Kitzinger Berufsschüler wollen ein Schul- und Gesundheitsprojekt in Afrika unterstützen - indem sie Türen und Bänke herstellen.
Benjamin Papst war schon einmal in Afrika und hat dort im Rahmen eines Hilfsprojekts gearbeitet. "Das war eine echt krasse Erfahrung." Missen möchte diese der angehende Schreiner nicht. Jetzt bekommt der junge Mann die Chance, sich wieder in der Entwicklungshilfe zu engagieren - und mit ihm die ganze Schreiner-Abschlussklasse an der Kitzinger Berufsschule. Am Montag stellten die Würzburger Ärzte Monika und Aloys Böske dort ihr Schulprojekt in Guinea vor, wofür sie sich handwerkliche Hilfe erhoffen. Aber von vorne.
Alles begann in den 1990er Jahren, als das Ärzte-Ehepaar die Familie Keita aus Dow-Bodié (Guinea) kennenlernte, die für mehrere Jahre in Würzburg lebte. Aus dem Kontakt entstand eine Freundschaft und aus dieser schließlich ein Besuch, als die Familie 1999 wieder nach Afrika zurückzog. "Und dort hat uns das Afrika-Fieber gepackt", erzählte Monika Böske.
Mit Begeisterung erfuhren sie und ihr Mann von der Frauenkooperative im Heimatort der Keitas, die sich eine Schule für ihre Mädchen wünschte. "Die Frauen haben selbst gemerkt, wie groß die Nachteile sind, wenn man nicht schreiben, lesen und rechnen kann und wollten deshalb eine Ausbildung für ihre Töchter." Ein Bau- und Finanzierungsplan der Schule von Dow-Bodié - "mitten im Busch", wie Aloys Böske beschrieb - lag bereits in der Schublade. Nur die Sponsoren fehlten noch.
"Zurück aus Afrika gründeten wir mit Freunden einen gemeinnützigen Verein zum Bau dieser Schule." Kaum ein Jahr später, im November 2000 konnten die ersten drei Klassen eingeweiht werden - samt Lehrerwohnung und Brunnen für sauberes Wasser. 2002 wurde die Schule um drei Klassen und einen Speiseraum erweitert.
"Heute werden dort rund 300 Schüler aus Dow-Bodié und den umliegenden Weilern unterrichtet. Die ersten unserer Schüler werden in diesem Jahr ihr Abitur machen."
Der Verein sah aber, dass es noch mehr zu tun gab und machte weiter: Er baute zwei zusätzliche Klassenräume für die höhere Schule im Nachbardorf und begann, sich auch für die medizinische Versorgung der Bevölkerung einzusetzen. "Zur Verbesserung der hygienischen Bedingungen wird inzwischen mit einer Ölmühle Seife aus heimischen Ölen hergestellt", erklärte Böske. Für Yango Keita als Chemiker war diese Initiative überhaupt kein Problem. Überhaupt halten er und seine Frau Djiwo vor Ort die Fäden für das ganze Unternehmen in der Hand. Im Februar 2006 konnte ein Gesundheitszentrum eröffnet werden, in dem ein Pfleger und eine Hebamme Patienten versorgen.
"Seit diesem Jahr können während unserer regelmäßigen Projektbesuche sogar chirurgische Eingriffe vorgenommen werden", berichtete die Würzburger Kinderärztin froh.
Im Laufe der Jahre folgten eine Nähwerkstatt zur Ausbildung junger Frauen, eine Dorfbibliothek, ein Abwassersystem, eine Schulküche, ein Wasserturm und Solarenergie, um die immensen Kosten für Diesel zur Stromerzeugung zu sparen.
"Das Gesamtprojekt wurde bislang mit Spenden in Höhe von über einer Million Euro finanziert."All das sei Schritt für Schritt gegangen, um die Menschen vor Ort einbinden zu können, um ihnen Zeit zu lassen, das Neue anzunehmen und zu verinnerlichen.
"Es war alleine eine riesige Umstellung, die Mädchen plötzlich zur Schule zu schicken - das hat nicht allen Männern gefallen." Auch was Hygiene und Ernährung angeht, haben die Beratung und das Vorbild der Europäer inzwischen gefruchtet: "Die Kinder sind viel weniger krank und gut genährt." Neues zeigen, Verbesserungen bringen, ohne Traditionen zu zerstören, das sind die Prämissen des Vereins.
Nun hilft aber alle Ideologie, pädagogisches und medizinisches Wissen nicht viel, wenn die "Hardware" bröckelt. "Im Gesundheitszentrum klemmen die Türen - oder sie gehen mitten während der OP auf. In der Schule holen sich die Kinder auf den Bänken Splitter im Hintern und in der Bibliothek könnten wir ein paar Regale gut gebrauchen", erklärte Monika Böske den angehenden Schreinern.
Interessiert und wissbegierig hatten diese den Vortrag der Ärztin verfolgt, die nicht nur von ihrem Projekt, sondern auch vom Alltag vor Ort und den Problemen der Menschen berichtete - und wo diese herrühren. Die jungen Leute fragten nach Bürgerkrieg, sprachlichen Hürden und den Widerständen aus Politik und zum Teil auch aus der Bevölkerung, mit denen der Verein immer wieder zu kämpfen hat. Sie zeigten sich neugierig und aufgeschlossen und sagten bereits nach diesem ersten Treffen ihre Hilfe zu.
Dass ausgerechnet die Kitzinger Schüler mit diesem Projekt in Kontakt kommen, ist einem Zufall zu verdanken. Stephan Kropf, Fachbetreuer Holztechnik an der Kitzinger Berufschule, lernte die Böskes und ihren Verein bei der Jubiläumsfeier einer Schreinerei kennen, wo Spenden für das Projekt gesammelt wurden.
"Ich war sofort begeistert und dachte, dass wir das mit unserem Know-How doch unterstützen könnten."
Im Rahmen des Unterrichts und freiwilliger Zusatzarbeit werden die Schüler nun zunächst Zimmertüren anfertigen - die Planung dafür stand während des Vortrags von Monika Böske bereits an der Tafel. Diese werden in Kitzingen hergestellt und dann mit einem der großen Container, die der Verein ein bis zweimal jährlich nach Guinea schafft, verschifft. Ein Schüler hat zudem bereits angeboten, aus der elterlichen Schreinerei ausgemustertes Werkzeug zu spenden, wenn es von Nutzen sein sollte. "Und da es sich um eine Abschlussklasse handelt, die ab dem nächsten Jahr nicht mehr zur Schule gehen muss, ist vielleicht sogar der eine oder andere dabei, der sich einige Zeit vor Ort engagieren möchte", spekulierte Stephan Kropf.
Das wäre für die jungen Leute natürlich ein Riesenschritt, der gut überlegt sein will. "Aber es ist einfach eine gute Sache, bei so etwas zu helfen", weiß Benjamin Papst schließlich bereits aus Erfahrung. Bis das Schuljahr zu Ende ist, reift die Idee vielleicht noch in ihm oder einem seiner Klassenkameraden.
Infos zum Verein
Name Schulprojekt Ecole
de la Solidarité Dow-Bodié,
Guinea e. V.
Adresse Oberer Katzenbergweg 11, 97084 Würzburg; www.SchulprojektDow-Bodie.de, E-Mail: Vorstand@SchulprojektDow-Bodie.de
Bankverbindung Commerzbank Kontonr. 303426401, BLZ 79080052