Geiselwinder Bürger müssen auf Lärmschutz warten

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Josef Schaller und Peter Petschl wollen endlich Lärmschutzmaßnahmen.
Josef Schaller und Peter Petschl wollen endlich Lärmschutzmaßnahmen.

Weder in diesem noch im nächsten Jahr wird der Baubeginn für den sechsstreifigen Ausbau der A3 bei Geiselwind sein. Diese ernüchternde Botschaft verlas Bürgermeister aus einem Brief des Staatssekretärs.

Zwei große Wünsche hat Peter Petschl aus Geiselwind für den Himmelfahrtstag: Er möchte gerne mit dem bayerischen Innenminister Joachim Hermann auf seiner Terrasse Kaffee trinken und ihm dabei die großen Lärmprobleme der nahen Autobahn nahe bringen. Zum anderen erhofft sich Peter Petschl, dass Joachim Hermann ihm angesichts der Lärmbelästigung die Zusage gibt, dass noch 2013 der Ausbau der A 3 mit den entsprechenden Lärmschutzmaßnahmen beginnt.
Wünsche, die wohl nicht in Erfüllung gehen, denn in der Gemeinderatssitzung am Montagabend verlas Bürgermeister Ernst Nickel einen Brief des Staatssekretärs Gerhard Eck, in dem dieser mitteilt, dass der Baubeginn weder in diesem noch im nächsten Jahr sein wird. Vielmehr hofft man, bis 2015 für alle zehn Teilabschnitte des Ausbaus von Biebelried bis zum Kreuz Fürth/Erlangen das Baurecht zu bekommen.
Bis jetzt besteht es für drei Abschnitte, für weitere vier steht es derzeit in Bearbeitung.
Der Bund ist laut dem Schreiben nicht bereit, finanzielle Mittel für das 750 Millionen-Projekt zur Verfügung zu stellen, da die vorhandenen finanziellen Mittel in bereits laufende Maßnahmen investiert werden sollen. Die Erweiterung der Autobahn auf sechs Spuren von Biebelried bis Erlangen soll zudem nicht mit Bundesmitteln, sondern über ein so genanntes "PPP-Modell" (Öffentlich Private Partnerschaft mit Finanzierung über Mautgebühren) erfolgen. Zu dem Brief kamen keine Kommentare seitens des Bürgermeisters oder der Gemeinderäte.
Peter Petschl, der seit neun Jahren als Sprecher der "Interessengemeinschaft für Sicherheit und Lärmschutz Geiselwind" tätig ist, hatte sich in einem Gespräch mit der Kitzinger Zeitung auf seiner Terrasse im Vorfeld der Gemeinderatssitzung schon etwas skeptisch bezüglich der Realisierung seiner Wünsche gezeigt. Von Joachim Hermann hatte er noch keine Antwort auf seine "Einladung" bekommen und mit dem Baubeginn noch in 2013 hatte er ebenfalls Bedenken.
Das Baurecht für den Ausbau der Autobahn besteht seit Dezember 2009. Der Freistaat Bayern hatte bis Ende 2012 auch alle dazu nötigen Grundstücke für die Verbreiterung der Autobahn gekauft. Auch die Gemeinde Geiselwind ist deshalb von einem Baubeginn im Jahr 2013 ausgegangen. Inzwischen hat aber Peter Petschl die Nachricht erhalten, dass den örtlichen Landwirten ihr verkauftes Land zur Pacht und damit zur Bestellung angeboten wurde. Zudem erhielt er einen Brief von Staatssekretär Gerhard Eck, in dem dieser die Pläne mit dem PPP-Projekt erläuterte. Die privaten Investoren würden ihr Geld im Laufe der nächsten Jahre durch die Mauteinnahmen zurückerhalten beziehungsweise verzinst bekommen.
"Ein schneller Baubeginn wird so nicht zustande kommen", bedauert Petschl, der rund 200 Meter Luftlinie von der Autobahn wohnt. Auch Josef Schaller leidet unter dem Lärm in nächster Nachbarschaft der Autobahn. Er hätte sich ebenfalls eine schnelle Umsetzung der Lärmschutzmaßnahmen gewünscht.
Aufgeben gilt aber nicht für Petschl und seine Mitstreiter. Am Himmelsfahrtstag treffen sich traditionell hochrangige Politiker aus den drei fränkischen Bezirken am Drei-Frankenstein in der Nähe von Geiselwind. Peter Petschl möchte diese Gelegenheit nutzen, um erneut auf die Lärmproblematik aufmerksam zu machen. "Wenn im Wahljahr keine diesbezüglichen Zusagen von den Politikern kommen, müssen die Geiselwinder Bürger sicherlich noch länger auf den Lärmschutz warten", erklärte er.
Petschel lädt deshalb die Bürger ein, am Donnerstag, 9. Mai, um 14.30 Uhr zu einer Protestveranstaltung zum Drei-Franken-Stein zu kommen. Dazu wird ab 13.45 Uhr ein Shuttle-Bus vom Marktplatz in Geiselwind ein gesetzt. Zum anderen hat Peter Petschl mit seinen Mitstreitern, zum harten Kern der Interessengemeinschaft gehören rund zehn Bürger, vor kurzem den Autobahnlärm auf Band auf genommen. Diese "Lärmschleife" will er beim Drei-Franken-Treffen abspielen und hat dazu auch einen Generator besorgt. Abschalten will er "den Lärm" nicht. "Wir Bürger müssen damit auch schon seit Jahren leben." Zur weiteren Unterstützung der Forderung will Peter Petschl noch ein großes Plakat mit zum Drei-Franken-Stein nehmen.
Petschl ist in Geiselwind aufgewachsen. Er spricht von einer enormen Zunahme des Autobahnverkehrs in den letzten 30 Jahren. "Vor allem der Schwerlastverkehr rollt immer stärker auf der A 3." Mit negativen Auswirkungen für die Gemeinde. Neubürger würden wegen des Lärms kaum mehr nach Geiselwind kommen und auch für Urlauber sei ein längerer Aufenthalt im Naturpark Steigerwald angesichts der Lärms in Geiselwind nicht erstrebenswert.
"Es muss jetzt schnell etwas geschehen, denn der Ausbau ist mit einer Bauzeit von vier Jahren kalkuliert", erklärte Peter Petschl, der sich auf einen Kaffee mit Joachim Hermann gefreut hat. Er hätte zahlreiche Fragen an den Minister gehabt.