Den Gesangverein Altenschönbach gibt es seit 125 Jahren. Dass man dort gerne Mitglied ist beweisen Emil Renner und Rosi Eberlein: Er kommt trotz seiner 83 Jahre zu jeder Probe von Wiesentheid angereist und sie ist die einzige Frau bei den Aktiven.
Mit 78 Mitgliedern, darunter 16 Aktive, feiert der Gesangverein 1888 Altenschönbach in diesem Jahr sein 125-jähriges Jubiläum. Mit einem Festkommers im Schützenhaus gaben der Vorsitzende Karl-Heinz Fleischmann und Chorleiter Erich Zink den "Startschuss" für die Festlichkeiten, die den Höhepunkt am Wochenende vom 24. bis 26. Mai erreichen.
Fleischmann gab gegenüber unserer Zeitung zu, dass der Verein mit 130 Mitgliedern, davon 23 aktiven Sängern, schon bessere Zeiten gesehen hat - diese Zahlen gab es vor 25 Jahren zum 100-jährigen Jubiläum. Dennoch sei der Verein weiterhin sehr aktiv. Nach der Satzung, die sich der Verein zur Gründung am 27. April 1888 gegeben hat, sollen die gesanglichen Aktivitäten auch so lange betrieben werden, wie man noch ein Gesangsquartett aufstellen kann.
Aus der Chronik berichtete der Vorsitzende unter anderem, dass zur Gründung 17 Aktive und elf passive Mitglieder vorhanden waren. Zum 1. Vorsitzenden wurde damals Kaspar Klein gewählt, der den Verein bis 1891 führte. Chorleiter wurde der Lehrer Friedrich Baureis. Dass Probleme von Gesangvereinen nicht der neueren Zeit angehören, kann man auch der Chronik entnehmen, denn von 1902 bis 1910 ruhten die Aktivitäten. Durch den Zweiten Weltkrieg gab es wiederum eine Pause, doch ab 1920 blühte dass Vereinsleben mit Familien- und Theaterabenden sowie Tanzveranstaltungen wieder auf.
Ganz groß wurde das 90-jährige Jubiläum 1978 gefeiert, denn es gab einen Festumzug mit 60 Vereinen. Zum "100-Jährigen" bekam der Verein die "Zelter-Plakette" von Kultusminister Hans Zehetmair verliehen. Im Jahr 1990 wurde eine Freundschaft mit dem Gesangverein Neubrunn bei Suhl in Ostdeutschland eingegangen, die aber nicht mehr besteht.
Ein besonderer Höhepunkt im Vereinsleben war die USA-Reise im Jahr 1996, um dort den befreundeten Verein "Schwäbischer Sängerbund" zu besuchen. Am 16. Mai 2009 organisierte der Verein das erste Wirtshaussingen.
Ein ganz besonderer Schirmherr Häufig wählen Vereine bekannte Poitiker oder verdiente Bürger aus dem Ort zu ihren Schirmherren, wenn sie ein Jubiläum feiern. Nicht so in "Schömmi", denn hier wurde mit Emil Renner ein Bürger aus Wiesentheid mit dieser Ehre bedacht. Der 83-Jährige verriet, dass er sehr überrascht war, als ihm dieses Angebot gemacht wurde. Mit 83 Jahren ist er derzeit zwar das älteste aktive Mitglied im Chor, das eigentlich Besondere ist aber, dass er dem Altenschönbacher Chor seit über 30 Jahren die Treue hält, obwohl er seit 66 Jahren im Gesangverein von Wiesentheid singt. 1946 startete er dort seine Karriere.
"Ich musste damals die Tonleiter rauf und runter singen und wurde dann als 2. Bass engagiert, in dem ich auch noch heute singe", erzählte Emil Renner. Zum Chor nach Altenschönbach kam er durch seinen Schlosserbetrieb, den er schon 1949 von seinem im Krieg vermissten Vater übernahm. "In Altenschönbach haben sie mich gefragt, ob ich nicht ihren Chor verstärken könnte, und ich habe ja gesagt." Seitdem besucht er konsequent die Proben in Wiesentheid und in Altenschönbach - und ganz nebenher arbeitet er auch noch in seinem Betrieb, den jetzt seine Tochter leitet. "Zu Beginn meiner Sängerzeit gab es nicht nur mehr Sänger, sondern auch deutlich mehr Auftritte für die Gesangsvereine", erinnert sich der leidenschaftliche Sänger. Auch die Transportarten seien damals noch ganz anders gewesen.
In den 40er und 50er Jahren seien die Sänger beispielsweise mit dem Pferdeplanwagen zum Sängerfest nach Sommerach gefahren.
Eine Sängerin unter 15 Männern "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und eine Sängerin macht aus einem Männergesangverein noch keinen gemischten Chor." Dieses Fazit kam von Rosi Eberlein, der einzigen Sängerin in Altenschönbach. "Die anderen Frauen haben anscheinend keinen Mut, bei uns mitzusingen", sagte sie lachend gegenüber unserer Zeitung. Sie kam eigentlich durch ihren Mann Toni zum Singen, mit dem sie über 30 Jahre in den USA wohnte. Als sie vor 19 Jahren nach Altenschönbach zogen, wurde dieser gefragt, ob er nicht in den Gesangverein kommen wolle. "Dies mache ich nur, wenn auch meine Frau mitsingen darf", erwiderte der - und so singt Rosi Eberlein seitdem ganz begeistert im 1.
Bass.
Lob und Anerkennung über den Gesangverein zollten auch die zahlreichen Ehrengäste an diesem Abend. Landrätin Tamara Bischof überreichte eine Urkunde des Landkreises und würdigte die Leistungen des Chores in dem rund 450 Einwohner zählenden Ort. Der Landtagsabgeordnete Otto Hünerkopf stellte fest, dass Gesangverein und Posaunenchor die Feste in Altenschönbach mit ihren Darbietungen aufwerten. Als stellvertretender Bürgermeister von Prichsenstadt sprach Alfons Saugel von einem der ältesten Vereine in Prichsenstadt. Stadtrat Dieter Kern wies als Vertreter der örtlichen Vereine auf die Bedeutung der Sänger für die Dorfgemeinschaft hin.
Auch Pfarrer Erich Eyßelein betonte, dass "Schömmi" durch den Gesangverein als Heimat noch schöner wird.
Umfangreiche Ehrungen Zusammen mit Paul Werner vom Sängerkreis Schweinfurt konnte Karl-Heinz Fleischmann in der über dreistündigen Veranstaltungen 44 passive Mitglieder und 16 Sänger aus zeichnen.
Musikalisch umrahmt wurde der Kommersabend vom Männergesangverein Liederkranz Prichsenstadt ( 17 Sänger), vom Gesangverein Wiesentheid mit 18 Sängern und dem Posaunenchor Altenschönbach, dessen acht Bläser auch von Erich Zink geleitet werden.