Das war ein Schreck für die Stadträte: Die Sanierungs- und Umbaukosten für das marode Gasthaus Rückert in Mönchsondheim liegen bei 3,7 Millionen Euro.
Schreck in der Abendstunde: Als Bürgermeister Josef Mend am Montag dem Iphöfer Stadtrat die Sanierungs- und Umbaukosten für das marode Gasthaus Rückert in Mönchsondheim präsentierte, schüttelte so mancher mit dem Kopf: Die Summe von 3,7 Millionen Euro, die plötzlich im Raum hing, war bei weitem höher als für das Projekt veranschlagt. „Ich kann mich erinnern, dass wir schon schluckten, als wir von einer Million hörten“, sagte Dritter Bürgermeister Jörg Schanow. Der Stadtrat solle nun „noch einmal genau überlegen, ob er mehr als drei Millionen Euro für die Maßnahme ausgeben will“, so Schanow. „Ich höre das erste Mal von dieser Zahl.“
Die Zahlen, die Mend so stoisch in den Raum warf, stammen aus einem grob berechneten Entwurf des Stadtplaners Franz Ullrich (Bamberg). Sie sollten am Montag eigentlich einem anderen Zweck dienen, als in die Planung einzusteigen – nämlich die Frage klären, ob der Architekt für dieses Projekt europaweit zu suchen sei; das ist der Fall ab einem zu erwartenden Honorar von 207 000 Euro. Dann kamen die Bausummen ins Spiel: rund 1,4 Millionen Euro für die Sanierung des Gasthauses, eine Million für den Abriss und Neubau der rückwärtigen Gebäude.
In den Komplex integriert werden sollen zudem Feuerwehr und Jugend, das kostet nach ersten Schätzungen weitere 900 000 Euro für die einen und etwa 217 000 Euro für die anderen.
„Ein Dorf ohne Mittelpunkt funktioniert nicht.“
Jürgen Adler Possenheimer Ortssprecher
Als die Büchse der Pandora geöffnet war, ging es nicht mehr um Formalien, sondern um Grundlegendes. Mend warf mit Blick auf das Kirchenburgmuseum die Frage auf: „Was ist uns das Museum und was ist uns das Dorf wert?“ Der Stadtteilreferent des 180-Einwohner-Ortes, Gerhard Heubach, präsentierte die Rechnung ohne Wirt: „50 Prozent der Gäste unseres Museums verlieren wir, wenn wir keine Bewirtung mehr haben.“ Heubach verwies außerdem auf die „aktive Dorfgemeinschaft“, die sich nach einem Gasthaus im Ort sehne. Nach monatelangem Leerstand durch den Rückzug der früheren Besitzer ist das Wirtshaus seit dem vorigen Jahr wieder verpachtet. Es gehört inzwischen der Stadt. Die Gaststätte ist aufgrund baulicher Defizite – vor allem im Bereich der Küche – von den Behörden nur geduldet und muss modernisiert werden.
Possenheims Ortssprecher Jürgen Adler warnte: „Ein Dorf ohne Mittel- punkt funktioniert nicht.“ Auch Possenheim war längere Zeit ohne Gaststätte gewesen, dann ließ die Stadt zu Beginn dieses Jahrzehnts das zusammengefallene Gasthaus Hirschen sanieren, und in dem 220-Einwohner-Dorf hat sich eine beispielhafte Ortsgemeinschaft entwickelt. „Wenn ein Dorf vital bleiben soll“, sagte Adler, „dann müssen wir Geld in die Hand nehmen. Das haben wir der Bevölkerung auch versprochen. Wir können den ländlichen Raum nicht verhungern lassen.“
Schanow machte deutlich, dass es nicht darum gehe, das Projekt aufzugeben, sondern allein um die Herangehensweise. „Wir sollten überlegen, wie ein Privatmann handeln würde. Ein Privater würde nie 1,4 Millionen Euro in die Sanierung des Gasthauses investieren.“ Vielleicht sei es ratsam, einem Architekten eine Budgetgrenze von einer Million Euro zu nennen und ihn dafür planen zu lassen. „Andere Kommunen machen das genauso.“ Dann, so erwiderte Mend, müsse man aber bereit sein, auf Qualität zu verzichten.
Der Bürgermeister sprach letztlich von einer „fruchtbaren Diskussion“, die eines gezeigt hat: Es gibt weiteren Gesprächsbedarf, wie das Projekt am besten umgesetzt werden kann. „Wir werden nie eine rentable Lösung mit dem Gasthaus erzielen“, sagte Mend. „Aber wir werden keine 20 000 Gäste in die Kirchenburg holen, wenn nur das Museum dasteht.“ In der Saison, als die Gaststätte geschlossen war, sei die Gästezahl deutlich gesunken: auf nur noch 14 000.