Wechsel mitten in der Krise: Klinik-Chef Stephan Kolck verabschiedet - Vorbereitungen auf zweite Corona-Welle
Autor: Teresa Hirschberg
Haßfurt, Mittwoch, 22. Juli 2020
Der Abschied fiel Wilhelm Schneider schwer: In der Kreistagssitzung würdigte der Landrat die Arbeit langjähriger, nun aus dem Gremium scheidender Räte sowie des Klinik-Chefs Stephan Kolck. Doch die Nachrücker stellten sich bereits vor.
Jetzt kann sie beweisen, wie krisenerprobt sie wirklich ist: Aufräumarbeiten nach einem Klinikbrand und den Umzug in ein noch unfertiges Altenheim hat Vera Antonia Büchner schon hinter sich. Mit der Übernahme des Vorstandes an den Haßberg-Kliniken hat sich die Diplom-Kauffrau inmitten der Corona-Pandemie einen besonders anspruchsvollen Zeitpunkt ausgesucht. Doch die 36-Jährige sieht es als Herausforderung.
"Natürlich hätte ich mir einen schöneren Zeitpunkt gewünscht, um in den Kreis Haßberge zu wechseln. Im Vorstellungsgespräch hatte ich immer darauf verwiesen, dass ich krisenerprobt bin - jetzt kann ich es wirklich behaupten", erzählte die neue Vorstandsvorsitzende der Haßberg-Kliniken bei der offiziellen Verabschiedung ihres Vorgängers Stephan Kolck. "Der Wechsel während der Corona-Krise zurück in den Krankenhausbereich hat auch für mich bedeutet, von Null auf Hundert zu gehen." Ihre Einarbeitungsphase am Haßfurter Krankenhaus war geprägt von der Corona-Krisenbewältigung. Daher habe sie mit Kolck vereinbart, die ersten drei Monate gemeinsam zu gestalten.
Änderungen und Konstanten an den Haßberg-Kliniken
Dieser gibt seinen Posten nach 28 Jahren ab. Bei seinem Start am 1. April 1992 standen mit der Zusammenfassung zu einer zentralen Krankenhausverwaltung sowie der Umsetzung der neuen Gesundheitsreform gleich große Aufgaben an. Für Kolck haben sich in seinen fast drei Jahrzehnten an den Haßberg-Kliniken eine gravierende Änderung, aber auch eine verlässliche Konstante herauskristallisiert: "Kreiskrankenhäuser als Einrichtungen der Daseinsvorsorge waren damals so selbstverständlich wie Schulen oder Polizeistationen und vor Ort einfach präsent", berichtet Kolck. "Aber in den 1990er Jahren traten immer mehr Tendenzen hervor, dass Krankenhäuser als Wirtschaftsbetriebe bestehen sollen."
Seit der Umstrukturierung zur zentralen Krankenhausverwaltung mussten sich die Haßberg-Kliniken immer wieder dem Konflikt stellen, ihre Aufgabe der Daseinsvorsorge zu bewältigen und gleichzeitig wirtschaftlich mit Ressourcen umzugehen. "Es gibt Gesundheitsleistungen, die wohnortnah notwendig, aber nicht wirtschaftlich erbringbar sind", erklärt Kolck dazu.
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Die Daseinsvorsorge habe in den Haßbergen schließlich die Oberhand gewonnen - auch wenn dies Transferzahlungen des Landkreises nötig machte. "Voraussetzung dafür muss aber sein, dass die angebotenen Gesundheitsleistungen von hoher Qualität sind", betont Kolck. Das Krankenhauspersonal habe in den vergangenen 28 Jahren durch seine Teamfähigkeit genau das leisten können.