180 Kündigungen bei Fehrer

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Die Mitarbeiter sind informiert. 180 an der Zahl. Deutlich weniger als ursprünglich befürchtet. Ein Erfolg? „Fehrer baut in Kitzingen weniger Stellen ab als im Interessensausgleich vorgesehen. Durch Versetzungen innerhalb des Unternehmens konnte die Zahl der abzubauenden Arbeitsplätze in Kitzingen auf 180 reduziert werden.“ So beginnt die Presse-Info des Unternehmens.

Die Mitarbeiter sind informiert. 180 an der Zahl. Deutlich weniger als ursprünglich befürchtet. Ein Erfolg? „Fehrer baut in Kitzingen weniger Stellen ab als im Interessensausgleich vorgesehen. Durch Versetzungen innerhalb des Unternehmens konnte die Zahl der abzubauenden Arbeitsplätze in Kitzingen auf 180 reduziert werden.“ So beginnt die Presse-Info des Unternehmens.

Und tatsächlich: Als im März des letzten Jahres das erste Mal von einer Schließung der Produktion die Rede war, geisterte die Zahl von 500 Entlassungen durch die Medien. Wenig später war von 400 Entlassungen die Rede, dann von maximal 231. Im Sozialplan hatten sich Geschäftsführung und Gewerkschaft im Juli 2013 auf 214 geeinigt. Weitere 34 Mitarbeiter konnten im Verlauf der Verhandlungen auf andere Stellen im Unternehmen versetzt werden, überwiegend in Wiesentheid und Kitzingen.

Stellenabbau in Unterfranken - so steht es bei Fehrer, Bosch Rexroth und SKF aus:

„Zuerst müssen den Kollegen freie Arbeitsplätze in den Werken Großlangheim und Wackersdorf angeboten werden. Kündigungen werden entsprechend der einzelnen Verlagerungsschritte gestaffelt ausgesprochen. Weiterhin wurde im Interessenausgleich festgelegt, dass Dauerarbeitsplätze in den Werken Kitzingen und Wiesentheid nicht von Leiharbeitern besetzt werden dürfen“, erklärt Betriebsratsvorsitzender Holger Lenz.

„Wir haben das Beste rausgeholt“
Walther Mann IG-Metall-Bevollmächtigter

180 Entlassungen. Weniger als gedacht. Immer noch 180 zu viel. „Wir haben das Beste rausgeholt“, meint Walther Mann, 1. Bevollmächtigter der IG Metall. „Aber das Beste ist nicht gut genug.“ Die Entwicklung bei den meisten Automobilzulieferern macht Mann nachdenklich. „Die unternehmerischen Entscheidungen sind eindeutig. Arbeitsplätze werden ins Ausland verlagert.“

Der Trend auf dem Automobilmarkt macht auch Lenz zu schaffen. Er weiß von Automobilherstellern, die Aufträge nur noch vergeben, wenn nicht in Deutschland produziert wird. „Dabei könnte man auch hierzulande profitabel produzieren“, ist Mann überzeugt. „Aber die Diskussion ist müßig. Wir werden immer mit Verlagerungen konfrontiert sein.“

Bleibt die Frage, wie diese Arbeitsplatzverlagerungen abgefangen werden können. Die betroffenen 180 Mitarbeiter sollen Ende Januar ihre Kündigungen erhalten. Sie bekommen eine Abfindung und können für sechs Monate in eine Transfergesellschaft wechseln. Die ermöglicht und finanziert Qualifizierungsmaßnahmen. „Jeder Arbeitnehmer wird individuell betrachtet“, berichtet Wolfgang Albert, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Würzburg.

Wer bei Fehrer eine Stelle gefunden hat, der ist in der Regel dort geblieben. 18,6 Jahre beträgt die durchschnittliche Arbeitsdauer eines Fehrianers. Keine einfache Aufgabe, nach so langer Zeit auf Arbeitssuche zu gehen. Sechs Monate in der Transfergesellschaft. 80 Prozent des Gehalts werden in dieser Zeit gezahlt. Und dann?

„Es kommt vor allem auf die Qualifikation der Arbeitnehmer an, letztendlich aber auch immer auf die Bereitschaft jedes Einzelnen“, sagt Albert. Je älter und je weniger qualifiziert, desto schwieriger wird es auf dem Arbeitsmarkt. Und das, obwohl der Raum Kitzingen mit einer Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent sehr gut da steht. „Es gibt auch offene Stellen“, berichtet Albert. „Aber fast nur für qualifizierte Leute.“

Die Kollegen so schnell wie möglich wieder in Brot und Arbeit bringen. Das ist das Ziel von Mann und Lenz. Einen Hoffnungsschimmer sieht Mann im Nordwesten. In Altfeld bei Marktheidenfeld will der Automobilzulieferer Cummins neue Arbeitsplätze in der Abgassparte schaffen. „Ich habe nächste Woche einen Gesprächstermin“, sagt Mann. Dann will er auf die Mitarbeiter aufmerksam machen, die bei Fehrer ihre Kündigung bekommen haben.

Und die Kollegen, die bei Fehrer bleiben? Mann ist skeptisch. Zumindest was die Produktion angeht. Bis 2017 wird die Heißschaumanlage laufen. Sollte in dieser Zeit nicht in eine neue Anlage investiert werden, wird es für rund 100 Mitarbeiter eng. Das Schneidzentrum in Wiesentheid und das Werk in Großlangheim wachsen derzeit, wenn auch geringfügig. „Diese Bereiche sind in ihrer Substanz nicht gefährdet“, urteilt Mann. Lenz kann sich vorstellen, dass die Sparten eines Tages am Standort Kitzingen integriert werden. Kapazitäten werden bald frei.

Vorschaubild: © Foto: Harald Meyer