Viel mehr als nur Kinderkleidung: Neuer Second-Hand-Laden "Zweimal schön" im Schloss Gleisenau eröffnet
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Teresa Hirschberg
Julia Schätzlein (rechts) und Claudia Werner sortieren die neuesten Teile für den Second-Hand-Laden "Zweimal Schön" ein. Foto: Teresa Hirschberg
Neben Kinderkleidung oder Faschingskostümen werden im Second-Hand-Laden "Zweimal schön" auch Spielsachen zum Verkauf angeboten. Foto: Teresa Hirschberg
Julia Schätzlein (links) und Claudia Werner sortieren die neuesten Teile für den Second-Hand-Laden "Zweimal Schön" ein. Foto: Teresa Hirschberg
Neben Kinderkleidung oder Faschingskostümen werden im Second-Hand-Laden "Zweimal schön" auch Spielsachen zum Verkauf angeboten. Foto: Teresa Hirschberg
Alle Eltern kennen das Problem: Kaum wurde die Garderobe der Kinder aufgestockt, schon passen die neuen Kleidungsstücke nicht mehr. Der Second-Hand-Laden "Zweimal schön" im Schloss Gleisenau (Kreis Haßberge) könnte dieses Dilemma beenden.
Gerade einmal zwei Wochen haben Julia Schätzlein und Claudia Werner gebraucht, um die Kleiderstangen und Regalbretter zu füllen. Ihr persönliches Ankleidezimmer haben die beiden allerdings nicht ausgestattet - dafür wäre ihnen der Großteil der Kleidung wohl auch viel zu klein.
Am 4. Februar ist im Schloss Gleisenau der Second-Hand-Laden "Zweimal schön" eröffnet worden. In einem Zimmer im zweiten Stock des historischen Gebäudes befindet sich nun ein kleines Shoppingparadies mit Nachhaltigkeitseffekt. Faschingskostüme, Spielsachen, Schuhe, aber auch Damenbekleidung sowie Babywiegen und Autokindersitze warten dort auf neue Besitzer. "Wir haben uns auch gewundert, wie viel dabei zusammengekommen ist", sagt Julia Schätzlein, Leiterin der Schulkindbetreuung (SKB).
"Zweimal schön": Mehr als nur Klamotten
Viele Mitarbeiter sowie Eltern haben Kleidung vorbeigebracht, die ihren Kindern zu klein geworden ist, oder Spielsachen, an denen sie keinen Gefallen mehr finden. "Jeder von uns hat das gleiche Problem, dass Kinder schnell aus ihren Klamotten rauswachsen", meint Claudia Werner. "Zum Wegwerfen sind die Sachen aber noch zu schön."
Wer seine aussortierten Kleidungsstücke im Second-Hand-Laden zweitverwerten möchte, darf seine Ware selbst auszeichnen und einen Verkaufs- sowie Mindestpreis festlegen - falls es an der Kasse zu Verhandlungen kommt. "Wir selbst geben aber keine Preise vor", macht Julia Schätzlein deutlich. Die Verkäufer können jederzeit nachfragen, welche ihrer Second-Hand-Stücke bereits verkauft wurden und sich die Einnahmen auszahlen lassen. Zehn Prozent davon gehen an die Gleisenauer SKB. "Das war für keinen der Verkäufer ein Problem", sagt Julia Schätzlein. "Wir werden ja nicht reich davon, aber für einen schönen Ausflug oder einen Kinobesuch mit den Schülern reicht es", fügt Claudia Werner hinzu.
Second-Hand-Idee endlich umgesetzt
Vorbild für das Second-Hand-Angebot war die "Klamottenkiste" in Landsberg, wo Julia Schätzlein zuvor in einer Familieneinrichtung tätig war. Die Idee zu einem eigenen Laden habe sie seitdem nie ganz losgelassen. Im Herbst besprach sie ihre Idee erstmals mit Kollegin Claudia Werner. Bürgermeister Walter Ziegler (BNL) gab sein Einverständnis für die Nutzung der Schlossräume. "So mussten wir auch keinen Laden anmieten", erklärt Schätzlein. "Den Umsatz dafür könnten wir sowieso nicht machen." Seitdem wurden Kleiderständer und Vorhänge besorgt, Verkaufslisten erstellt und ein Flyer gebastelt.
Wer die Namensgeberin des Projektes gewesen sei? "Das war die Julia!", sagt Claudia Werner grinsend und nickt zu ihrer Kollegin hinüber. "Einfach nur Second-Hand-Laden wäre zu banal gewesen", ergänzt Julia Schätzlein. Der Name solle verdeutlichen, dass ein bereits aussortiertes Kleidungsstück in den Augen eines neuen Käufer noch schön sein könne.
Kein Mobbing unter Schülern
Für einige Eltern sei es schlichtweg ein finanzielles Problem, die Garderobe ihrer Kinder ständig auszutauschen. "Das gibt niemand gerne zu. Aber manchmal sieht man es den Kindern an, dass der Geldbeutel der Eltern nicht dick ist", sagt Julia Schätzlein. Sticheleien unter den Kindern, wenn ein Schüler beispielsweise die aussortierten Kleidungsstücke eines anderen trägt, erwarten die beiden Initiatorinnen nicht. "Sie ziehen wahrscheinlich eher etwas von einem fremden Kind an, als die abgetragenen Sachen der eigenen Geschwister", meint Julia Schätzlein. Ausschlaggebend sei aber auch, ob die Eltern Second-Hand-Kleidung kategorisch ablehnen und diese Haltung bereits auf ihre Kinder projiziert hätten.
In den vergangenen Wochen sei auch erstaunlich viel Damenbekleidung verkauft worden. "Wir haben schon gerätselt, wo der nächste Second-Hand-Laden sein könnte", erzählt Julia Schätzlein. Anscheinend habe "Zweimal schön" eine Marktlücke im Landkreis füllen können, einen weiteren Second-Hand-Shop gibt es beispielsweise in Haßfurt. Obwohl sich viele der Verkäufer und Käufer untereinander kennen, habe es bisher keine Hemmschwelle beim Second-Hand-Shopping gegeben. "Im Gegenteil: Viele freuen sich einfach darüber, billig ein Markenteil zu ergattern", betont Claudia Werner. Außerdem sei das Einzugsgebiet des Ladens groß. Die Wahrscheinlichkeit, seinen aussortierten Kleidungsstücken beim Einkaufen an einer anderen Frau zu begegnen, ist also eher gering.
Shoppen im Schloss: Der "Zweimal schön"-Laden
Öffnungszeiten Der Second-Hand-Laden "Zweimal schön" hat montags und donnerstags von 14.30 bis 16 Uhr geöffnet, während der Faschingsferien nur montags. Er befindet sich im zweiten Stock des Schlosses Gleisenau. Listen für Verkäufer werden bei der Schulkindbetreuung ausgegeben, die Annahme von neuer Ware ist jederzeit möglich. Mehr Informationen zu "Zweimal schön" gibt es auch bei Julia Schätzlein unter der Handynummer 0171/543 66 77.