Kommentar: "Tannbach" verschenkt den besten Moment

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Archiv - Komparsen stehen am 12.06.2014 in Besno, Tschechien, am Set des historischen ZDF-Dreiteilers "Tannbach". Foto: Michael Heitmann/dpa
Archiv - Komparsen stehen am 12.06.2014 in Besno, Tschechien, am Set des historischen ZDF-Dreiteilers "Tannbach". Foto: Michael Heitmann/dpa

Nicht nur das Dialekt-Debakel beim ZDF-Dreiteiler "Tannbach - das Schicksal eines Dorfes" steht in der Kritik. Auch wartet man 290 Minuten vergeblich auf den emotionalsten Moment des Dorfes Tannbach, das nach Vorbild von Mödlareuth erschaffen worden ist.

Es hätte ein großer Film über eine dramatische Zeit der deutschen Geschichte sein können. Es wurde aber vor allem ein langer Film - und das Ergreifendste war die Dokumentation, die im Anschluss an den ersten Teil zu sehen war.

290 Minuten versuchten die Macher die tragische Zeit des Dorfes Mödlareuth nachzuerzählen und den Zuschauer zu berühren. Beim Kurznachrichtendienst Twitter schafften sie das aber nicht durch schwierige Liebesbeziehungen, die Transporte in Lager oder Schießereien, sondern eher durch die Wahl des falschen Dialektes. Als ein Bewohner von Tannbach-West auch noch im dritten Teil auf Oberbayerisch gegen Oberfranken wettert, ist für fränkische Zuschauer sämtliche Spannung dahin.

Doch das wollten die Macher des Films wohl nicht erreichen. "Tannbach - das Schicksal eines Dorfes" will Geschichte mit großer Dramatik und Gefühlen nahe bringen und verschenkt dabei die stärkste Szene, die sich in der Realität abgespielt hat und die Geschichte elegant abgerundet hätte: den 17. Juni 1990, als die Mauer in Mödlareuth eingerissen worden ist und die Menschen jubeln. Familien und Freunde finden wieder zueinander. Es kann gar nicht emotionaler werden. Doch das TV-Drama verzichtet großzügig auf diesen Moment, der ebenso zum Schicksal des Dorfes Mödlareuth gehört, wie die Nachkriegszeit und die Teilung.

Das hat offensichtlich auch das ZDF erkannt und hat im Anschluss an den ersten Teil des Films eine Dokumentation gezeigt. Menschen aus Mödlareuth erzählen, wie es damals wirklich ablief. Unter Tränen berichtet eine Frau, wie sie ihrer Nachbarin zum ersten Mal wieder ein "Gudn Morng" herüber schrie. Sie kämpft mit den Tränen. Das beeindruckt: Keine Szene im Dreiteiler brachte solche Gefühle herüber,und das obwohl der ZDF-Programmdirektor den Film als hoch emotional eingestuft hat.

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