Adenauers Enkel in Iphofen

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Spitzenkandidat trifft Landrätin: Stephan Werhahn, ein Enkel Konrad Adenauers und Hoffnungsträger der Freien Wähler bei den Bundestagswahlen im September, sprach beim Neujahrsempfang der Freien ...
Foto: Robert Haass

„Adenauers Enkel“ - ein Attribut, das sich konservative Politiker gerne anhängen. Stephan Werhahn, Hauptredner beim Neujahrsempfang der Freien Wähler in Iphofen am Mittwochabend, muss das nicht: Er ist ein Enkel des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland und Hoffnungsträger der Freien Wähler bei den Bundestagswahlen im September.

„Adenauers Enkel“ - ein Attribut, das sich konservative Politiker gerne anhängen. Stephan Werhahn, Hauptredner beim Neujahrsempfang der Freien Wähler in Iphofen am Mittwochabend, muss das nicht:

Er ist ein Enkel des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland und Hoffnungsträger der Freien Wähler bei den Bundestagswahlen im September. Die haben ihn zu ihrem Spitzenkandidaten ernannt. In Iphofen sprach er zum Thema „Für solide Finanzen in Deutschland – aber wie?“

Entsprechend gespannt war denn auch die Stimmung im voll besetzten Saal der Karl-Knauf Halle. Denn der Wechsel von Werhahn nach 40 Jahren Mitgliedschaft in der CDU zu den Freien Wählern hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht. Den Grund für den Wechsel nannte er auch gleich in seinen einführenden Worten: Der Umgang seiner Partei und der derzeitigen Bundesregierung mit der Eurokrise.

Das habe 2008 mit der Bankenkrise begonnen, in der laut Werhahn eine Bankenregulierung nötig gewesen wäre. Als 2010 die Eurokrise dazu kam wurde ihm klar: Da läuft etwas in die falsche Richtung. Sowohl die Euro-Rettung um jeden Preis, als auch die Verschiebung der Kompetenzen weg von der Politik und hin zu Gipfeltreffen, Brüsseler Bürokratie und den Rettungsschirmen entmündige Staaten und Bürger.

„Die Euro-Rettung um jeden Preis halte ich für das Grundproblem“, sagte Werhahn. Er forderte eine Reform der Banken auf der einen Seite. Erforderlich hierzu sei eine Rückbesinnung auf die Maastrichtverträge: Wenn ein Staat das nicht schafft, müsse der Ausschluss aus dem Euro erfolgen – nicht aber aus der EU. Diese Staaten müssten für ihre Schulden haften und eine eigene Währung bekommen.

Mit Unterstützung der anderen Staaten könnten die Hausaufgaben erledigt werden. Dies darf nach Werhahns Meinung aber nicht durch Aufkäufe der Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank geschehen. „Als letzte Maßnahme muss es auch möglich sein, für Deutschland den Verbleib in der Eurozone zu beenden“, sagte Werhahn – je nach Situation könne dies mit anderen Staaten zusammen erfolgen.

Denn, so Werhahns Einschätzung, der Euro hinterlässt heute schon Kollateralschäden in Deutschland. Wegen der Niedrigzinspolitik sei eine private Altersvorsorge schon heute kaum noch möglich. In den nächsten zehn Jahren werde es zu einer Inflation kommen, die zur stillen Enteignung des Mittelstands führe und „langsam das Vermögen der Menschen auffrisst“.

Deshalb sei es auch sinnvoll, dass sich die Freien Wähler auf Bundesebene engagieren. „Wir müssen in Berlin eine Politik durchsetzen, die sich wieder mehr an den Interessen der Menschen ausrichtet.“

Deshalb sei er auch bereit gewesen, sein Wissen den Freien Wählern zur Verfügung zu stellen, „was in der Union mit ihrer geistigen Armut nicht möglich war“.

„Ich teile viele Dinge, die Sie gesagt haben“, sagte Sparkassenvorstandsmitglied Hermann Hadwiger in der anschließenden Diskussion, etwa den Einlegerschutz für Bankkunden, die Bürgernähe, die Zustimmung des Bundestags. In anderen Dingen hatte Hadwiger aber durchaus andere Meinungen. Etwa bei der Begründung der Niedrigzinsen. Diese lägen nur in geringem Maß an der EU, verantwortlich seien hierfür vor allem die gesättigten Märkte.

Der Kauf der Staatsanleihen durch die EZB sei zwar nicht schön, wer könne aber die Folgen abschätzen, wenn dies nicht geschieht. Manchmal müsse die Politik auch andere Entscheidungen treffen, als es die Notenbank tun würde. So geschehen bei der Finanzierung der Deutschen Einheit, als wegen der hohen Verschuldung auch Inflation befürchtet wurde. Eine schleichende Inflation sieht Hadwiger schon, eine große nicht. „Der Deutsche ist manchmal etwas hysterisch“, sagte Hadwiger.

In guten Jahren solle der Staat etwas zurückbehalten, forderte Hadwiger zum Abschluss. Für Werhahn muss das Demokratiedefizit zwischen Brüssel und den Bürgern aufgehoben werden. Für Bernhard Etzelmüller, Unternehmer und Dritter auf dem Podium, ist der Euro für die Deutsche Wirtschaft gut. Eine Begrenzung der Verschuldung solle aber in die Verfassung geschrieben und das Zusammenleben in Europa auf die gleiche Basis gestellt werden. „Wir sollten vor unserer eigenen Haustür kehren“, sagte Etzelmüller zur der Verschuldung Deutschlands.