Kuriert haben solche Erlebnisse das Mädchen jedoch nicht. Im Gegenteil. "Ich mag es, wenn Leute sich so richtig gruseln. Dafür tun wir an Halloween auch ganz schön was: Raschelndes Laub, Spinnweben, Wurzeln, passende Musik - nicht nur die großen Schocker sind wichtig, sondern auch die kleinen, feinen Effekte und Details." Schon Wochen vor dem großen Tag lagen seltsame Holzgebilde und von Planen überspannte, geheimnisvolle Haufen auf ihrem Grundstück herum. Was genau das ist? Michelle will vorab nicht zuviel verraten. Doch ein ganzes Heer an Farbdosen, Filmblut-Flaschen und geheimnisvollen Figuren regt die Fantasie an.
Sicher ist: Schon seit Mitte September bastelt Michelle jeden Tag an erschreckenden Dingen. Und nicht nur sie selbst: "Ich bin echt sehr, sehr froh und dankbar dafür, dass ich so tolle Helfer habe: meine Familie und drei gute Freunde. Ohne sie wäre das alles gar nicht möglich, auch in finanzieller Hinsicht nicht." Denn: "Die Figuren aus Amerika lasse ich mir ganz schön was kosten. Da muss ich schauen, dass ich die Kulisse außenrum möglichst kostengünstig selbst gestalten kann."
Wie Michelle auf immer neue, schockende Ideen kommt? "Ich schaue tatsächlich immer noch gern Horrorfilme - das hat sich seit meiner Jugend nicht geändert." Sich und andere furchteinflößend zu kostümieren und zu schminken und sich kleine, feine Grusel-Gags auszudenken, mache ihr von Jahr zu Jahr mehr Spaß, sagt die dreifache Mutter. Sie erinnert sich noch gut an die Anfänge ihrer Leidenschaft: "Wenn Kinder zu Halloween an unserer Tür geklingelt haben, war es für mich selbstverständlich, ihnen Süßigkeiten zu schenken. Als von Jahr zu Jahr immer mehr Kinder gekommen sind, habe ich Haus und Garten auch immer mehr geschmückt."
Dann fuhren eines Tages ein paar richtig freche Schüler in ihrem Bus mit. "Tja, und da bin ich auf die Idee gekommen, mich an Halloween so zu verkleiden, so das es sogar den Frechen mal die Sprache verschlägt." Das war die Geburt des Kleinlangheimer Grusel-Gartens.
Seither wächst Michelles Halloween-Sortiment stetig. "Das Wichtigste ist aber, dass die Atmosphäre einfach passt. Dass das Ambiente echt spuky wirkt. Ich probiere das vorher aus. Nur, wenn die Testpersonen wirklich Gänsehaut bekommen, bin ich zufrieden."
Haben Frauen eigentlich mehr Schiss als Männer? Oder Kinder mehr als Erwachsene? "Eher umgekehrt: Grundsätzlich haben die Erwachsenen mehr Angst als Kids", sagt Michelle Zausinger. "Generell reagiert jeder Mensch individuell. Manche rennen hysterisch fort, andere schreien ununterbrochen, wieder andere schauen sich alles ganz genau an und analysieren." Solche "Grusel-Genießer" belassen es meist nicht bei einem Rundgang durch den Garten, sondern stellen sich drei-, viermal an. Damit die Effekte auch gut wirken können, werden immer nur kleine Gruppen gleichzeitig eingelassen.
"Wer möchte, kann sich heuer nach seinem Besuch in unserem schwarzen Buch verewigen und Lob oder Kritik äußern", kündigt Michelle Zausinger an. Ihr Mann Marcus ist gespannt, wie seine Grusel-Kulissen ankommen. Am Halloween-Abend selbst wird er auch wieder aktiv bei der Show mitmischen: in seiner Lieblingsrolle als Erschrecker. Der 39-Jährige macht allen Mut, die sich bisher noch nicht in die Nähe des Geistergartens gewagt haben: "Bis jetzt sind alle lebend rausgekommen!"
Grusel-Garten: Wer sich gruseln möchte, ist an Halloween, 31. Oktober, ab 16.30 Uhr ins "Horrorhaus" in der Schulstraße/ Kreuzung Bahnhofstraße in Kleinlangheim (Landkreis Kitzingen) eingeladen. Schilder weisen den Weg. Der Eintritt ist frei. Falls es in Strömen regnen sollte, musst die Gruselnacht entfallen.