Die alte Schule in Iffigheim soll ein Bürgerhaus werden

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Vermutlich soll nun die alte Schule an der Wässerndorfer Straße zum Bürgerhaus umgebaut werden. Fotos: G. Bauer
Vermutlich soll nun die alte Schule an der Wässerndorfer Straße zum Bürgerhaus umgebaut werden. Fotos: G. Bauer
Das Rathaus war der eigentliche Favorit der Bürger.
Das Rathaus war der eigentliche Favorit der Bürger.
 
Ein Umbau des Rathauses käme zu teuer.
Ein Umbau des Rathauses käme zu teuer.
 

Das denkmalgeschützte Rathaus zum Bürgerhaus umzubauen, scheint mit unvorhersehbaren Kosten verbunden zu sein. Die Bürger sprachen sich deshalb mit großer Mehrheit für die Alte Schule aus. Die Entscheidung trifft der Gemeinderat.

Lange favorisierte die Dorfgemeinschaft in Iffigheim das alte Rathaus als Bürgerhaus. Ein Gedanke, mit dem auch Bürgermeister Heinz Dorsch immer wieder liebäugelte. Am Dienstag gab es bei der Bürgerversammlung eine Abstimmung - diese war zwar nicht verbindlich, aber eindeutig: Das Bürgerhaus soll in der alten Schule eingerichtet werden.

Über Vor- und Nachteile debattiert

Im Vorfeld hatten die Bürger lange über die Vor- und Nachteile der beiden Standorte debattiert: Ausschlaggebend dafür, dass am Ende die alte Schule das Rennen machte, war alleine die Kostenfrage, die der Bürgermeister in den Vordergrund rücken und beharrlich verteidigen musste.

Die Bürgerversammlung sollte eigentlich schon im Herbst 2012 stattfinden. Mittlerweile hat sich die Situation jedoch gravierend verändert.
Ein Schreiben des Denkmalschutzes zum alten Rathaus hat die Gemeinde erreicht. "Das Rathaus ist zum Denkmal geworden", berichtete Dorsch den rund 30 Bürgern. Mit den damit verbundenen Auflagen werde es schwierig, das Gebäude so zu nutzen wie vorgesehen.

Im alten Schulhaus an der Wässerndorfer Straße sah Architekt Martin Zeltner im Erdgeschoss einen Saal mit 65 Quadratmeter ausreichend für etwa 60 Personen. Hier könnte auch ein Behinderten-WC eingerichtet werden, die normalen Toiletten könnten im Anbau unterkommen. Ausreichend Raum wäre auch für eine kleine Küche mit Vorratskammer.

Leer stehende Wohnung müsste generalsaniert werden

Zum Erreichen des Obergeschosses könnte ein eigener Eingang geschaffen werden. Da die im Obergeschoss befindliche leer stehende Wohnung einer teuren Generalsanierung bedarf, wurde sie aus der Diskussion zunächst ausgeklammert.

Um das alte Rathaus kümmert sich das Gemeindeoberhaupt seit 2009 intensiv. Damals wurde die Sanierung und Umnutzung zum Bürgerhaus im Rahmen des Konjunkturpakets II der Bundesregierung angemeldet, aber nicht angenommen.

Im Obergeschoss hätte hier ein Bürgersaal mit 72 Quadratmetern entstehen können; Treppe und Toiletten wären in einem neuen Anbau untergekommen. "Das Rathaus wäre für mich der Favorit, wenn die Kosten nicht wären", stellte Dorsch fest.

Viele anstehende Prüfungen und Untersuchungen im Rahmen des Denkmalschutzes könnten sich als wenig hilfreich erweisen, wenn das Bauvorhaben nicht wie geplant umgesetzt werden kann. Falle die Entscheidung zu Gunsten des Rathauses, könne auf die alte Schule verzichtet und das Gebäude verkauft werden. Umgekehrt bestehe keine Eile, denn das Dach des Rathauses sei auf Jahre hinaus dicht.

260 000 Euro an Kosten

Für den Umbau des Schulhauses rechnet Dorsch mit Kosten um 260 000 Euro. Aus der Dorferneuerung könnten 48 000 Euro als Fördermittel kommen. Andere Zuschüsse seien eher nicht oder nur in geringem Umfang zu erwarten.

"Wenn wir das Rathaus angehen müssen wir uns im Klaren sein: Das ist ein finanzielles Problem", warnte Dorsch. "Dann verkaufen wir doch die Schule und nehmen das Geld für den Rathausumbau", schlug Robert Ehemann vor. Für den Bürgermeister bliebe aber bei Umbauten, Putzisolierung, abgehängter Decke und dem Einbau einer Gastherme immer noch ein großer Brocken. "Ich vermute, dass uns beim Rathaus die Kosten davonlaufen", betonte der Bürgermeister.

Es geht auch um das Umfeld der Kirchenburg

Dem hielten Bürger entgegen, dass es nicht alleine um das Rathaus, sondern auch um das sehr schön hergerichtete Umfeld mit den Resten der ehemaligen Kirchenburg gehe. Das Rathaus wird durch die historische Kirchenburgmauer geteilt. Sie trägt einen Innengiebel aus dem 18. Jahrhundert. Das 1904 gebaute Schulhaus könne da nicht mithalten.

Stefan Schwarz merkte an, dass ein Treffpunkt in allen Ortsteilen Seinsheims wichtig sei. Ein Bürger erinnerte, dass es bei der Kirchweih, die regelmäßig am Feuerwehrhaus stattfindet, schon recht eng zugehe. Ein weiterer Vorschlag der Bürger lautete, das Obergeschoss der Schule als Eigentumswohnung zur Selbstinvestition zu verkaufen. "Das wäre eine Traumlösung", fand Dorsch, allerdings kaum umsetzbar.

Ratlosigkeit machte sich im Schulungsraum der Feuerwehr auch wegen der Erkenntnis breit, dass die Aufnahme ins Konjunkturprogramm die Lösung schlechthin gewesen wäre. Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Dorsch, dass die Sanierung der Kirchenburg Tiefenstockheim 1,2 Millionen Mark mit einem Gemeindeanteil von 500 000 Mark gekostet hat.

Einer der großen Befürworter der Rathauslösung, Norbert Dazian, bezweifelte, dass ein Betrag von 450 000 Euro für das Rathaus ausreichen werde. Er befürchtete Kosten, die noch gar nicht erkennbar seien. Dazian erinnerte, dass das Rathaus ebenso wie die nebenstehende Kirche auf beweglichem Untergrund errichtet sei und das Fundament möglicherweise stabilisiert werden müsse.

20:7 für das Schulhaus

Die nicht repräsentative Umfrage des Bürgermeisters ergab das von ihm erwartete Ergebnis: 20 Iffigheimer Bürger plädierten für das Schulhaus, sieben für das Rathaus. Die Entscheidung muss der Gemeinderat treffen. Das änderte aber nichts an der Grundhaltung: die Iffigheimer wollen lieber die Rathauslösung.