So ganz verzichtet auch das neue Schlappmaul nicht, hat vielmehr einen cleveren Zeitplan ausgetüftelt: Einen Teil des Zuges verfolgt Jeck Bosbach auf einer Tribüne unweit des Kölner Hauptbahnhofs. „Ich habe meinen Koffer dabei und springe von dort direkt in den Zug.“ Ein Spiel, das sich an Rosenmontag 2018 wiederholen könnte, wenn er als Laudator gefragt sein wird. „Dann muss ich wohl erneut auf meine Frau verzichten. Aber für Kitzingen würde ich jedes Opfer bringen.“
Eine Karnevalsveranstaltung?
Bosbach ist sich nicht sicher, ob er schon einmal in der alten Weinhandelsstadt war, verweist auf Tausende von Veranstaltungen. „Aber wenn, war es sicher keine Karnevalsveranstaltung, sondern eine politische.“
Da hat der Mann absolut recht: Denn wenn, dann wäre es bei uns natürlich eine Faschingsveranstaltung gewesen! „Ha, das stimmt.“ Bosbach lacht herzlich über diesen Vorhalt, hat zum hochbrisanten „Glaubenskrieg“ Fasching oder Karneval sogleich eine nette Anekdote parat: Anna von Bayern, Publizistin aus München, hat eine Biografie über den CDU-Politiker geschrieben. „Ich habe vorher zu ihr gesagt: Sie bekommen alle Dokumente, Terminkalender, was Sie wollen. Auch alle Zeitungsausschnitte, die meine Eltern gesammelt haben. Schreiben Sie das, was Sie gerne schreiben möchten.“
Aber – und darauf legte Bosbach größten Wert, „der Inhalt muss richtig sein. Ich werde nicht Ihre Bewertungen im Manuskript korrigieren, aber die Tatsachen müssen stimmen.“ Als Monate später das Manuskript ankam, musste Bosbach umgehend zum Rotstift greifen. „Ich habe überall Fasching durch Karneval ersetzt“, hat er zu ihr gesagt. „Wenn bei mir zu Hause bekannt wird, dass ich Faschingsprinz war, ist meine karnevalistische Karriere sofort beendet. Und meine politische ebenfalls. Fasching geht bei uns gar nicht. Umgekehrt ist das wahrscheinlich ebenso.“
Das kölsche Unwort
Wieder einmal lachen wir beide beim Gespräch in Berlin: Denn kurioserweise steht auf meinem Fragenzettel just das kölsche Unwort Faschingsprinz. „Also, wir Rheinländer sind ja ein tolerantes Volk. Aber 'Helau' und 'Fasching' gehen gar nicht“, sagt Bosbach mit gespieltem Ernst. „Und machen Sie nie den Fehler, in einer Kölner Brauereigaststätte ein Altbier zu bestellen. Das ist dann dort ihr letztes Getränk“, erzählt er zur Rivalität zwischen Köln und der Altbier-Hochburg Düsseldorf.
Dass der umtriebige Ehrengast in Kitzingen nicht das Deutsche Fastnachtmuseum besucht, hat indes nichts mit dessen Namen zu tun, sondern mit Bosbachs nächstem Termin. Sein Zug fährt Dienstag um 8.55 Uhr in Würzburg ab – nach Bielefeld. „In die nächste Karnevalshochburg“, wie er ironisch nachschiebt.
Beckstein und Söder
Dass sich der Mann zumindest rudimentär im Fasching auskennt, zeigt sich beim Thema Fastnacht in Franken: „Da geht es um Veitshöchheim?“, fragt er und freut sich über den Volltreffer. „Ich weiß, dass dort vor Jahren Günther Beckstein und Markus Söder in grandiosen Kostümierungen aufgeschlagen sind.“
Wenn nicht alles täuscht, müsste Bosbach sich bei der Sitzung in Kitzingen ziemlich wohl fühlen: Dort gibt es noch die traditionelle Mischung aus Büttenreden, Garden und Musik, mit der Bosbach einst groß geworden ist. Im Rheinland ist Konzept längst anders: „Wir haben mittlerweile eine so große Zahl an herausragenden Bands, dass sich die Vereine bemühen, der Erwartungshaltung des Publikums gerecht zu werden. Bei uns feiert man eher eine große Party.“
Der Kitzinger Schlappmaul-Orden
2017 Wolfgang Bosbach 2016 Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
2015 Waldemar Hartmann
2014 Claudia Roth
2013 Wolfgang Kubicki
2012 Alfons Schuhbeck
2011 Michl Müller
2010 Marcel Reif
2009 Chris Böttcher
2008 Gabriele Pauli
2007 Günther Beckstein
2006 Marcus Fahn
2005 Klaus-Karl Kraus
2004 Franz Maget
2003 Gregor Gysi
2002 Guido Westerwelle, Markus Walsch
2001 Erwin Huber
2000 Helmut Kohl
1999 Hans Spitzner
1998 Regine Hildebrandt
1997 Bodo Hauser und Ulrich Kienzle
1996 Lothar Späth
1995 Peter Gauweiler
1994 Renate Schmidt
1993 Hans-Dietrich Genscher
1992 Jürgen Möllemann
1991 Wolfgang Bötsch
1990 Bernd Heller
1989 Schorschla von der Fischergass
Restkarten für die 1. KiKaG-Sitzung am Sonntag (19. 2./ab 17.11 Uhr) gibt es an der Abendkasse. Vorher ist am Sonntag (10 Uhr) der Faschingsgottesdienst in der Kitzinger Stadtkirche.