Hof: Metzgerei mit krassen Stromkosten konfrontiert - "Können nicht einfach den Stecker ziehen"
Autor: Redaktion
Hof an der Saale, Mittwoch, 14. Sept. 2022
Die aktuelle Energiekrise bringt bayerische Metzger, Bäcker, Müller, Konditoren sowie Brauer in Existenznot. Die Landesverbände fürchten sogar flächendeckende Betriebsschließungen und stellen daher vier Forderungen an die Regierung.
Notlage im bayerischen Handwerk: Die Landesverbände der Fleischer, Bäcker, Müller, Konditoren und Brauer im Freistaat schlagen angesichts der Energiekrise Alarm. An die Bundesregierung appellieren sie daher, schnellstmöglich Maßnahmen zu schaffen, um einen weiteren Anstieg der Kosten zu stoppen. Auch eine oberfränkische Metzgerei bekommt die Erhöhungen deutlich zu spüren.
"Die Entwicklungen an den Energiemärkten in den vergangenen Wochen haben ein existenzbedrohendes Ausmaß erreicht. Wenn sich allein die Kosten für Strom vervielfachen, dann stemmen die Betriebe das schlicht und ergreifend nicht", betont Lars Bubnick, Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes für das bayerische Fleischerhandwerk, in einer aktuellen Pressemitteilung. "Ergreift die Politik hier nicht schnellstmöglich Gegenmaßnahmen, werden Betriebsschließungen die unweigerliche Folge sein."
Metzgerei aus Hof leidet unter explodierenden Energiekosten
Welche Auswirkungen die Energiepreisexplosion hat, zeigt sich an der Metzgerei "Max" in Hof. 2021 hatte deren Inhaber Thomas Köhn Stromkosten von insgesamt 87.950 Euro zu begleichen. Setzt er den Angebotspreis aus dieser Woche für 2023 an, wären es Stromkosten von 321.034 Euro. Das wären Mehrkosten von rund 233.000 Euro im kommenden Jahr.
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Doch das ist noch nicht alles: "Wir haben ja auch noch mit anderen Preissteigerungen, zum Beispiel bei Gläsern und Dosen, zu kämpfen und die Personalkosten steigen auch", ergänzt der Firmenchef im Gespräch mit den Bayerischen Ernährungshandwerken. Im August erhöhte er noch die Löhne seiner Angestellten, da seine 70 Mitarbeiter*innen auch unter der Inflation leiden. Viele andere Möglichkeiten, den Energiebedarf zu reduzieren, habe Köhn nicht. "Wir haben kühlpflichtige Produkte und können nicht einfach den Stecker für die Kühlhäuser ziehen."
Markus Schuster, Inhaber der Schuster-Mühle in Großaitingen im Landkreis Augsburg, fragt sich unterdessen, wann er den Stromliefervertrag für das kommende Jahr abschließen soll. Eigentlich wäre jetzt die Zeit, aber Schuster zögert, einen Vertrag zu unterschreiben, bei dem er fast das Dreieinhalbfache der Stromkosten zahlen müsste. In konkreten Zahlen bedeutet das: In diesem Jahr zahlt er 140.000 Euro für Strom inklusive Nebenkosten und zuzüglich Mehrwertsteuer. Für das kommende Jahr lautet das Angebot seines Energieversorgers 450.000 Euro, berichten die Ernährungshandwerke.
"Man weiß nicht, wie man es stemmen soll", sagt der Müllermeister, der die Mühle, die seit 1931 im Familienbetrieb ist, 2005 von seinem Vater übernahm. Neben den explodierenden Energiepreisen macht ihm auch der durch den Krieg in der Ukraine stark gestiegene Getreidepreis zu schaffen. Die Schuster Mühle hat einen durchschnittlichen Strombedarf von 670.000 Kilowattstunden im Jahr.
Auch bayerischen Mühlen machen Preise zu schaffen
2016 habe Schuster eine neue Mühle angeschafft, die pro Tonne Mehl 20 bis 30 Prozent weniger Strom benötigt als die alte, erzählt er. Größere Einsparungen seien deshalb kaum mehr möglich. Mit ihrem Stromverbrauch liegt die Schuster-Mühle unter dem Durchschnitt aller bayerischen Mühlen, die häufig alteingesessene Familienbetriebe sind. Die größeren Mühlen sind also noch von deutlich höheren Energiekostensteigerungen betroffen.