Von der Tankstelle über die Gewerbesteuer bis zum Radweg: Während die Gnodstädter vor einer Woche Bürgermeister Erich Hegwein für seinen Vortrag mit Applaus belohnten, hatten die Marktbreiter dazu am Dienstag viele Fragen und Anregungen.
78 Bürger, darunter 13 Stadträte, fanden am Dienstagabend den Weg in die Marktbreiter Bürgerversammlung in der Rathausdiele. Es war derselbe Bericht mit denselben Zahlen wie schon vor einer Woche in Gnodstadt, die Bürgermeister Erich Hegwein am Dienstagabend den Marktbreiter Bürgern präsentierte. Noch vor einer Woche applaudierten ihm die Gnodstädter sogar dafür. Hegwein konnte immerhin die praktische Nullverschuldung der Stadt bekannt geben. Die Begeisterung der Gnodstadter teilten die restlichen Marktbreiter hingegen nicht. Sie lauschten dem Vortrag ohne Unterbrechungen, nutzten aber dann die anschließende Diskussion zu vielen Fragen und Anregungen.
Bürger besser beteiligen Es gab allerlei mündliche und schriftliche Anträge, über die teilweise auch sofort abzustimmen war.
Ein Antrag von Richard Scharnagel, über den die Bürger sofort abstimmten, ging mehrheitlich durch und könnte unter Umständen den Räten demnächst noch allerhand Arbeit bescheren: "Der Stadtrat wird gebeten, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die gesamte Bürgerschaft am politischen Leben unserer Stadt teilhaben zu lassen und umfassend zu informieren", lautete sein Antrag.
Scharnagel stellt sich unter anderem vor, dass die Stadt in den Marktbreiter Nachrichten umfassend über Neuigkeiten informieren solle. Er begründete seinen Antrag damit, dass Ende der 1990er Jahre alle laufenden Agenda-21-Projekte eingestellt wurden und es seitdem keine Bürgerbeteiligung im gesamten kommunalen Bereich der Stadt mehr gäbe.
Er wünscht sich auch, dass die Stadt sämtliche öffentlich behandelten Tagesordnungspunkte der Sitzungen mit Beschlussvorlagen ins Internet stelle.
Sein Antrag wurde mit 25 zu 21 Stimmen angenommen und muss somit demnächst im Rat behandelt werden.
Grundsteuer B zu hoch In seinem zweiten Antrag forderte er die Senkung des Grundsteuer-Hebesatzes B auf einen im Landkreis durchschnittlichen Wert. "Marktbreit (450 Punkte), wird im Landkreis nur von Obernbreit (470 Punkte) übertroffen, alle anderen Orte liegen wesentlich niedriger, im Schnitt bei 334 Punkten. Marktsteft hat beispielsweise 300 Punkte."
Sein Fazit: "Marktbreit liegt um 116 Punkte über dem Durchschnitt im Landkreis, bezogen auf den Landkreisdurchschnitt entspricht das einer Mehrbelastung von 134 000 Euro." Da Marktbreit über hohe Gewerbesteuereinnahmen verfüge und in die Innenstadtsanierung das Geld aus dieser Mehrbelastung der Bürger nur in Höhe von nur 100 000 Euro fließen soll, hält Scharnagel das nicht für richtig und effektiv.
Sein Antrag wurde mit einer knappen Mehrheit von den Bürgern abgelehnt.
Jürgen Federolf beantragte, den Bootskran bei der Neugestaltung des Mainufers nach vorne zum Schiffsanlegeplatz zu verlegen, das brächte mehr Freiraum für die Nutzung durch Fußgänger, da die Autos dann gar nicht weiter hinter und bis zum geplanten Wendehammer fahren müssten.
Tauben und anderes Getier Manfred Fuchs forderte eine klare Stellungnahme in Sachen Tankstelle in Marktbreit. Der Bürgermeister klärte auf, dass Privatinteressen und Grundstück-Angelegenheiten diesbezüglich noch ungeklärt seien. Er versprach aber, dass geplant sei, dass die alte Tankstelle nur abgerissen wird, wenn dafür eine neue, auch an einem anderen Standort, entsteht. Fuchs forderte darauf das Wort des Bürgermeisters. Das wollte der dann aber doch lieber nicht geben.
Inge Kieselbach, eine Anliegerin aus der Ochsenfurter Straße, wollte wissen, ob sich an dem maroden Gebäude in der Ochsenfurter Straße 2 etwas tut, da sie als Nachbarin "von Tauben und anderem Getier" gestört wird, das darin wohnt. Außerdem brach sie eine Lanze für die geplagten Fußgänger in der Stadt: "Ich wohne in der Altstadt und das Leben hier ohne Auto ist nicht einfach - aber es ist lebensgefährlich in Marktbreit, weil die Autofahrer überall rücksichtslos hier durchfahren." Sie wünschte sich zudem einen Bürgerbus.
Christiane Federolf bedauerte, dass es keinen intakten Rollschuh- und Schlittschuhplatz mehr am Main gibt.
Jürgen Federolf stellte den Antrag, dass die Stadt über dessen Wiederherstellung beraten möge.
Die Pfosten stören Werner Hund gefällt nicht, dass neuerdings die Schilder nicht mehr an Hauswänden, sondern an Pfosten befestigt werden. Das stört ihn besonders in der Altstadt, wo er wohnt. Werner Götz fragte nach, ob der neue Abenteuerspielsplatz am Mainufer überhaupt hochwassersicher sei. Der Bürgermeister verneinte.
Erika Schenkel wünschte sich einen Radweg zum neuen Hockeyverein an der Struht. Michael Beigel beanstandete den schlechten Zustand des Weges von der Neubaustraße zum Gertholzweg. Walter Busch warf der Stadt vor, dass die Scheune am neu renovierten Platz "Am Kreuzweg" in Gnodstadt zunächst an einen Stadtrat verpachtet - und dann an denselben Stadtrat verkauft wurde, obwohl er auch ein Angebot zum Kauf abgegeben habe. Der Bürgermeister erwiderte, dass an den Höchstbietenden verkauft worden sei.