Was sich hinter diesem Landidyll versteckt und welche Genüsse hier gerade heranwachsen? In Bibergau kann man es herausfinden.
Der Morgennebel ließ auf dem Obsthof Zörner nicht allzu viel Gutes erahnen. Als sich aber nach dem Weißwurstfrühstück die Sonne allmählich durchsetzte, strömten die Besucher des Apfelblütenfestes aus allen Richtungen herbei. Hier konnten sie verschiedene Äpfel probieren, Obstplantagen besichtigen und generell einmal einen Blick hinter die Kulissen der Landidylle werfen.
Unermüdlich drehte die Obstkutsche ihre Runden und Winzer Matthias Fromm aus Sulzfeld vermittelte Gästen jeden Alters ein Bild von den Zusammenhängen in der Natur. "Einige Blüten sind schon abgeblüht und eine winzige Frucht ist erkennbar." Er zeigte auch den spalierähnlichen Baumbestand, um den sich viele Helfer kümmern müssen.
"Uns geht es gut", sagt Christian Zörner, Inhaber des Obsthofes. Der Familienbetrieb ist mit seinem Obstangebot breit aufgestellt.
Im Juni beginnt die Ernte der Himbeeren, im Juli der Zwetschgen, im August der Äpfel - zuerst frühreife Sorten wie der "James Grieve", im Oktober Äpfel mit voller Vegetationszeit wie der "Golden Dilicious". Fast ganzjährig kann der Obsthof den Markt mit frischer Ernte bedienen - dank spezieller und ausgefeilter Lagertechnik. Dabei spielt besonders die Temperatur eine Rolle - die darf nämlich nur bei wenigen Plusgraden liegen. "Die Äpfel werden bei niedrigen Sauerstoffwerten gekühlt gelagert", erklärt Zörner.
Und nicht nur dem Obsthof von Familie Zörner geht es gut. Generell könnten die Obstbauern im Verbreitungsgebiet laut Gerhard Reichelsdorfer, dem Leiter der Gartenbauabteilung im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen, zurzeit zufrieden sein: "Die Verbraucher denken stark regional und wollen regionale Produkte.
Das hat sich alles sehr positiv entwickelt."
Im Landkreis Kitzingen bestehe die Ernte mittlerweile zu 50 Prozent aus Kernobst, zu weiteren 50 Prozent aus Steinobst. Zörner und viele andere Betriebe vermarkten und verkaufen laut Reichelsdorfer etwa 80 Prozent ihrer Produkte direkt in der Region. Nur rund 20 Prozent gehen in den nationalen Lebensmittelhandel. "Das Bewusstsein für regionale und saisonale Produkte ist bei den Leuten da. Diese Entwicklung ist begrüßenswert", sagt Zörner.
Einige Obstbauern haben sich auch an neue Obstsorten getraut - zum Beispiel die Aprikose. "Wie sich das weiter entwickelt hängt aber vom Klima ab. Zurzeit werden die Ansprüche der Aprikose bei uns noch nicht erfüllt", sagt Reichelsdorfer.
Doch jetzt warten die Bauern erst einmal die Obstblüte ab. Denn vor allem vom Wetter während der Blütenzeit sind Erntemenge und Qualität des Obstes abhängig.
Dauerregen und Minusgrade sollte es besser nicht mehr geben - sonst droht Blütenfrost. Und nicht zu vergessen: "Hat genügend Bestäubung statt gefunden? Denn unter zwölf Grad kommen keine Bienen aus ihrem Stock", sagt Reichelsdorfer. Imker Adam Mauckner kann dies nur bestätigen. "Die Bienen sind in diesem Jahr leider noch nicht auf Touren." Es werde noch einige Tage dauern, bis alle ausfliegen. Sie könnten sich aus den offenen Blüten zwar die besten aussuchen, vieles sei aber wohl schon wieder abgeblüht, wenn das große Summen beginnt.
Die Kinder der Familie Sokal aus Hergolshausen nahmen den Bienenstock von Adam Mauckner genau unter die Lupe. In der Schule hatten Lea und Bastian noch nichts über Bienen gehört und machten bisher, aus Vorsicht, meist einen großen Bogen um die Stöcke. Eine Bienenkönigin - zumal aus dieser Nähe - hatten sie noch nie gesehen.
Nun durften sie der mit einem Farbpunkt markierten Königin einmal hautnah, aber hinter Glas bei der Arbeit zusehen.
Staunend erfuhren auch Gabi und Rainer Sokal auf einer Informationstafel, welche Ernteunterschiede entstehen, wenn die Bienen nicht fleißig zum Bestäuben unterwegs sind.
Das doch noch recht schöne Wetter, ein großzügiges Bewirtungsangebot, Spiel- und Besichtigungsmöglichkeiten lockten die Besucher in Scharen auf den Obsthof. Für viele von ihnen haben heimische Äpfel gestern einen ganz neuen Geschmack bekommen.
Interessante Zahlen307 Hektar Apfelanbaufläche gibt es in Unterfranken. Damit steht Unterfranken bayernweit auf dem zweiten Platz - nach dem Lindauer Raum mit 530 Hektar.
13.000 Tonnen Äpfel werden in Unterfranken jährlich geerntet. Zum Vergleich: Pflaumen und Zwetschgen sind es auf einer Anbaufläche von 310 Hektar ingesamt 2500 Tonnen.