Schwester Adora widmete sich verstärkt pfarrgemeindlichen Aufgaben im Seelsorgebereich, im Pfarrbüro und im Organistendienst. Während des Kriegs war sie nach einem Räumungsplan im Fall eines Fliegerangriffes dafür zuständig, die Kinder aus dem Chorbereich der Pfarrkirche in einen Keller im Finanzamtsgebäude zu geleiten.
Die klösterlichen Lehrkräfte wurden dann bei der Wiedereröffnung der Volksschule im Oktober 1945 als erste wieder in das Lehramt berufen. Die heute noch bei vielen in Erinnerung gebliebene Schwester Hathumont Stößel kam erst 1948 an die Zeiler Schule und war 20 Jahre - bis zu ihren frühen Tod - dort tätig.
Auch als Sekretärin tätig
Schwester Adora fungierte im Pfarrhaus auch als Sekretärin des Zeiler Stadtpfarrers Bernhard Rüdenauer. Von einem Termin in Lülsfeld war am Allerseelentag 1956 der Wagen des Geistlichen Rates mit Schwester Adora als Beifahrerin auf der Rückfahrt nach Zeil bei Dampfach in ein unbeleuchtetes landwirtschaftliches Fahrzeug gefahren. Ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, starb Rüdenauer im Krankenhaus in Haßfurt.
Journalist Heiner Schneier war nahezu zeitgleich mit dem Rettungsfahrzeug am Unfallort eingetroffen. Er half noch mit, die nicht so schwer verletzte Schwester Adora in ein Privathaus zur Erstversorgung zu tragen. Im St. Josefs-Krankenhaus stellte man fünf Rippenbrüche fest: Sicherheitsgurte und Airbags waren damals noch unbekannt.
Adora lebte und wirkte als klösterliche Schulschwester weitere elf Jahre. Nach kurzer Krankheit starb Adora Baumbach mit 73 Jahren. Auf ihrem Sterbebild ist zu lesen, dass sie mit großer Liebe und Geduld die Kinder zu Wissen und Wahrheit führte und ihren Priestern durch ihr stilles Wirken, Beten und Opfern geholfen habe.
Schwester Adora hinterließ umfangreiche heimatgeschichtliche Aufzeichnungen. Auf die konnte später der Stadtchronist Hermann Mauer zurückgreifen. Auch arbeitete die Ordensschwester an einer Chronik von allen aus der Pfarrei Zeil stammenden Priestern und Ordensleuten der letzten fünf Jahrhunderte. Als der aus dem KZ Dachau kurz vor Kriegsende nach Zeil zurückkehrende Pfarrer Fritz Seitz, dessen Mutter am Kaulberg wohnte, an Pfingsten 1945 eine erschütternde Predigt über seine Erlebnisse hielt, notierte Schwester Adora für die Nachwelt den Wortlaut mit.
Das strenge Regiment der Schullehrerin Adora Baumbach war sicher auch der damaligen Zeit geschuldet. So reimte einmal bei einem Klassentreffen ihre einstige Schülerin Brigitte Böllner, geb. Scheuring: "Am ersten Schultag hat sicher kaner von uns geflennt. Denn die Schwester Adora hat doch jeder gekennt. Die hat gewiss ghabt mit uns ihr große Plag. Denn wir warn über 70, wie ich mich erinnern mag. Heut machen sa da sicher drei Klassen draus. Denn die heutigen Lehrer halten nimmer so viel aus."
Die letzte Ehre
"Jeder Regentropfen ist eine Träne", heißt ein irisches Sprichwort bei Beerdigungen. Als Schwester Adora an einem Julitag 1967 im Kreuzfriedhof beerdigt wurde, weinte der Himmel viele bittere Tränen. Doch der wolkenbruchartige Regen konnte die vielen Trauergäste nicht davon abhalten, der verdienstvollen Ehrenbürgerin die letzte Ehre zu erweisen.