Das Stadtmagazin "Falter" startet flügellahm

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So richtig zufrieden war keiner - aber vielleicht wäre das nach der ersten Ausgabe auch zu viel verlangt? Die Kritik am neuen Kitzinger Stadtmagazin "Der Falter", der eigentlich zugleich Kitzinger Amtsblatt sein sollte, entzündete sich an einem Lapsus - und weitete sich dann aus.

Rechtsrätin Susanne Schmöger bemühte sich, den Ball flach zu halten, hatte damit aber nur bedingt Erfolg. Rein rechtlich müsste der Falter mindestens wöchentlich erscheinen, um nach der Bayerischen Gemeindeordnung die Funktion eines Amtsblattes erfüllen zu können - diese Tatsache sei bei der Planung des Magazins einfach übersehen worden. Da ein wöchtentliches Erscheinen jedoch weder sinnvoll noch möglich erscheint, "müssen Satzungen und Verordnungen künftig weiterhin in der Tageszeitung veröffentlicht werden, damit sie in Kraft treten können." Die Mehrkosten für diese Veröffentlichungen in der "Kitzinger" betragen laut Schmöger rund 2000 Euro: "Es handelt sich um kleine Anzeigenkästchen." Die Rechtsrätin hob Daumen und Zeigefinger hoch und markierte damit ein winziges Rechteck.

"Irgendwie ist das schon ein bisschen ein Witz", meldete sich Elvira Kahnt (SPD) zu Wort.
Da werde monatelang über ein Stadtmagazin geredet, das die Tageszeitung als Amtsblatt ablösen soll, "und dann stellt sich heraus, dass das gute Stück nicht das liefert, was es soll." Auch Rosmarie Richter (UsW) wurde deutlich: "Das Ding ist eine völlige Farce." Eigentlich müsste man den Antrag stellen, "das ganze Ding einzustampfen."

Von Aufwand und Ertrag

"Der Falter kostet uns ja auch was!", stellte Jutta Wallrapp (FWB-FW) fest. "Wir haben unter falschen Voraussetzungen zugestimmt." Nicht geplant gewesen sei auch der "große Personalaufwand", der sich in der ersten Ausgabe widergespiegelt habe. Artikel aus mehreren städtischen Sachgebieten mussten zugeliefert werden.
"Die Beteiligung der Verwaltung ist riesig", stieß Klaus D. Christof (KIK) ins gleiche Horn. Er vermutete, dass die "Einhaltung des Kostenrahmens nicht gewährleistet ist." Eine genaue Kostenauflistung sei ihm verweigert worden.

Hauptamtsleiter Ralph Hartner bekam bei diesen Worten Sorgenfalten auf der Stirn: "Das mit den 2000 Euro ärgert uns sehr. Ich nehme das auf meine Kappe." Hartner appellierte an die Räte, den Mehrwert und die "ansprechende Aufmachung" des Falters zu sehen und "nicht nach der ersten Ausgabe den Stab darüber zu brechen."

Doch Christof ließ sich locker und beantragte "eine Neuausschreibung dieser ganzen Geschichte, unabhängig von der Stadt." Damit empörte er Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW). "Sie, der immer Bürgerinformation fordert, beantragen das?", rief der OB, was ein Wortgefecht mit Christof zur Folge hatte.

Völlig neue Sachlage

"Wir haben jetzt eine völlig neue Sachlage", befand Karl-Heinz Schmidt (UsW). "Wenn der Zweck nicht erreicht wird, muss man sich die Frage stellen, ob das Magazin noch gewollt ist - auch angesichts des finanziellen Aufwandes."

Bei Ralph Hartner vertieften sich die Stirnfalten. Er versprach, dass die Mitarbeiter der Stadt in die kommenden Ausgaben wesentlich weniger eingebunden werden. Rechtsrätin Schmöger betonte, niemand könne die Existenz des Falters in Frage stellen, "wenn man weiß, worum es heute geht."

Das sah Andreas Moser (CSU) ähnlich. Er stellte klar, dass die beschlossene Zwei-Jahres-Frist, innerhalb der man die Entwicklung des Falters kritisch beobachten wollte, eben erst begonnen habe. "Heute geht es doch nur um eine Lappalie."

Offenbar fanden seine Worte Gehör, denn am Ende stimmte mit 23:4 die große Ratsmehrheit dafür, den alten Beschluss zu ändern und damit den Falter - auch ohne seine Funktion als offizielles Amtsblatt - weiter fliegen zu lassen.