Eine Sonderausstellung gibt Einblick in die Geschichte der Wallfahrtskirche Maria im Sand. Die Besucher erfahren, dass die bei ihrer Weihe 1613 noch längst nicht fertig war, dass mehrmals das Geld ausging und sich der Fürstbischof immer wieder in die Bauausführung einmischte.
Die Wallfahrtskirche Maria im Sand feiert ihr 400-jähriges Bestehen, das die Stadt Dettelbach mit einer Sonderausstellung im Kunstmuseum "Pilger und Wallfahrer" im Kultur- und Kommunikationszentrum (KuK) begleitet. Die Konzeption stellte Dr. Wolfgang Schneider, stellvertretender Kunstreferent der Diözese Würzburg, zusammen. Aus dem benachbarten Franziskanerkloster in Dettelbach steuerte Pater Richard Heßdörfer zahlreiche selten zu sehende Ausstellungsstücke bei.
Die Auswahl war nicht leicht "Es galt eine ganze Menge an möglichen Ausstellungsgegenständen zu sichten", erklärte Schneider bei der Ausstellungseröffnung am Samstag. Dabei ging es vor allem um den Zustand der Gegenstände und deren Verfügbarkeit. Zudem sollte alles dem Weihejubiläum entsprechen und Julius Echter als Fürstbischof thematisiert werden.
So finde sich unter den ausgestellten Messbüchern ein vom Buchmaler besonders aufwendig gestaltetes Buch mit dem Eigentumsvermerk "Wallfahrtskirche", den wohl Echter habe eintragen lassen. Die Auswahl war bei dem großen Bestand an Kelchen und liturgischem Gerät, das in 400 Jahren zusammenkam, keine einfache Sache, denn die Ausstellung sollte zugleich überschaubar bleiben.
In ihrer Einleitung stellte Bürgermeisterin Christine Konrad (FW) die Wallfahrtskirche Maria im Sand als von sakraler, künstlerischer und ökologischer Bedeutung zugleich vor. Der ersten von Bischof Konrad III. von Bibra gegründeten Kapelle sei vor 407 Jahren die Gründung der heutigen Kirche durch Julius Echter gefolgt.
"Der 8. September 1613 war als Tag der Einweihung für Julius Echter ein wichtiger Tag auch als Kirchenführer", stellte Schneider fest.
Echter habe durch Beseitigung der Lutheraner aus der Stadt den Katholizismus wieder eingeführt und für Wallfahrer großzügig Raum geschaffen.
Alte Teile wurden übernommen Den Baufortgang beschrieb die ehemalige Dombaumeisterin zu Köln, Barbara Schock-Werner, anhand lückenlos vorhandener Bauunterlagen. "Eine Wunderheilung 1504 löste spontane Wallfahrten aus, so dass 1505 mit dem Bau einer hölzernen Kapelle begonnen wurde, der bereits 1506 ein Steinbau folgte", berichtete sie. Das Wiedererstarken der Wallfahrt veranlasste Echter 1608 zum Bau eines größeren Gotteshauses, Teile des ersten Baus wie der Chor und Teile des Langhauses seien erhalten und in den Nachfolgebau übernommen worden.
Als Bischof von Würzburg und Herzog von Ostfranken habe Julius Echter immer wieder Einfluss auf die fachliche Bauausführung - wie bei Dachstuhl und Kreuzgewölbe - genommen. Der Bau sei somit nie eine einheitliche Sache gewesen. Die Steinmetze Jobst Pfaff und Adam Zwinger sowie Bildhauer Michael Kern und viele andere Beteiligte hätten sich immer mit den Vorstellungen des Fürstbischofs auseinander setzen müssen. Die Steinmetze schufen unterschiedliche Gewölbeausführungen, Kern setzte sein Portal vor die Wand, für deren Giebel Peter Meurer verantwortlich war. Als Weihbischof Eucharius Sang die Kirche 1613 weihte, war sie noch längst nicht fertig.
Während der Bauphase ging immer wieder das Geld aus. Beim Bürgerspital und im Kloster Münsterschwarzach wurden immer wieder Kredite aufgenommen, das örtliche Spital wurde zu Wein- und Getreideverkäufen aufgerufen.
Die erhalten gebliebenen Unterlagen verraten, dass die Wallfahrtskirche 15 000 Gulden kostete. 39 Prozent davon wurden als Kredit aufgenommen, 18 Prozent steuerte der Fürstbischof bei. 5000 Gulden kamen aus Opferstöcken und 1450 Gulden spendeten Privatleute. "Finanzierer war nicht der Bauherr, das mussten die Dörfer übernehmen", sagte Schock-Werner.
Das Geld ging mehrmals aus Die lange Bauzeit habe dazu geführt, dass die Fenster der nachgotischen Zeit zuzuordnen seien. Sie weisen fast durchweg unterschiedliche Ornamente auf. Die sehr aufwendig gestalteten Gewölbeornamente seien in großer Sorgfalt und Qualität eindeutig in der Renaissance entstanden. Das Hauptwerk im Gebäude, die Kanzel von Michael Kern, entstand 1626 und wurde mit mehr als 2000 Gulden veranschlagt.
Einsparungen ergaben sich lediglich am nüchterner gestalteten Giebel auf der dem Kloster zugewandten Seite.
In der Gotik waren die Fenster noch phantasievoller gestaltet worden, Innenraum und Gewölbe waren farbenprächtiger ausgeführt und zeigten überlebensgroße Engel.
Zur Person: Julius Echter von Mespelbrunn (1545 bis 1617) war Bischof von Würzburg und Herzog von Ostfranken (1545 bis 1617) und Gründer des Dettelbacher Franziskanerklosters, das bis heute Pilger betreut. Er förderte die Dettelbacher Wallfahrt mit dem Bau der heutigen Wallfahrtskirche Maria im Sand.
Öffnungszeiten: Die Sonderausstellung ist bis zum 27. Oktober werktags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet, sonn- und feiertags von 13 bis 17 Uhr; Führungen immer freitags um 18 Uhr und auf Anmeldung unter Tel. 09324/3560.