Fest im Pferdesattel

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Fest im Pferdesattel
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Fest im Pferdesattel

Günter Wamser war 30 000 Kilometer im Sattel von Feuerland nach Alaska unterwegs. Darüber berichtet er am Sonntag in der Alten Synagoge in Kitzingen.

Günter Wamser war 30 000 Kilometer im Sattel von Feuerland nach Alaska unterwegs. Die letzte Etappe führte ihn 5000 Kilometer durch Kanada und Alaska. Darüber berichtet er (Foto vhs) mit Sonja Endlweber am Sonntag, 12. Februar, ab 17 Uhr in einer Multivisions-Show in der Alten Synagoge in Kitzingen.

Frage: Von Feuerland nach Alaska – wie kommt man auf so eine Idee?

Günter Wamser: Die Idee entstand auf einer langen Motorradreise. Als ich damals nach Guatemala kam, ergab sich zum ersten Mal in meinem Leben die Möglichkeit, ein Pferd zu kaufen. Diese Art des Unterwegsseins – das Reisen mit Pferden - faszinierte mich. Das ist um ein Vielfaches intensiver. Meine Reiseerlebnisse mit dem Motorrad verblassten neben den neuen Erfahrungen mit den Pferden. Ich begriff, dass dies die einzige Art des Reisens war, die mich rundum glücklich machte.

Wann ging es los?

Wamser: Im Januar 1994 flog ich nach Ushuaia, im Süden Argentiniens. Dort kaufte ich mir zwei Pferde, zähmte sie und fünf Wochen später ging es los.

Zogen Sie alleine los?

Wamser: Die ersten Jahre war ich alleine unterwegs mit meinen Tieren, meinen Pferden Rebelde und Gaucho und meinem Hund Falko. Jetzt bin ich mit meiner Lebensgefährtin Sonja Endlweber unterwegs.

Wie plant man so etwas?

Wamser: Von der ersten Idee bis zum Aufbruch in Feuerland vergingen einige Jahre. Ich machte mich damals in Antigua, Guatemala, selbstständig, und arbeitete zwei Jahre lang mit Pferden und Touristen. Dann kehrte ich zurück nach Deutschland, um Geld für die große Reise zu verdienen. Nach zwei Jahren wurde mir bewusst, ich würde noch zehn Jahre arbeiten müssen, um das Reisebudget zu ersparen. Doch ich wollte los. Ich hatte genug Geld um zu beginnen, alles andere würde sich ergeben. Als Test marschierte ich zu Fuß mit meinem Hund Falko über 3300 Kilometer durch das winterliche Deutschland. Ich denke, wenn man zu viel plant, und alles bis ins letzte Details vorbereiten will, ist man niemals mit der Planung fertig, und kommt nie los. Ich plane so wenig wie möglich, weil es mir die Freiheit gibt, unterwegs flexibel zu reagieren. Aber ich planen so viel wie notwendig, um nicht zu stranden.

Wie lange waren Sie unterwegs?

Wamser: Ursprünglich hatte ich für den Ritt von Argentinien bis Alaska vier bis fünf Jahre geplant. Schlussendlich war ich 20 Jahre unterwegs.

Wie finanziert man so etwas?

Wamser: Keine Frage wird so oft gestellt. Dabei ist die Finanzierung nur ein Problem von vielen, die man in den Griff bekommen muss. Ich denke, jeder muss seinen eigenen Weg finden, um seinen Traum zu finanzieren, so wie auch unterwegs verschiedene Menschen nie den gleichen Weg gehen würden. Ich hatte genug Geld gespart um aufzubrechen, unterwegs habe ich immer wieder für Kost und Logis gearbeitet. Irgendwann ist es mir dann gelungen, meinen Lebensstil durch meine Vorträge und Bücher zu finanzieren. Die Frage ist nicht das Geld, sondern ob man bereit ist, den Preis dafür zu zahlen, auf vieles zu verzichten.

Wie viele Pferde hatten Sie?

Wamser: Mit meinen argentinischen Criollo-Pferden Rebelde und Gaucho ritt ich 20 000 Kilometer durch Süd- und Mittelamerika. Leider wurde ihnen die Einreise in die USA verweigert. Sie waren in Mittelamerika krank gewesen und, obwohl sie wieder gesund waren, konnte man die Antikörper noch in ihrem Blut nachweisen. In den USA setzten Sonja und ich die Reise daher mit neuen Pferden fort: Mit den vier Mustangs Dino, Lightfoot, Azabache und Rusty.

Die Schlussetappe war 5000 Kilometer durch Kanada und Alaska – wie war's?

Wamser: Je weiter wir nach Norden kamen, umso wilder präsentierte sich das Land. Die Reise wurde mehr und mehr zur Expedition. Wir waren nun monatelang in der Wildnis unterwegs, ohne einem Menschen zu begegnen und mussten lernen, uns in der Heimat der Wölfe und Grizzlybären zurecht zu finden. Doch gerade in der Einsamkeit und Abgeschiedenheit dieser Wildnis lag ein Reiz, das Leben im Einklang mit der Natur. Wir durchquerten Gebiete, so groß wie die Schweiz, aber ohne Straßen, Dörfer oder sonstige Zivilisation.

Mal ans Aufgeben gedacht?

Wamser: Nein. Ich habe mit der Reise nie einen bestimmten Zweck verfolgt. Ich wollte keinen Rekord aufstellen, es gab auch keine Sponsoren, die ich zufriedenstellen musste. Ich habe die Reise immer nur gemacht, weil ich sie machen wollte. Doch auch in schwierigen Situationen habe ich die Freude an der Reise nie verloren. Die Neugierde, was auf mich zukommt, was mich hinter dem nächsten Hügel erwartet, hat mich motiviert, weiterzugehen.

Welches Abenteuer steht noch aus?

Wamser: Wenn man erst mal so ein Leben führt wie wir, fehlt es nicht an Ideen. Ideen und Träume für neue Abenteuer gibt es viele. Eines reizt mich im Moment ganz besonders. Es ist etwas ganz anderes, ein für mich völlig neuer Lebensstil. Was genau wird noch nicht verraten. Denn zuerst muss ich einmal selbst auf Entdeckungsreise gehen.

Multivisions-Show: „Wildes Kanada & Alaska“, Sonntag, 12. Februar, 17 Uhr, Alte Synagoge Kitzingen, Eintritt: zehn Euro (ermäßigt sieben Euro), Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt. Vorverkauf bei der vhs Kitzingen, Tel. (09321) 92 99 45 45.