb-amüsantes, ironisches und sprachliches Kunstwerk“, wie es Moser beschrieb. Ein Werk, das vielfach zum lauten Lachen verführe, in dem aber auch mitunter Bitterkeit aufblitze. Ein Buch, das ohne die einfühlsame Leistung der Übersetzerin kaum die Würdigung erfahren hätte, die es zweifellos verdiene. „Ann Cotten ist es in kongenialer, famoser Weise gelungen, das Buch ins Deutsche zu übertragen“, lobte der Laudator.

Dank der anschließenden Lesung von Antje Pöllot und Georg Kwossek erhielten die Zuschauer in der Alten Synagoge einen Einblick in die innovative Erzählform und intensive Schaffenskraft der neuen Kitzinger Kulturpreisträgerin. Einen roten Erzählfaden gibt es in ihrem Werk nicht, auch keine dramatische Logik. Stattdessen viele Fragmente: Ihre Erinnerung, fiktive Dialoge, Anfänge eines Satzes oder das Ende des vorherigen.

Als prägende Grundlage, gleichsam als Taktgeber ihrer Erzählform, dient ihr die Musik. Folgerichtig bereicherten die beiden Kantoren Christian Stegmann (Flügel) und Martin Blaufelder (Gesang) die Lesung mit brillant vorgetragenen Musikstücken von Robert Schumann bis Frank Silver. Lieder, die die Zeit der Erzählung lebendig werden ließen.

„Ich bin ganz überwältigt“, bekannte Rosmarie Waldrop am Ende der fast zweistündigen Veranstaltung. Die Musik sei ihr nahegegangen, die Lesung habe sie sehr bewegt, die Auswahl der Textfragmente sei äußerst treffend gewesen.

„Ich bin stolz, dass meine Heimatstadt so einen Preis verleiht“, sagte Rosmarie Waldrop und prostete den Anwesenden in der Alten Synagoge aus ihrem amerikanischen Arbeitszimmer mit einem Wasserglas zu, auf dem das Kitzinger Stadtwappen zu sehen war. „Gefunden bei einem Antiquitätenhändler hier in der Nähe“, kommentierte sie mit einem schelmischen Grinsen.

Die Akteure und Gäste der Kulturpreisverleihung stießen beim anschließenden Empfang mit einem Glas Sekt auf die neue Preisträgerin an. Einig waren sich alle Anwesenden, dass die Stadt Kitzingen nicht nur eine würdige Preisträgerin gefunden, sondern auch einen würdigen Rahmen für die Übergabe des mit 1000 Euro dotierten Preises geschaffen hatte. Oder, wie es Bernd Moser am Ende seiner Laudatio formuliert hatte: „Die Stadt Kitzingen ist heute Abend Mittelpunkt von Kultur, auch weit über unsere Region hinaus.“