Ärger und Abzocke am Telefon

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Symbolfoto Telefonüberwachung
Ungebetene Werbeanrufe: Die Belästigungen am Telefon sind trotz Gesetzesverschärfungen kaum weniger geworden.
Symbolfoto Telefonüberwachung
Foto: Uli Deck (dpa)

Gratis-Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel. Klingt gut. Dummerweise kommt das Versprechen von einer Maschine.

Gratis-Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel. Klingt gut. Dummerweise kommt das Versprechen von einer Maschine. Die ruft mehrmals pro Woche bei Herrn B. an und verspricht das Blaue vom Himmel. Herr B. ertappt sich manchmal dabei, wie er die Nerven verliert und die automatische Anrufmaschine anschreit – was zwar ziemlich sinnlos ist, aber irgendwie auch befreiend.

Ähnliche Szenen spielen sich auch bei anderen Lesern im Landkreis Kitzingen ab. Herr K. hatte bisher noch nicht das fragwürdige Vergnügen, von Maschinen angerufen zu werden. Bei ihm melden sich noch echte Menschen. Gerne mit fremdländischem Akzent. Die wollen ihn dann überreden, irgendwelche Kostenanalysen, beispielsweise für den Strom, durchzuführen. Gerne wird auch hier – als Köder – ein Hauptgewinn versprochen. Herr K. hört sich das immer an, weil er gute Manieren hat und nicht einfach auflegen will. Wenn er endlich zu Wort kommt und freundlich ablehnt, wird die Stimme am anderen Ende mitunter gerne pampig und stößt wüste Beschimpfungen aus – was wiederum Herrn K. empört.

„Die Beschwerden sind seit Jahren unverändert.“
Simone Rzehak, Fachberaterin bei der Verbraucherzentrale

Unerwünschte Werbeanrufe – das Thema ist und bleibt ein Ärgernis. Zumindest lassen das regelmäßig in der Redaktion eingehende Erfahrungsberichte von Lesern vermuten. Dabei müsste die Lage eigentlich entspannt sein. Denn zumindest in der Theorie ist es so, dass in Deutschland Werbeanrufe bei Verbrauchern seit Jahren nicht erlaubt sind. Verbraucher ohne deren Einwilligung zu Werbezwecken anzurufen, stellt eine Ordnungswidrigkeit dar. So steht es in Paragraf sieben des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb (UWG). Seit August 2009 gilt das Gesetz zur Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung, seit Oktober 2013 verstärkt durch ein Anti-Abzocke-Gesetz.

Weil der Erfolg schon damals auf sich warten ließ, wurden die Sanktionen 2013 noch einmal verschärft. Der Bußgeldrahmen wurde von 50 000 Euro auf 300 000 Euro angehoben. „Unseriösen Werbetreibenden droht damit eine angemessene Geldbuße“, betonte damals Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.

Spürbar weniger Nerv-Anrufe hat allerdings auch das nicht nach sich gezogen: „Aufgehört hat es nie, die Beschwerden sind seit Jahren unverändert“, berichtet Simone Rzehak, Fachberaterin bei der Würzburger Verbraucherzentrale, aus der Praxis. Teilweise gehe es dabei richtig unverschämt zu: „Die Leute werden erst gelockt – und dann kommen Forderungen zwischen 500 und 1200 Euro.“

Irgendwie will der Strom unerwünschter Anrufe unseriöser Firmen dennoch nicht abreißen. Bieten lassen muss man sich die Anrufe, bei denen einem gerne Geldanlagen, Versicherungen oder Abos aufgeschwatzt werden, indes nicht.

Fakt ist: Ruft ein unbekanntes Unternehmen zu Werbezwecken an, ist das unzulässig. Man kann es sich also verbitten. Möchte eine Firma telefonisch Kontakt aufnehmen, geht das nur, wenn man sich vorher ausdrücklich einverstanden erklärt hat.

Auch wenn sich unerwünschte Telefonwerbung scheinbar nur schlecht verhindern lässt, können wenigstens Verträge, die während eines Telefonats geschlossen wurden, in der Regel widerrufen werden. Die Widerrufsfrist beträgt mindestens 14 Tage.

Wer sich gegen Werbeanrufe wehren will, muss sich an die Bundesnetzagentur wenden. Wenn Herr K. also unerlaubte Werbeanrufe melden möchte, ist die Bundesnetzagentur sein Ansprechpartner. Dabei sind folgende Daten wichtig: Datum des Anrufs, die auf dem Telefondisplay des Angerufenen angezeigte Rufnummer, beworbenes Produkt oder Dienstleistung und der Name des Unternehmens, in dessen Auftrag der Anruf erfolgt ist.

Ihre Erfahrungen?

Unerwünschte Werbeanrufe – das kann nerven. Wie sind Ihre Erfahrungen? Werden Sie ständig belästigt? Was kann man dagegen tun? Sie können sich an der Diskussion per Mail beteiligen: red.kitzingen@mainpost.de. Wer faxen will: (0 93 21) 13 24 21. Im Internet unter www.mainpost.kitzingen.de sowie auf www.facebook.com/mainpost.kt .

Weitere Infos gibt es bei der Würzburger Verbraucherzentrale unter Tel. (09 31) 5 91 86. Beschwerdeformulare finden sich auf der Internetseite www.bundesnetzagentur.de .