„Die Stallungen säubern, die Pferde füttern, tränken, waschen, hufen und ölen“ beschreibt Roland Brom das tägliche Arbeitspensum. Der 44-Jährige ist schon seit 1993 dabei, als die Mainfränkischen Werkstätten den Tierpark aus privater Hand übernahmen. Sein Bruder Armin ist nicht ganz so lange an Bord, er arbeitete sieben Jahre in einem Reiterhof bei Würzburg. Vor einigen Jahren folgte er seinem Bruder dann nach Sommerhausen, um dort gemeinsam mit den Vierbeinern zu arbeiten.
„Teamwork ist für uns ganz wichtig“, betonen die „Pferdezwillinge“. Ihren Zuständigkeitsbereich managen sie zusammen mit zwei, drei weiteren Kollegen, die sie mit ihrem Elan regelmäßig mitreißen. An der körperlich sehr anstrengenden Arbeit gefällt den beiden vor allem die intensive Beziehung zu den Tieren, die oft über die Pflege im Park anhält.
„Da unsere Therapiepferde sehr konzentriert arbeiten, bleiben sie meist nur fünf bis sieben Jahre im Park“, sagt Matthias Dilling. Das Spektrum der Reittherapie, die fast jeden Tag auf der Koppel oder in der Reithalle stattfindet, ist extrem breit gefächert: Mehrfachbehinderte Patienten kommen ebenso nach Sommerhausen wie Menschen mit psychischen Einschränkungen. Die Therapieformen reichen von der bloßen Berührung bis zum kontrollierten Ausreiten, entsprechend hoch ist auch der Anspruch an die Therapiepferde und deren Leistungsfähigkeit.
„Unsere Vierbeiner erkennen uns an der Stimme, da entsteht eine ganz enge Bindung“, sagt Roland Brom – und wird plötzlich ganz leise. Auch Armin Brom muss sich jetzt erst mal sammeln. Die Zwillingsbrüder denken an Max. Das ehemalige Zuchtpferd war über Jahrzehnte Institution und Liebling des Tierparks und durfte dort seinen langen Lebensabend verbringen.
Als es Max letztes Jahr – im für Pferde biblischen Alter von 42 Jahren – immer schlechter ging, entschied man gemeinschaftlich, ihn mit tierärztlicher Unterstützung gehen zu lassen. Alles andere als eine leichte Entscheidung, das merkt man den beiden gestandenen Männern deutlich an.
150 Prozent Identifikation mit den Tieren lebt auch Tierparkleiter Thomas Dodenhoff vor. Bei ihm laufen in Sachen Tierpark alle Fäden zusammen. Der 52-Jährige managt den Tierpark seit über 20 Jahren, zusammen mit seinem inklusiven Team stemmt er die umfangreiche Arbeit an 365 Tagen im Jahr.
Mehr als ein Fulltime-Job. Bei den fleißigen „Pferdezwillingen“ stößt Dodenhoff manchmal auf ganz besondere Herausforderungen: „Armin und Roland müssen wir ab und zu daran erinnern, dass sie ihren zustehenden Urlaub auch entsprechend wahrnehmen“, erzählt er.
Die Zwillinge - und nicht nur sie - scheinen ihren Traumjob gefunden zu haben.
Tierpark Sommerhausen
Gründung: 1970 wurde der Park von privater Hand als „Wildpark“ gegründet. 1993 übernehmen die Mainfränkischen Werkstätten in Kooperation mit einer Elterninitiative der Lebenshilfe Würzburg den Wildpark. Durch das Einbinden von Menschen mit Behinderung wird der Park in den Folgejahren zum familienfreundlichen Ausflugsziel mit über 300 Haus- und Nutztieren umgestaltet.
Öffnungszeiten und Preise: April bis Oktober von 9 bis 18 Uhr. November bis März 10 bis 17 Uhr. Der Tierpark ist an 365 Tage im Jahr für Besucher geöffnet. Die Eintrittspreise liegen zwischen zwei und vier Euro pro Person. Für Gruppen und behinderte Menschen gelten Sondertarife.
Programm: In Kooperation mit der in den Park integrierten Umweltstation Sommerhausen gibt es von März bis September ein umfangreiches Programm für Familien und Kinder. Alle Angebote: www.umweltstation-wildpark.de .
Anfahrt: Tierpark Sommerhausen, An der Tränk, 97286 Sommerhausen, Tel. (0 93 33) 10 76