Das Landratsamt Haßberge prüft immer noch Grundstücke, die als Standort für ein Tierheim in Frage kommen. Die Vorschläge werden "ernsthaft und intensiv" unter die Lupe genommen. Der Favorit bleibt offensichtlich der Raum Zell.
Der Landkreis hat in Sachen Tierheim noch keine Entscheidung getroffen. Es laufen noch Prüfungen für Grundstücke, die eventuell als Standort für ein dringend benötigtes Tierheim in Frage kommen. Möglicherweise sei im Oktober eine Entscheidung möglich, deutet das Landratsamt Haßberge auf eine Anfrage unserer Zeitung an.
Vor Jahren war das Tierheim in Haßfurt geschlossen worden. Seither gibt es keine solche Einrichtung für den Landkreis. Sie wird aber dringend benötigt, und einen Betreiber gäbe es auch: die Tierschutzinitiative Haßberge mit Sitz in Oberschwappach. Was fehlt, ist ein Tierheim.
Den Standort für einen Neubau meinte der Landkreis schon gefunden zu haben. Auf dem Gelände einer alten Gärtnerei bei Zell in der Gemeinde Knetzgau sollte das neue Tierheim errichtet werden. Der Landkreis kaufte das Areal, und der Kreistag fasste die entsprechenden Beschlüsse. Allerdings gab es in einer Informationsveranstaltung im Sommer im Zeller Sportheim heftigen Widerstand der Bürger. Sie fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt und protestierten gegen den Standort. Auch mit dem Argument, dass ein Tierheim auf dem Gärtnerei-Gelände zu nahe am Ort wäre.
"Eine Reihe an Grundstücken" Landrat Wilhelm Schneider (CSU) versprach, Vorschläge für alternative Standorte anzunehmen und sie zu prüfen. Eine Acht-Wochen-Frist räumte er dafür ein. Die ist Ende Juli abgelaufen. Bis dahin kristallisierte sich als Favorit ein alternatives Grundstück heraus, auch bei Zell, aber weiter weg vom Ort als die alte Gärtnerei.
Jetzt bestätigte das Landratsamt, dass dem Landkreis "eine Reihe an Grundstücken vorgeschlagen worden" sei, die nun von allen zuständigen Stellen im Landratsamt geprüft werden. Die Prüfung laufe noch, teilte die Behörde zum Stand des Verfahrens mit. Sobald die Bewertung abgeschlossen ist, wird der Landrat zu gegebener Zeit - voraussichtlich im Oktober - die Landkreisgremien informieren. "Danach wird eine Informationsveranstaltung für die Bürger in Zell stattfinden", lässt das Landratsamt Haßberge weiterhin wissen. Das könnte ein deutlicher Hinweis darauf sein, dass der Raum Zell immer noch der Standort-Favorit ist.
Landrat Wilhelm Schneider ist es laut Landratsamt "wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Acht-Wochen-Frist gesetzt wurde, um Vorschläge für Alternativ-Standorte einzuholen. Jedem müsste also klar sein, dass man nach den acht Wochen noch zu keinem Endergebnis kommen kann. Die Grundstücke werden alle ernsthaft und intensiv geprüft, ob sie als Standort für ein Tierheim überhaupt in Frage kommen. Das braucht selbstverständlich Zeit und will nicht übers Knie gebrochen werden", erklärt die Landkreisbehörde in Haßfurt.
Kommentar von Redakteur Klaus Schmitt: Sorgfalt vor Schnelligkeit Es zieht sich, das Thema Tierheim. Seit mehreren Jahren schon steht der Landkreis Haßberge ohne ein Tierheim da, nachdem das Veterinäramt am Landratsamt Haßberge die Einrichtung in Haßfurt geschlossen hatte.
Die Hoffnung ist groß, dass im Oktober oder zumindest kurze Zeit später Nägel mit Köpfen gemacht werden können und ein Standort für einen Neubau gefunden wird. Ein Standort, der in der Bevölkerung akzeptiert wird. Noch prüft das Landratsamt die verschiedenen Vorschläge für die Grundstücke, die in Frage kommen. Wenn am Ende das Ergebnis steht, dass ein Tierheim gebaut werden kann, dann haben sich die Mühen gelohnt. Und dass es viel Zeit gebraucht hat, ist zu verkraften. Hier gilt: Sorgfalt geht vor Schnelligkeit.
Auf keinen Fall sollte passieren, dass ein neuer Standort ins Gespräch und dann wieder zu Fall gebracht wird. Jetzt muss ein Resultat her. Der frühere Landrat Rudolf Handwerker hat sich an der Standortfrage bereits die Zähne ausgebissen, und sein Nachfolger Wilhelm Schneider will einen Misserfolg zu Beginn seiner Amtszeit sicher vermeiden. Und im Sinne einer sachgerechten Fundtierbetreuung muss der Schwebezustand enden.
Ein Problem besteht doch darin, dass es im Landkreis keinen zentralen Ort gibt. Niemand wird einen Fundhund von Memmelsdorf in Unterfranken über 40 Kilometer weit in einen Ort im Steigerwald fahren, dessen Name und geografische Lage bis dato weitgehend unbekannt war. Stattdessen wird man das 20 Kilometer nahe Coburg ansteuern. Die Rentweinsdorfer natürlich Bamberg und die Aus-was-weiß-ich-woher-bei Schweinfurt-Kommenden wenden sich freilich ans Schweinfurter Tierheim. Wenn den ganzen Landkreis gar nicht geben würde, dann hätte man auch dieses Problem nicht und die Zeller könnten in Ruhe gelassen werden.
"Vor Jahren war das Tierheim in Haßfurt geschlossen worden." Alles schön und gut. Aber was soll man von einem Landkreis halten, der es nach x Jahren nicht fertigbringt, ein Tierheim für 8 Hunde und 20 Katzen zu bauen? "Sorgfalt vor Schnelligkeit" ist da sicher ironisch gemeint. Man wird sich fragen dürfen, ob es überhaupt Sinn macht, so einen Landkreis grundsätzlich fortzuführen oder ob ein Ende mit Schrecken nicht besser ist als ein Schrecken ohne Ende. Hier zeigt sich an einem Fall von vielen, dass kleine Landkreise heute eben nicht mehr ausreichend handlungsfähig sind. Wie im übrigen Deutschland sollten sinnvoll große, handlungsfähige Landkreise gebildet werden. Nebenbei kann die historisch gewachsene Gebietsorientierung der Menschen, wie sie vor der Kreisreform 1972 bestanden hat, wieder repariert werden.
Die Professionalität fehlt halt einfach im Kreis. Die kann es hier auch nicht geben, weil wer was kann, ist abgewandert.