Ein Schranken-Neubau vor Ebern macht es möglich, dass die Agilis-Triebwägen nun auch regelmäßig in Hallstadt halten.
Fototermin nach einem Foto-Finish: "Am Freitag war noch nicht 100-prozentig klar, ob wir heute fahren dürfen." Erleichterung versprühte Agilis-Geschäftsführer Markus Schiefer, als er am Sonntagmorgen zusammen mit Bürgermeister Harald Pascher (FDP) nach 34-wöchiger Streckensperre wieder einen seiner Triebwagen von Ebern aus gen Bamberg auf die Reise schickte.
Was ihn sicher auch freute: Über 20 Insassen nutzten den Morgenzug. Die einen befanden sich auf der Heimfahrt vom Pogo-Festival in Altenstein, die anderen wollten zum Bahnhofsfest nach Breitengüßbach oder zum Kirchweih-Frühschoppen nach Reckendorf. Die dreiiährige Ida fuhr mit dem Papa zur Oma nach Baunach. Sie trug ein Lebkuchenherz auf der Brust mit der Aufschrift "I love Agilis" und war ebenso wie alle anderen Mitreisenden froh, dass "des Eberner Züchla endlich wieder im Stundentakt fährt".
Eine Freude, die auch Agilis-Chef Schiefer teilt.
"Es war schon ein außerordentlicher Aufwand, das alles zu koordinieren. Aber ich denke, wir haben es ganz gut hingekriegt, was vor allen Dingen an unserer Streckenmanagerin Elke Berghäuser lag, die sich im Interesse unserer Fahrgäste enorm eingesetzt hat."
Den genauen finanziellen Mehraufwand durch das Umsatteln auf Busverkehr wollte Schiefer nicht nennen. "Das war schon eine ganze Menge, worüber es aber Vereinbarungen mit der Deutschen Bahn gibt."
Kaum Abwanderung registriert
Schiefer bilanzierte auch, dass während der Streckensperrung nur wenig Fahrgäste abgewandert seien. "Das zeigt doch, wie wichtig diese Anbindung ist."
Bürgermeister Pascher attestierte dem Verkehrsunternehmen einen "professionellen Umgang" mit der Sperre durch den ICE-Streckenausbau im Bereich Breitengüßbach.
"Uns ist während der zurückliegenden acht Monate nix Negatives zugetragen worden." Und Pascher gestand auch ein, dass "ich nicht erwartet hatte, dass das so reibungslos läuft".
Und dann kehrte er ganz den Fahrschullehrer raus: "Jetzt müssen alle wieder aufpassen. Acht Monate lang war Ruh', jetzt hat der Zug wieder Vorrang, wofür das Andreaskreuz steht." Sagte es und zückte ein Utensil aus seiner Fahrschule, eine weiß-rote Fahne, wie sie Streckenwärter benutzen, wenn sie an einem Bahnübergang Autofahrer anhalten müssen.
Mit der Wiederaufnahme des Bahnverkehrs rechtzeitig vor Beginn des Schuljahres gehen auch einige Verbesserungen einher. So funktionierte die neue Schranke an der Ortsverbindungsstraße nahe Hetschingsmühle (Name: HET, BÜ 16,1) am ersten Tag tadellos.
Bereits von der Ferne aus wird zunächst ein gelbes Blinklicht, dann ein Rotlicht initialisiert, ehe sich zu einem moderaten Akustiksignal die Halbschranke senkt.
Durch diese Sicherheitseinrichtung muss der Lokführer an diesem Übergang seinen Triebwagen nicht mehr auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen, um Blickkontakt mit ewaigen Autofahrern aufzunehmen, sondern düst mit 60 km/h drüber.
Durch diese Beschleunigung und weitere Verbesserungen ist es auch möglich, dass nunmehr jeder Agilis-Zug auch im Bahnhof Hallstadt hält und der Stundentakt dennoch geschafft wird. Eine Forderung, die der Hallstadter Stadtrat schon mehrfach erhoben hatte.
Bis zum Fahrplanwechsel Anfang Dezember werde die neue Technik getestet und Erfahrung gesammelt, erklärte Streckenmanagerin Berghäuser. "Da wird es sicher noch Nachjustierungen geben." Wer dazu Wünsche hat, kann dies über die Agilis-Onlineplattform tun.
"Da kann jeder seine Wunschverbindungen eingeben. Wir sammeln das und versuchen dann die Umsetzung."
Noch eine Neuerung erklärte Bezirksleiter Klaus Karl von der DB Netz AG, ein Breitengüßbacher. Zum Einsatz kommen nun auch die neue Funkmasten entlang der Strecke. "Der Lokführer steht darüber im ständigen Kontakt mit dem Zugleiter im Bahnhof Rödental."