Weißfichtensee bei Ebern ohne Wasser: Aktion dient der Rettung der Edelkrebse

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Eimerweise wurden die Edelkrebse bei einer Aktion am 20. November aus dem Weißfichtensee geholt. Foto: Sven Kaps
Eimerweise wurden die Edelkrebse bei einer Aktion am 20. November aus dem Weißfichtensee geholt. Foto: Sven Kaps
 
Foto: Eckehard Kiesewetter
Foto: Eckehard Kiesewetter
 
Sven Kaps
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Foto: Sven Kaps
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Rund 200 Kilo Weißfisch wurden dem See entnommen, vier große Hechte, Barsche, Brachsen und viele stattliche Karpfen.Sven Kaps
Rund 200 Kilo Weißfisch wurden dem See entnommen,  vier große Hechte, Barsche, Brachsen und  viele stattliche Karpfen.Sven Kaps
 

Unerlaubt eingesetzte Fische bedrohten die Zuchtbemühungen in dem Waldsee am Freizeitgelände "Weißfichtensee" bei Welkendorf - Warum der See jetzt abgelassen wurde.

Wenn die Eberner am Samstag, 5. Dezember, dort ihre ökumenische Waldweihnacht feiern (17 Uhr), dann werden sie den Weißfichtensee weitgehend ohne Wasser vorfinden. Der See, den viele als Erholungsgebiet kennen und schätzen, wurde Ende November abgelassen. Der FT hat nach den Gründen gefragt. Es ging darum, unerwünschte, von Unbekannten, vermutlich Anglern eingesetzte Weißfische abzufischen. Denn diese stören den Lebensraum der im Weißfichtensee eigentlich erwünschten Bewohner: Edelkrebse.

Nachzuchtgewässer

Der See ist, so erklären der zuständige Revierförster Sven Kaps und Lukas Bandorf vom Naturpark Haßberge, seit mehr als 22 Jahren Nachzuchtgewässer für die streng geschützten Edelkrebse. Die Fischereifachberatung bei der Regierung in Würzburg züchtet sie im Weißfichtensee, um jährlich rund 200 davon herauszunehmen und sie in anderen Naturgewässern wieder anzusiedeln.

In hiesigen Breiten waren die Edelkrebse früher überall zu finden. Seit aber der Kamberkrebs aus Amerika eingeschleppt wurde und die Krebspest mitbrachte (gegen die er selbst resistent ist), hatten die Edelkrebsbestände drastisch abgenommen. "Bei der Fischereifachberatung schätzt man den Weißfichtensee als produktivstes Nachzuchtgewässer in ganz Unterfranken", weiß Sven Kaps zu berichten.

Empfindliche Tierchen

Der Krebs reagiert empfindlich auf Verunreinigungen und Störungen in seinem Lebensraum. "Der Weißfichtensee sollte daher frei von Fischen sein", sagt Lukas Bandorf. Weil dies aber offenbar manchen Leuten nicht gefällt, werden immer wieder verbotenerweise Fische im See ausgesetzt. Die Fischereifachbehörde hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Erwischt wurde niemand, auch wenn öfter mal Reste von Angelschnüren entdeckt werden.

Fische stören

Gerade Karpfen, die einen enormen Nährstoffeintrag im Wasser verursachen, durch ihren Kot, aber auch durch das ständige Aufwühlen des Schlamms bei der Futtersuche, sind ein großes Problem", erklärt der Stellvertretende Naturpark-Geschäftsführer: "Die Krebse finden keine Ruhe mehr, wenn sie von Fischen immer wieder aufgescheucht werden, und junge Krebse werden von ihnen gefressen." Im Frühjahr wurden vor Ort immer wieder tote oder apathisch reagierende Krebse gefunden.

Deshalb hat sich der Staatsforst (dem der See gehört) in Absprache mit dem Naturpark (der die Freizeitanlage seit mehr als 25 Jahren betreut) und der Fischereibehörde dazu entschlossen, den See abzulassen, um ihn wieder frei von Fischen zu bekommen. Rund 200 Kilo Weißfisch wurden dem See entnommen, vier große Hechte, Barsche, Brachsen und viele stattliche Karpfen. Mit Hilfe eines Tretzendorfer Fischzucht-Unternehmens wurden Tausende Krebse übergangsweise in Überwinterungsteiche umgesiedelt.

Langsam geht's aufwärts

Die im See verbliebenen Tiere werden die Aktion laut Sven Kaps ebenfalls überleben, da sich der See bereits wieder mit Wasser füllt. Wegen der schwachen Quelle und geringer Niederschläge geschieht dies allerdings nur langsam. "Im Frühjahr oder Sommer wäre der See überhaupt nicht mehr vollgelaufen, daher ist mit dem Ablassen jetzt der Richtige Zeitpunkt gewählt worden", sagt Bandorf. Durch das Ablassen würden nebenher Schwebstoffe beseitigt und er Seegrund setze sich durch den fehlenden Auftrieb des Wassers ab, was sich auch positiv auf die Wasserqualität auswirkt.

Der Mann vom Naturpark hofft jetzt auf ausreichend Niederschläge, um die Kebse nach der Winterruhe im Frühjahr wieder nach Hause zurücksetzen zu können. Und die verantwortlichen bauen darauf, dass der streng verbotene Fischbesatz künftig unterbleibt. Bandorf: "Der Weißfichtensee ist kein Fischteich oder Angel-See, was wir hiermit nochmal betonen möchten."